Ich machte mich auf den Weg zum Hafenkanal, um besser zur Westerplatte schauen zu können.
Auf dem Weg sah ich in der Salzstraße große Verwüstungen, mehrere Bombenrichter stammten
aus dem Stuka-Angriff. Durch die Erschütterung wurde das alte Zollhaus aus der Zeit Friedrich
des Großen sehr stark beschädigt.
Am Hafenkanal in der Hafenstraße war ein Kran vor dem Ankerspeicher durch den Beschuss auf
einen Eisenbahnwaggon und einen Sanitätswagen der Wehrmacht gestürzt. In der Weichsel- und
Schleusenstraße wurden auch einige Häuser, die in der Schusslinie der „Schleswig-Holstein“
lagen, beschädigt.
Auf der Westerplatte selbst sah es natürlich wüst aus. Der Wald hatte unter dem Beschuss stark
gelitten, viele Bäume waren umgeknickt. Die sogen. „Rote Mauer“, welche die Westerplatte auf
der Landseite umschloss, war zum größten Teil zerstört und dadurch das Gelände auf der
Westerplatte so frei, dass man von Neufahrwasser aus sogar einen großen Erdbunker sehen
konnte.
Noch bevor Adolf Hitler am 19. September 1939 Danzig besuchte, konnten wir in Begleitung eines
Besatzungsmitgliedes der „Schleswig-Holstein“ die Westerplatte besichtigen. Der Wald hatte sich
so stark gelichtet, dass ein weites Blickfeld entstanden war. Hinter dem Eisenbahntor lag noch der
ausgebrannte Kesselwagen, mit dem man die polnische Besatzung der Westerplatte ausräuchern
wollte.
Wir gingen weiter und sahen, dass ein Betonbunker durch einen Bomben-Volltreffer eingestürzt
war und die polnische Besatzung unter sich begraben hatte. Der alte Erdbunker, wohl noch aus
dem Anfang des 19. Jahrhunderts, überstand den Angriff. Im über einen Meter dicken Erdreich
über dem Bunker waren Bombentrichter zu sehen. Auch das Kasernengelände war größtenteils
zerstört worden; die Westerplatte war also ein einziges Trümmerfeld.
Der nachfolgernde Beleg vom 1.9.39 ist ein interessantes Zeitdokument zum Beginn des 2.
Weltkrieges.
Auf der Rückseite steht:
Danzig-Lgf. 1.9.39
Robert hat die erste Karte zu schnell eingesteckt. Wir hatten noch nicht alle unterschrieben. Hier
läuten die Glocken überall. Herzliche Grüße! Gebe Gott, daß alles gut geht. (Name)
Liebe Eltern! Möge alles gut gehen! 10 vor 5 h früh der 1. Schuß! Herzlich grüßt Euch alle
Friedel.“
So weit der Text.
Heute wissen wir, dass es nicht gut ging: 70 Millionen Tote, davon 24 Millionen
Sowjetbürger, 20 Millionen Chinesen, 5,6 Millionen Polen und 7,7 Millionen Deutsche.
Rundschreiben 273, Seite 3727
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Added: 12/08/2023
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