>>>Der interessante Beleg; R-Brief aus Danzig-Langfuhr nach den Niederlanden.
Ton Hulkenberg.
Der Brief stammt aus einer Korrespondenz eines freiwilligen (?) niederländischen Postbediensteten in Danzig. Alle seine Briefe und Karten tragen auf der Rückseite eine vollständige Adressangabe in Blockschrift. Er war in der Karthäuser Str. 199 in Danzig-Emaus untergebracht.
Der hier abgebildete Brief hat als Absender aber nur den Namenszug. Er wurde bei der Kontrolle sofort aussortiert, weil der Wegfall einer Absenderangabe nicht zulässig war. Damit begann eine Reise, die mindestes 11 Tage dauerte.
Der R-Brief wurde am 31.1.44 in DANZIG-LANGFUHR 1 abgestempelt, ging dann an die Aus-landsbrief-Prüfstelle Köln, wurde dort geöffnet, überprüft und wieder verschlossen. Der „Zurück“-Stempel ist wahrscheinlich von dort. (Dieser Stempel ist nicht bei Riemer „Zensurpost aus dem III. Reich“, 1966, gelistet.) Ist der rosarote Stempel unten auf der Vorderseite "Absender nicht ermittelt /Rückbriefstelle" in Köln oder in Danzig angebracht worden?
Die Kölner Prüfstelle legte noch zwei Hinweiszettel für die Beschleunigung der Beförderung von Briefen ins Ausland bei (sie liegen mir vor), die mir aber unbekannt sind, und die bei Riemer nicht besprochen werden.
Dann ging der Brief zurück nach Danzig, wo er am 9.2.44 den Eingangsstempel von DANZIG-LANGFUHR 1 erhielt. Die Rückbriefzentrale öffnete und verschloß den Brief wieder. Dabei erhielt er auf der Rückseite zwei Aufkleber "Zur Ermittlung des Absenders amtlich geöffnet durch die Reichspostdirektion Danzig". (Diese Aufkleber sind nicht bei Wolff, Band 4, gelistet.) Zur Bestätigung wurde auf diese in rot ein Siegelstempel (Wolff, Band 3, Nr. 137) abgeschlagen. Daneben wurde - ebenfalls in rot - der Stempel "Zur Vermeidung von Verzögerungen durch Öffnen der Sendungen ist der Absender auf der Außenseite anzugeben" angebracht. (Auch dieser Stempel ist bei Wolff, Band 3, nicht gelistet.) Drei Tage später erhielt der Brief auf der Vorderseite den handschriftlichen Vermerk in rot "zum Ausgang 11.2.44".
Jedenfalls wurde der Absender gefunden. Ich glaube nicht, dass der Brief dann nochmals abge-schickt worden ist. Vielleicht hat der Absender den Beleg als Kuriosität aufgehoben.
Die Frankatur ist nicht ganz korrekt. Ab 1.1.1942 galt für einen Brief nach den Niederlanden eine ermäßigte Gebühr von 12 Pf. Meiner Meinung nach galt das auch für den Luftpostzuschlag (also nur 5 Pf). Die gesamte mir vorliegende Korrespondenz hat aber als Luftpostzuschlag 10 Pf.
Frage 1: Wer weiß, was sich damals in der Karthäuser Str. 119 befand? Ein Lager für Arbeiter? Postdienst? Etwas anderes?
Frage 2: Wer kennt sich aus bei den LP-Zuschlägen nach europäischen Ländern? Der Michel-Gebührenkatalog, 2. Aufl., sagt dazu nichts zwischen 1933 und 1945.
Arge Danzig, Rundschreiben 218, Seite 1728.
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Added: 15/03/2008
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