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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 230 - 1. Quartal 2011 » Aus alten Zeitungen und Zeitschriften

Aus alten Zeitungen und Zeitschriften:

[Vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, Tel. 00323-2251616; E-Mail: ronny@danzig.org]

Briefmarken-Rundschau:
Beilage Nr. 8 der "Danziger Zeitung" vom 9. August 1920.

Briefmarken-Ausstellung in Danzig im Oktober 1920:

Im Reich hat man schon früher vom Danziger behauptet, er sei etwas langsam und allzu bedächtig in seinen Entschlüssen. Er überlege erst lange und hätte dann meist zu spät zur Ausführung einer wirklichen Tat, einer Leistung oder auch einer guten Geschäftsidee gebraucht, so daß andere sie mittlerweile vor der Nase weggeschnappt hätten. Auf die "Philatelie" ... übertragen, schien es zu Anfang dieses Jahres fast, als sollten die Ereignisse oder vielmehr Nichtereignisse den deutschen Nachbarn jenseits der Grenzen ... recht geben. Die eigenen schon seit Herbst 1919 angekündigten Danziger Marken ließen lang und immer länger auf sich warten. Der Wonnemonat ging vorüber, ohne der gespannt alle Vorzeichen beobachtenden internationalen Sammlergemeinde die erhofften Blüten am emporschießenden jungen Danziger 'Reis der Philatelie' zu bescheren. Erst am 14. Juni brachte uns zugleich mit dem Eröffnungstage der Verfassungsgebenden Versammlung eine in ihren Wertstufen noch nicht einmal vollständige Reihe von elf unausgereiften Briefmarken-Überdruck-provisorien mit dem von sechs schwarzen Lettern ausblockierten "Deutsches Reich". Aber es war, was an dieser Stelle hervorgehoben sein muss, nicht die philatelistische Gemeinde Danzigs, die Schuld an der Verzögerung trug, sondern das Bureaukratentum, namentlich auch außerhalb der Freistaatgrenzen. Es erwies sich als Vater dieser wie so vieler anderer Hindernisse. Die Danziger Briefmarkenkundigen haben schon in früheren Jahren gezeigt, welch gesunder Kern ihren Bestre-bungen zugrunde lag, und sie ließen sich auch von niemand die Butter vom Brot nehmen. Beweis dessen war vor allem zu damaliger, uns heute so fern liegender Zeit, da Krieg und Kriegsgeschrei noch nicht die ganze Welt verbitterten, jene ausgezeichnet organisierte und mit glänzendem Erfolge durchgeführte erste große Briefmarkenausstellung in der Peinkammer, zu deren Gelingen die hiesige älteste Sammlerorganisation, der "Verein für Briefmarkenkunde", mit ihrem tüchtigem Vorsitzenden an der Spitze die besten Talente innerhalb ihrer Mitgliederschar aufgeboten hatte. Die packenden Plakate am Stockturm vor dem Langgasser Tor, entworfen von einem noch heute auf anderen Gebieten sehr tätigen Danziger Künstler, erschlossen damals - bildlich gesprochen - auch so manchem Laien die bisher vernagelte Tür zur Peinkammer. ... Das Ergebnis dieser ersten öffentlichen Briefmarkenausstellung übertraf nicht nur in materieller, sondern auch in ideeller Beziehung alle Erwartungen. Unter den annähernd tausend Besuchern zählte man eine große Menge philatelistisch wißbegieriger Neulinge und Schüler, die seither meist der Sache treu geblieben sind. ...Im wunderschönen Monat Mai dieses Jahres entwickelte sich ... ein Plan, der der Verwirklichung entgegen reift, für den der junge Verband "Briefmarkenfreunde Freie Stadt Danzig" verantwortlich zeichnen soll. Es handelt sich, wie die "Briefmarken-Rundschau" ... mit Freude melden kann, um die bereits ziemlich weit gediehenen Schritte zur Veranstaltung einer zweiten der großen Öffent-lichkeit zugänglichen Danziger Briefmarken-Ausstellung. Sie ist für den Monat Oktober beabsichtigt und darf schon heute auf die tatkräftige Unterstützung hiesiger wie auch auswärtiger bedeutender Sammler und erprobter Philatelisten rechnen. Ob die Peinkammer, wie die Briefmarkenfreunde stark hoffen, seitens der dafür maßgebenden Instanzen wieder ... zur Verfügung gestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Jedenfalls aber wird die an einem Sonntag zu eröffnende Veranstaltung weder an Lokalmangel noch - wie in Kassel - an fehlenden Glasplatten zum Schutze der Ausstellungsobjekt scheitern, da alle diese Nebenumstände bereits reiflich durchdacht worden sind. In erster Linie wird ... es darauf ankommen, das eigene Danziger Sammelgebiet in allen Verzweigungen zur Anschauung zu bringen. Daneben aber sollen die östlichen Markenländer, Spezialsammlungen von Deutschland und den ehemaligen Kolonien, große Briefmarkenraritäten der ganzen Welt sowie eine außerordentlich vielseitige Kollektion neuer deutscher und fremdsprachiger Fachzeitschriften und Buchliteratur ausgestellt werden.

Arge Danzig, Rundschreiben 230, Seite 2129.


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Added: 07/01/2011
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