Kurtaxkarte vom Ostseebad Zoppot
aus dem Jahre 1938 mit Werbung für die
Richard-Wagner-Festspiele.
Der Gemeinderat von Zoppot, der sich des Fremdenverkehrs, der seiner Stadt Wohlstand brachte,
bewusst war, änderte häufig den Zusatz auf einigen Stempeln der Frankiermaschine für
Postsendungen. Auf diese Weise warben diese Stempel von 1931 bis 1939 im Voraus für
bestimmte Aufführungen in der Waldoper (hauptsächlich von Wagner). Einige der geänderten
Aufschriften wurden nur für sehr kurze Zeit verwendet, andere für einige Monate. Ausnahmsweise
wird der Wortlaut von 1931 im Wolff-Katalog bereits ab dem 17. Juni 1929 verwendet, was der
Autor als merkwürdig empfindet, und zwar bis zum 5. Mai 1931. Nach den Erfahrungen des
Verfassers sind Beispiele dieser \"Waldoper-Absenderfreistempel\" schwer zu finden, insbesondere
solche mit guten, klaren Abdrucken.
Die von den Zoppoter Gemeindeämtern verwendeten Umschläge waren in der Regel mit einer
gedruckten Schrifttafel verziert, die für die verschiedenen Attraktionen der Stadt warb, darunter
natürlich auch für die Waldoper, was eine attraktive Ergänzung zu den Absenderfreistempeln
darstellte.
Es gibt auch einen Zoppoter Maschinenstempel mit Werbeeinsatz für die Richard-WagnerFestspiele 1941, wobei die derzeit bekannten Verwendungsdaten lt. Wolff-Katalog Band 2
zwischen dem 26. Mai und dem 3. September 1941 liegen. In Anbetracht der Tatsache, dass die
letzte Aufführung (von Die Meistersinger von Nürnberg) dieser Spielzeit am 17. August stattfand,
erscheint es merkwürdig, dass der Werbeeinsatz noch über zwei Wochen danach verwendet
wurde.
Für Ephemera-Sammler wie den Autor (Ephemera: Dinge, die für einen einmaligen bzw.
kurzen Gebrauch bestimmt sind, insbesondere Papierprodukte- Red.) werden gelegentlich Karten,
Programme und anderes Material der Zoppoter Waldoper auf dem Markt angeboten
Ich komme nun auf die Entwicklung der Waldoper ab 1922 unter ihrem neuen
Generalintendanten zurück. Hermann Merz beschloss, Wagners Siegfried zu inszenieren, wofür er
den aufstrebenden Dirigenten Hans Knappertsbusch engagierte, der im selben Jahr gerade auf
den prestigeträchtigen Posten des Musikdirektors der Bayerischen Staatsoper in München berufen
worden war. Merz traf eine vorausschauende Wahl, denn Bayreuth sollte erst 30 Jahre später den
beeindruckenden Wagnerianer Knappertsbusch entdecken. Auch für die Hauptrollen des Siegfried
verpflichtete Merz hochkarätige Sänger. Das Orchester der Waldoper hatte sich bis dahin aus
Mitgliedern des Danziger Staatsorchesters zusammengesetzt, aber Merz holte Musiker aus einer
Reihe bedeutender deutscher Theater, um sein Orchester von 70 auf 125 Spieler zu vergrößern,
und der Chor wurde sogar auf 500 Sänger vergrößert. All dies stand im Einklang mit der
kolossalen Naturbühne von Zoppot, die 95 m breit und 100 m tief war (im Vergleich zu den
Abmessungen des für das Publikum sichtbaren Teils der Bühne des Bayreuther Festspielhauses
von nur 12 Quadratmetern). Fünf Aufführungen fanden am 30. Juli, 1., 3., 6. und 8. August statt.
Die „Danziger Volksstimme“ berichtete, dass bei der letzten \"großen und erhebenden\" Aufführung
etwa 5.000 Zuschauer anwesend waren.
Wie enttäuschend muss es für alle Beteiligten gewesen sein, dass die Hyperinflation der
Danziger Währung Merz\' Pläne für eine Lohengrin-Aufführung im Jahr 1923 zunichte machte.
Stattdessen gab es nur eine konzertante Aufführung von Ausschnitten aus Wagners Schaffen.
Literaturbeilage 417, Seite 7
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Added: 19/05/2024
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