Postkarte vom 24.10.39 an Rudolf Lorenzsonn in Nomme/Estland.
Transitstempel Kônigsberg vom 26.10.39
Zensurstempel der Auslandsnachrichtenprüfstelle Kônigsberg (Pr.)
Stempel Von der Wehrmacht zugelassen
Text:
» Lieber Morit=! Wir sind gliicklich in Danzig gelandet. Die Seefahrt war grofartig und zu fressen
bekamen wir auf dem Dampfer ,,Der Deutsche“ mehr als genug. Hier in Danzig sind wir in
Privatwohnungen in einzelnen Familien untergebracht und fühlen uns sehr gut. Wenn Du kommst, so
nimm unbedingt von Herrn A. Jonun ein ähnliches Zeugnis und Du kannst im StraBenbau ein Gehalt bis
RM 400,- erzielen. Damit kann man hier sehr gut leben. Meine Laune ist vorläufig sehr gut, und hoffe,
dass es auch so bleiben wird, denn hier sagt man, dass es noch besser wird an Ort und Stelle und bei der
Arbeit. Habe hier noch keinen Juden angetroffen.
Hier ist es noch warm, so bis 7-8° wärmer und die Menschen wundern sich, dass wir in Wintersachen
angezogen sind. Wir wissen es vorläufig noch nicht, wohin wir kommen, obwohl manche Sachen schon
vorausgeschickt sind. Wenn Du kommst, so nimm so viel wie méglich mit, denn mitnehmen erlauben die
Esten alles und hier ist es gut, wenn man Etwas hat. Mit herzlichem Gruf8 an Deine Frau Wirtin und Dich
selbst.
Dein Morit=“
Nach Beendigung des Polenfeldzuges wurde in den annektierten Gebieten eine - wie es im SSJargon hie - rassische Flurbereinigung durchgeführt: Die Deutschen ermordeten, deportierten oder vertrieben vor allem Juden und nicht eindeutschungsfähige Polen zu Hunderttausenden in das Generalgouvernement. Damit sollte Platz geschaffen werden für deutsche
Umsiedler, die als Minderheiten ôstlich der Reichsgrenze lebten.
Unter der Parole Heim ins Reich sollten die mehrheitlich aus dem Baltikum, Rumänien und dem
ukrainischen Wolhynien stammenden Volksdeutschen das Wartheland und Danzig-WestpreuBen besiedeln und germanisieren.
Rundschreiben 272, Seite 3687
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Added: 11/08/2023
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