Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
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Briefmarken-Rundschau;
Beilage Nr. 2 der Danziger Zeitung vom 24.6.1920.
Farbenabarten der 'Danziger'.
von: Ingenieur Eugen B. Jantzen, Danzig.
Viele unserer lieben Mitbürger jagen jetzt noch fast täglich den neuen Freistaatmarken nach oder haben stundenlang die endlosen 'Standpolonäsen' an hiesigen oder Vorortschaltern unbeschadet ihrer Gesundheit glücklich überstanden, jedoch wohl ohne bisher ihre kostbaren Erwerbungen auf Fehldrucke, Druckabweichungen oder sonstige von 'oben' ungewollte Verschiedenheiten durchforscht zu haben!
An erster Stelle, die selbst bei oberflächlicher Beobachtung in die Augen springen müßte, wäre eine Abweichung einzelner Werte in der Farbe zu nennen. Abgesehen von der Farbe der 5- und 10- Pfennig-Marken, die mehr oder weniger hell und dunkel erscheint (durch stärkeres Auftragen der Farbstoffe auf die Rotationsdruckwalze), bietet die 15-Pfennig-Marke in der rotvioletten Farbe größeres Interesse dadurch, dass ihre Farbabweichungen weniger auf stärkere und schwächere Farbauftragungen zurückzuführen sind, als durch die chemische Zusammensetzung grade dieser rotvioletten Farbe. Ein Abspaltungsprodukt (Derivat) des wenig schön riechenden und aus-sehenden Steinkohlenteers ist bekanntlich die ultraviolette Anilinfarbe Mauvein, die auch als malvenlila bezeichnet wird. Dieser Stoff ist sehr farbempfindlich. Schon wenige Lichtquellen, besonders aber direktes Sonnenlicht, können die Farbe völlig 'ausbleichen'. Auch Feuchtigkeit, Salz- und Säuregehalt bewirken Farbveränderungen, so daß die von einzelnen Personen beob-achteten Farbabweichungen wohl nur darauf zurückzuführen sind. Die von einer Seite gemeldete 20 Pf. -Marke in hellblauer aber auch violettblauer Farbe scheint aber ein Irrtum zu sein, denn trotz Durchsicht vieler 20 Pf. -Marken-Bögen sind mir nie nennenswerte Farbabweichungen zu Gesicht gekommen.
Eine recht auffällige Farbabweichung besteht nur bei zwei Marken, das sind die 30 Pf. und die 2 Mk. -Marke. Die 30 Pf. -Marke erwarb ich an Schaltern verschiedener Postämter der ersten zwei Ausgabetage und konnte dabei eine ausgesprochene Farbabart des 'gelbrot' feststellen. Meine ersten Erwerbungen tragen einen ausgesprochen leber- oder rohlebergelben Charakter, während alle anderen Stücke die bekannte normale orange Farbe tragen. Frappant ist auch die wirklich abweichende Farbe der schönen in Kupferstichausführung gehaltenen blauen 2-Mk.-Marke. Man trifft außer den meist dunkelblauen Stücken vereinzelt auf sehr hellblaue, zarte Stücke, die sicher einigen Seltenheitsgrad beanspruchen dürfen… Im übrigen ist zu berichten, daß der Aufdruck Danzig, wenn klar und sauber, oft glänzend tiefschwarz, aber auch ebenso oft schwach und etwas 'abgedrückt' grau erscheint. Das läßt auf die starke Beanspruchung der Berliner Reichsdruckerei mit Auflagen der vielerlei bestellten Aufdruckmarken der von der Interalliierten Kommission verwalteten und befohlenen Abstimmungsgebiete schließen.
Aufmerksamen Markenfreunden wird kaum entgangen sein, daß sich auf den meisten Markenbogen, wie sie von der Reichsregierung geliefert werden, an verschiedenen Stellen auf den weißen Außenrändern, die rings um die äußeren Markenränder laufen, Zahlen befinden, deren Sinn vielen rätselhaft erscheint.
Ich bemerke dazu, dass die obere waagerechte Reihe, z.B. bei der 5-Pf. Marke, die Angabe 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70 usw. enthält, die 30 Pf. -Marke die Angabe 3,00, 6,00, 9,00, 12,00 Mark usw. und die 80 Pf. -Marke die Angabe 8,00, 16,00, 24,00, 32,00 Mark usw. Diese Zahlen bedeuten die Additionszahlen je einer senkrechten Kolonne Marken in der betreffenden Reihe. Sie dienen zur schnelleren Ab- resp. Aufrechnung bei 'angebrochenen' Bogen. Diese Abrechnungen erfolgen mindestens täglich mittags und abends beim Dienstwechsel der Schalterbeamten oder bei plötzlichen Revisionen der Postkassen.
Arge Danzig, Rundschreiben 223, Seite 1895.
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Added: 18/07/2009
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