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Gallery » Rundschreiben 248 - 3. Quartal 2015 » Aus alten Zeitungen und Zeitschriften

Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]

Briefmarken-Rundschau


Beilage Nr. 25 der „Danziger Zeitung“ vom 2. Dezember 1920

Gestempelt oder postfrisch?
von
E. Breil, Frauenburg i.Ostpr.

(Wir gewähren dem nachstehenden Beitrag umso lieber Raum, als er sich in allen Punkten mit der Ansicht der Redaktion der „B.R.“ deckt und dies zeitgemäße Thema einmal erörtert werden muss. d. Red.)

Wenn man die Offertenblätter nach verkäuflichen Marken durchsucht, fällt dem Leser besonders bei Neuheiten auf, dass fast alle Marken angeboten werden: a) postfrisch, b) gestempelt. Das Wörtchen „gebraucht“ wird meist wohlweislich vermieden. Dass es sich bei diesem „gestempelten“ nur um Gefälligkeitsstempelungen handelt, ist jedem sofort klar, der den Preisunterschied betrachtet. Meistens beträgt der Mehrpreis bei gestempelten Marken bei ganzen Sätzen nur einige Mark, bei einzelnen Stücken oft nur Pfennige ...
Jeder Sammler strebt nach Vollständigkeit in seiner Sammlung, soweit es sein Geldbeutel zuläßt … Um nur gerade ein Beispiel herauszugreifen: Belgien I auf Deutsches Reich 75 Cts./60 Pfennig violett ist ungebraucht noch für 10 Mark zu haben, während dieselbe Marke gestempelt aber 75 Mark kostet. Hier Fanatiker der „nur gestempelten“ Marken zu sein, kann sich nur jemand leisten, der über ungezählte Mengen Papiergeld verfügt. Dazu bleibt dann noch die große Frage offen, ob diese Marke wirklich „gebraucht“ oder nur „gestempelt“ ist. Soll man da nun bloß für die frühere gelegentliche Gefälligkeitsabstempelung gleich 65 Mark mehr bezahlen? Dafür bekommt man doch auch heute noch so manchen schönen Satz, der in der Sammlung vielleicht ganz fehlt oder nur unvollständig ist.

Was ist überhaupt Gefälligkeitsabstempelung?
Man kauft sich bei einer Postanstalt einen neu herausgekommenen Satz. Meistens bekommt man ihn ja nicht (siehe Danzig oder Memel) und bittet dann einen Postbeamten, aus „Gefälligkeit“ hübsch sauber und sorgfältig abzustempeln, damit nur ja nicht zuviel von der häßlichen, schwarzen Stempelfarbe auf das Markenbild kommt. Hervorgerufen sind diese Gefälligkeitsabstempelungen durch die Sucht vieler Sammler, unbedingt alles „gebraucht“ haben zu wollen. Mit welcher Unkenntnis dieses Abstempeln jedoch ab und zu geschieht, konnte man so recht an der Ausgabe Danzig I beobachten, die von der Markenvertriebsstelle des Magistrats Danzig verkauft wurde. Allerdings geschah hier die Stempelung wohl nicht durch Postbeamte. Die hohen Markwerte erhielten nämlich nur je einen Stempel, obwohl doch bis vor kurzem bei den deutschen Postanstalten und auch jetzt wohl noch bei den Danzigern für den abstempelnden Beamten die Pflicht bestand, die Markwerte zweimal zu stempeln, um eine Wiederverwendung (in Teilen-Red.) von vornherein unmöglich zu machen.

In einer Sammlung sah ich nun ein Stück zu 5 Mark, bei dem der Stempel ganz weit nach rechts gerückt war, so dass vom Wort „Danzig“ nur zwei Buchstaben und vom Datum nur der Tag sichtbar waren; alles andere trug das weiße Briefstück. Die Marke hatte nun durch diese Abstempelung nicht gewonnen; im Gegenteil störte dieser schwarze Viertelstempel das Markenbild ganz empfindlich. Und man soll doch nicht bloß Marke auf Marke anhäufen, um sie dann gelegentlich mit möglichst großem Gewinn zu verkaufen. Vielmehr soll doch auch durch eine Sammlung das authentische Gefühl gepflegt und bei der Jugend besonders erst anerzogen bzw. weiter fortgeführt werden. Gewiss ruft ein stark verstempeltes Stück nicht das Gefühl hervor, das man beim Anblick eines Kunstwerkes empfindet.

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Arge Danzig, Rundschreiben 248, Seite 2754.


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Added: 05/09/2015
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