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Gibt es Danziger Vor-Vorläuferbelege?
[Willy Deininger, Tel. 06081-41359]

Wie bei vielen Sachverhalten kann es auf diese Frage durchaus zwei richtige Antworten geben - ja nach Betrachtungsweise des Fragestellers.

NEIN:
Erst mit dem Austausch der Friedensurkunden am 10. Januar 1920 in Paris tritt der Versailler Vertrag formal in Kraft, der die Abtrennung Danzigs und des umgebenden Gebiets (1914 qkm, 331.000 Einwohner) mit Wirkung zum 15.11.1920 regelt.

Die Vorläuferzeit ist deshalb in Katalogen und der philatelistischen Literatur folgerichtig und eindeutig vom 10. Januar bis zum 13. Juni 1920 definiert.

JA:
Schon am 28. Juni 1919 - auf den Tag genau 5 Jahre nach dem tödlichen Attentat auf den österreichischen Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo - hatte die deutsche Delegation um 15.12 Uhr den von den Siegermächten diktierten Friedensvertrag im Spiegelsaal des Versailler Schlosses unterzeichnet. Damit war politisch und faktisch entschieden, dass Danzig und Teile Westpreußens (Abschnitt XI, Artikel 100-108 Versailler Vertrag) vom Deutschen Reich abgetrennt werden und als "Freie Stadt Danzig" einen völkerrechtlich eigenen Status erhalten.

Ab dem 28. Juni 1919 war also vertraglich besiegelt, was sich in den folgenden Monaten in Danzig als Realität in den Niederungen des täglichen Lebens abspielen sollte. Gut ein halbes Jahr dauerte dieser latente Zustand: Nicht mehr so richtig dem deutschen Reich zuzugehören, aber auch noch nicht abgetrennt worden zu sein.

Aus dieser Zeit stammt der folgende Beleg:
-  Um 5 Pf. unterfrankierter Brief aus Danzig nach Seattle (USA) vom 30.10.19
ohne Absender - deshalb T(ax)-Stempel des PA Danzig-Langfuhr.
-  In New York wurde das Nachporto mit 2 c festgelegt und in Seattle mit zwei
1c Portomarken beglichen (rückseitiger Zeilenstempel NOV 28 1919).
-  Der Brief wurde nach dem 28. Juni 1919, aber vor dem 10. Januar 1920, aufgegeben.
-  Also ein Vorläufer der Vorläufer? >>

Arge Danzig, Rundschreiben 229, Seite 2095.