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Aus alten Zeitschriften und Zeitungen
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@vanwaardhuizen.com]

Briefmarken-Rundschau vom 10. März
Beilage der Danziger Zeitung Nr. 10 (Zweiter Jahrgang)

Eine treffende Abfuhr

Die Oberste Postbehörde in Danzig sendet den Leipziger „Germania-Berichten“ folgende Erklärung,
die wir im Interesse der Sache und Danzigs auch an dieser Stelle zwecks weiterer Verbreitung
veröffentlichen möchten:
In Nr. 11/12 1920 der Germania-Berichte bringen Sie unter „Vermischtes“ Ausführungen über die
Danziger Postverwaltung und ihre Beamten, die weit über das Maß einer zuverlässigen Kritik hinaus
gehen. Sachlich erwidern wir folgendes: Die Danziger Postverwaltung ist Anfang Juni 1920 als
selbständiges Danziger Staatsinstitut eingerichtet worden. Vor diesem Zeitpunkt hatte die deutsche
Postverwaltung des abgetretenen Freistaatsgebietes auf Wunsch maßgebender Danziger Kreise die im
Frühjahr 1920 bei der Reichsdruckerei bestellten Postwertzeichen durch die Druckerei mit einem
geraden Aufdruck „Danzig“ versehen lassen.
Mit dem Übergange der Postverwaltung auf den Danziger Staat ergab sich, um die Portoeinnahmen
für diesen sicherzustellen, die Notwendigkeit, sämtliche noch im Freistaat vorhandenen Postwertzeichen ohne Aufdruck mit dem Überdruck „Danzig“ zu versehen, und zwar sämtliche Sorten von
kursfähigen Marken, um diese zu verwerten. Zu dem Zwecke wurden auch die noch in den Händen des
Publikums befindlichen Postwertzeichen eingezogen. Die Auflagenhöhe der einzelnen Markensorten
war selbstverständlich eine verschiedene. Da es sich herausstellte, dass einzelne Markensorten nur in
geringer Zahl vorhanden waren, wie die Marken zu 60 Pfennig, 1 und 2 Mark („großer Innendienst“
Red.), wurde angeordnet, dass diese nicht an das Publikum verkauft, sondern zum Frankieren
unfrankiert eingelieferter Sendungen von den Beamten verwendet werden sollten. Wenn sie gleichfalls
ungestempelt in die Hände des Publikums gelangt sind, so geschah das gegen die Absicht der Postverwaltung.
Die Notwendigkeit, statt des graugrünen einen violetten Unterdruck bei den Marken mit höheren
Werten anzuwenden, ergab sich aus technischen Gründen, weil der graugrüne Unterdruck u. a. bei
den in 1 Mark-Marken umgewerteten 30-Pfennig-Marken nicht genügend zur Geltung kam.
Für das Überdrucken der Marken waren somit dienstliche Interessen maßgebend. Von den Druckzufälligkeiten, die erfahrungsgemäß bei der Massenherstellung von Drucksachen leicht auftreten (z. B.
fehlender Unterdruck, Wellenbogen nach oben statt nach unten usw.) hat die Postverwaltung erst
durch Mitteilungen aus Sammlerkreisen Kenntnis erhalten. Der Vorwurf der Ausbeutelei des
Publikums durch die Postverwaltung ist hiernach durchaus ungerechtfertigt. Hierzu hätten der
Verwaltung ganz andere Mittel und Wege zur Verfügung gestanden.
Wir würden trotz der ungerechtfertigten Angriffe zu dem Artikel keine Stellung genommen haben,
wenn die Schlussausführungen nicht die Danziger Beamtenschaft geradezu des Markendiebstahls
bezichtigen. Diese Beschuldigungen entbehren jeder Begründung. Wer nur einigermaßen mit
postalischen Betriebsverhältnisse vertraut ist, weiß, dass die vorgeschriebene Bescheinigung des
Fehlens einer Marke auf einem Brief keinen Schluss auf den Täter und den Ort der Entwertung
zulässt. Auch lässt das Fehlen einer Marke nicht immer auf deren Entwendung schließen. Wie die
amtliche Verfolgung zahlreicher Einzelfälle ergeben hat, sprechen alle Umstände dafür, dass
Markenverluste im Bereich der Danziger Postverwaltung kaum vorgekommen sind. Die Danziger
Postbeamten haben jederzeit Gelegenheit, auf ordnungsmäßiger Weise sich die Marken zu kaufen. Die
Tatsache, dass Marken entwendet werden, soll weder beschönigt, noch bestritten werden. Es verrät
aber einen großen Mangel an Sachlichkeit, Einzelfälle zu verallgemeinern und im Zusammenhang
damit leichtfertige Beschuldigungen gegen einen ganzen Stand ehrenhafter Beamte zu richten.
gez. Zander

Rundschreiben 282, Seite 4108

 


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Added: 09/06/2024
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