Am 31. August 1939 empfing Burckhardt den englischen Vertreter F. Shepherd.
… Wir hörten nach Tisch die letzten Nachrichten und erzählten uns gegenseitig, wie wir die
letzten Tage mit dem Verbrennen von Berichten und privaten Aufzeichnungen verbracht
hatten. Shepherd verließ mich um 22.30 Uhr. Um 23 Uhr war ich allein im Hause noch wach,
als an der inneren Haustür laut geläutet wurde, die äußere Tür war augenscheinlich mit
einem Schlüssel von der Anfahrt aus geöffnet worden. Niemand von der Dienerschaft zeigte
sich. Auf das zweite heftige Klingelzeichen hin öffnete ich selbst, zwei Männer drangen ein,
die sich barsch als Vertreter der geheimen Staatspolizei auswiesen.
Sie erklärten mir, ich dürfte das Haus nicht verlassen, die Telefonleitung sei unterbrochen,
und ich hätte mich bereit zu halten, noch in der Nacht den Gauleiter (Forster; Red.) zu
empfangen, der mir eine wichtige Mitteilung zu machen habe. Ich erwiderte, daß ich mich
nun zurückzöge, um zu schlafen, den Gauleiter würde ich am nächsten Morgen sehen.
Geweckt wurde ich um 4 Uhr morgens durch die ersten Explosionen … Der Gauleiter
erschien punkt 8 Uhr früh mit großem Gefolge. Er eröffnete mir in einer kurzen Rede, ich sei
der Vertreter des Versailler Vertrags, den Versailler Vertrag habe der Führer zerrissen, in
zwei Stunden würde die Hakenkreuzfahne auf der Residenz der gewesenen Hohen
Kommissare aufgezogen werden, die polnischen Vertreter seien alle verhaftet, ich hätte das
Territorium innerhalb von zwei Stunden zu verlassen. Ich antwortete, indem ich einen kurzen
Protest formulierte, worauf der Gauleiter mir plötzlich erklärte: „Persönlich habe ich nichts
gegen Sie“, was der Situation eine ganz bestimmte Lächerlichkeit verlieh.
Ich drehte ihm den Rücken zu, setzte mich ans Steuer meines Wagens und fuhr, gefolgt von
einem Polizeiwagen, den ich schon vor der Weichselfähre verlor, über Königsberg nach
Kaunas…
Am 1. September 1939 um 4.45 Uhr erfolgt der Angriff auf die Westerplatte, eine Halbinsel
vor Danzig, auf der die polnische Armee ein befestigtes Munitionslager mit etwa 218 Mann
Besatzung unterhält. Die Schüsse der \"Schleswig-Holstein\" gelten bis heute als Beginn des
Zweiten Weltkrieges.
Der Kreuzer „Schleswig-Holstein“ beschießt am 1.9.1939 die Westerplatte.
Rundschreiben 285, Seite 4207
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Added: 10/11/2024
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