>> Heinrich von Stephan und seine Beziehung zu Danzig.
{Karl Kniep am 5. Mai 1981}
Am 20.8.1850 wurde Stephan nach Danzig versetzt, um den Dienst bei einer Oberpost-direktion kennenzulernen. Der Verfügung lag der übliche vom Präsidenten des preußi-schen Staatsministeriums vollzogene Postfreipaß bei für die Fahrt und 80 Pfund Beige-päck, das bei Stephan vorzugsweise aus Büchern bestand. Er meldete sich in Danzig beim Bezirkschef Oberpostdirektor Weppler. Außerdem meldete er sich sofort zur Postassistentenprüfung an. Dies wurde abgelehnt, da bestimmungsgemäß erst nach drei Jahren Postdienst diese Prüfung vorgesehen war.
Stephan schrieb an das Generalpostamt in Berlin und hatte Glück. Wegen seines guten Marienburger Zeugnisses ließ man ihn zwar zur Prüfung zu, stellte ihm aber ein Thema, das unter den besonderen damaligen Verhältnissen (speziell mit Österreich) selbst von einem älteren Postmann nicht hätte bewältigt werden können (Erörterung, ob ein auf Zentralisation oder ein auf Dezentralisation gegründetes Verwaltungssystem den Vorzug verdiene). Stephan erklärte sich entschieden für eine dezentralisierte Verwaltung und begründete dies durch Erörterungen klar und erschöpfend.
Damals war es üblich, die angehenden Beamten in einer Fremdsprache zu prüfen. Das war nach Wunsch Englisch oder Französisch. Stephan schlug außer diesen beiden Spra-chen auch noch Italienisch und Spanisch vor. Da mußte die Kommission passen, und nun ließ sich Stephan in Englisch und Französisch prüfen. – Später lernte Stephan auch noch Ungarisch und Arabisch, konnte Hieroglyphen lesen und war zur berühmten vierwöchigen Expedition eingeladen, die der Eröffnung des Suezkanals vorausging.
Stephan bestand die Prüfung mit Auszeichnung und war damit der jüngste Postbeamte Preußens, vermutlich der jüngste Beamte überhaupt. In einem Brief an seinen Vater schilderte er begeistert die Sehenswürdigkeiten Danzigs und erwähnte beiläufig am Schluß seinen Prüfungserfolg. Sein Gehalt stieg mit der bestandenen Prüfung von 10 Thalern auf 25 Thalern monatlich.
Jedoch schon am 2.10.1850 stand Stephan in der Kaserne in Magdeburg. Er ist also nur ganze 7 Wochen in Danzig gewesen. Von der Musterung her ist seine Größe bekannt; 5 Fuß und 7 Zoll (ca. 1,70 m).
Neben all seinen bekannten Verdiensten war Stephan noch ein Universalgenie. In Florenz, Neapel und im Vatikan studierte er alte Schriften über die Straßenzüge des römischen Reiches. Er war in der Musik bewandert, spielte Geige, betrieb Studien über Mineralogie, schrieb eine Arbeit über die Flora Misdroys, verfaßte Gedichte und war trotzdem ein sich einfach gebender und humorvoller Mensch. Auch in hohem Alter ging er noch auf die Jagd.
Ich beschließe die Episode mit einem damaligen Scherz;
'Wo speist man am billigsten?' 'Natürlich bei Stephan! Nämlich Couvert 10 Pfennig, Karte 5 Pfennig, Lecken umsonst.'
Ein Brief mit hoher Frankatur
[Udo Mierau, Tel. 05042-8528]
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Arge Danzig, Rundschreiben 219, Seite 1778.
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Added: 19/05/2008
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