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Freistempel
Von O. Lüders, Dresden

Ein neuer Zweig der Philatelie beweist seine Lebensfähigkeit. Wie die Luftpostsammlung mehrere Gebiete, Marke und Stempel, so lässt sich auch die Freistempel-Familie in mehrere Gruppen teilen. Frankotyp oder Selbststempel, Freistempel, Gelegenheits- und Werbestempel und Gebührenablösungsstempel sind neben dem älteren Feldpoststempel die verbreitetsten. Alle haben ihre Besonderheiten. Die Frankotypsammlung, welche sich in Danzig vorstellt, ist kaum fünf Jahre alt und zeigt doch schon einen Umfang, der manches reiche Markenland in den Schatten stellt.

Als Kind der Jetztzeit trägt es ganz den Stempel der Massen und ist in seiner Eigenart der Reklame ganz verfallen.
Was diese in Wort und Schrift bietet, zeigt die Sammlung wie kaum ein anderes Objekt. Dies aber berechtigt seine Sammelfähigkeit nicht. Der Briefmarkenfreund will ein Dokument der Zeit haben.
Ob er das in der Frankotypsammlung findet? Ueberlassen wir das Urteil dem Beschauer.

Bei der Zusammenstellung ist in mir der Sammeleifer erwacht, und genau in derselben Form denke ich mir, haben einst unsere Vorkämpfer begonnen, Briefmarken zu sammeln. Kein Händler bietet in Prospekten die Stempel an, nur die Suche, das Sammeln bringt die Stücke zusammen, woraus dann das Gesamtbild entsteht. Nicht der Geldbeutel, sondern die Freude an der Sache bringt die Sammlung. Und Besonderheiten wie sie der Briefmarkensammler sucht und begehrt! Der Freistempel bietet sie besser als die Briefmarke. Doppelfrankaturen in der komischsten Zusammenstellung entstehen ungewollt. 38-Pfg.-Briefmarken (Porto für Ortseinschreibebrief) hat die deutsche Post noch nicht geschaffen. Doch der 38-Pfg.-Stempel ist da.

Sollte es einen Briefmarkenfreund nicht freuen, wenn er eine Doppelfrankatur. von 7 und 1 Pfg. findet ? Ich glaube doch.
Die Philatelie ruft nach Nachwuchs. Was ist es, was die jungen Sammler abhält, die Sammlung weiter zu pflegen? „Die Unerreichbarkeit der alten Marken".

Bei der Freistempelsammlung ist jedem Sammler die Möglichkeit gegeben, sich mit allen, auch beim Briefmarkensammeln vorkommenden Variationen zu befassen, deshalb ist es die beste Gelegenheit, unserem schönen Sport neue Freunde und Anhänger zuzuführen. Billigkeit, leichtes Erfassen aller Stempel, eigene Phantasie und Sammeln, sind die Grundsätze zum Aufbau einer Sammlung und findet bei den Freistempeln nicht jeder diese Vorzüge in allen Teilen.

Deshalb soll der Ruf „Sammelt Freistempel, die Briefmarke der Zukunft", zugleich Mahnruf an die Briefmarkenfreunde sein?

Wie lange wird es dauern, und der Freistempel findet Einlass in Händlerkreise. Preise werden gefordert und Raritäten erscheinen, und eine neue Möglichkeit, unserem beliebten Gebiet neues Leben einzuflössen, ist vorüber. Sicherlich zum gTossen Nachteil der Philatelie und seiner weiteren Blüte. Wer bezweifelt noch die Zukunft des Freistempels? Die Zahl der ca. 2000 deutschen Freistempel geben die Antwort. Jetzt sind es nur die grossen Firmen, die kleinen folgen und die Aufstellung der Freistempelautomaten wird dem Briefkasten auch die Gewissheit seiner

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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 44.