Aus alten Unterlagen
Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, martin.jenrich@web.de
Die endgültigen Grenzen des Freistaates (Lit.-Nr. 488)
„Danziger Neueste Nachrichten“ vom Mittwoch, 8. Dezember 1920:
Die Grenzkommission Danzig hat in den Sitzungen vom 1. bis 4. Dezember 1920 die
Grenzen der Freien Stadt Danzig gegen Polen längs der Weichsel und gegen
Deutschland längs der Nogat, im Frischen Haff und auf der Nehrung festgesetzt.
Die Grenzen verlaufen folgendermaßen:
Gegen Polen
Vom Treffpunkt der Gemeindegrenzen Kohling, Güttland und Mühlbanz (etwa 200 Meter
östlich der Eisenbahnlinie Dirschau - Danzig) fällt die Landesgrenze mit der südlichen
Gemeindegrenze von Güttland zusammen, bezieht den nördlichsten Teil der Gemeinde
Czattkau (Vogelgreif und dazugehörige Ländereien) in das Freistaatgebiet ein und führt
zur Mitte der Hauptfahrrinne der Weichsel auf einen Punkt, der etwa 550 Meter südlich
vom Schnittpunkt der südlichen Gemeindegrenze von Güttland mit der Mitte der Weichsel
liegt. Von hier folgt die Grenze der Mitte der Hauptschifffahrtsrinne der Weichsel
stromaufwärts bis zur Abzweigung der Nogat bei Montauer Spitze.
Die Weichselbrücken bei Dirschau und das unter den Brücken befindliche Land am
Ostufer der Weichsel bis zu einer Linie 20 m nördlich der Eisenbahnbrücke und 20 m
südlich der Straßenbrücke fallen an Polen. Die interessierte Landbevölkerung sowie die
Deich- und Strombeamten auf Danziger Gebiet erhalten hier das Recht des freien
Durchgangs. Auf dem östlichen Brückenkopf bleibt eine 7 m breite Zone auf der
Deichkrone in Danziger Besitz.
Gegen Deutschland
Von der Abzweigung der Nogat bei Montauer Spitze führt die Grenze zunächst auf dem
südlichen Nogatufer entlang, belässt die Einlaßbauwerke der Nogat bei Weißenberg bei
Danzig und gewinnt dicht unterhalb dieser Bauwerke die Mitte der Hauptschiffahrtsrinne
der Nogat. Dieser folgt die Grenze talwärts durch die Breite Fahrt, den Bieberzug und die
Westrinne bis zum Frischen Haff mit folgenden zwei Ausnahmen:
1. Die auf dem östl. Nogatufer liegenden Wernersdorfer Kampen kommen zu Danzig.
2. Die Nogatbrücken bei Marienburg fallen an Deutschland.
Im Frischen Haff folgt die Grenze der Mitte des Danziger Fahrwassers bis zum
Leuchtturm im Elbinger Fahrwasser und führt von dort in gerader Linie zur westlichen
Gemeindegrenze von Pröbbernau auf der Nehrung. Die Grenze fällt hier zunächst mit der
Grenze von Pröbbernau zusammen und verläuft dann zum Westrand des
TheerbudenSeeweges bis zur Ostsee.
Hiermit sind die Grenzen der Freien Stadt Danzig überall endgültig festgesetzt.
Nach dem 1. Weltkrieg musste das Deutsche Reich mit Inkrafttreten des Versailler
Vertrags am 10. Januar 1920 die westlich der Nogat gelegenen Teile der
westpreußischen Kreise Elbing und Marienburg an die neugebildete Freie Stadt Danzig
abtreten. Aus diesen Gebieten wurde der Landkreis Großer Werder gebildet, der am 20.
Oktober 1923 in Landkreis Großes Werder umbenannt wurde.
Zum 24. Dezember 1920 wurde die Nordostgrenze der Freien Stadt Danzig zu
Gunsten des Deutschen Reiches dahingehend abgeändert, dass die Orte
Pröbbernau, Zeyerniederkampen und der Gutsbezirk Nogathaffkampen aus dem
Landkreis Großes Werder an den Landkreis Elbing zurückfielen.
Rundschreiben 278, Seite 3943
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Added: 23/04/2024
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