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Gallery » Rundschreiben 133 - 1. Quartal, 1987 » Aus Danzigs Nachrichtenwesen, RS 123

>> Aus Danzigs Nachrichtenwesen

Reitpost ein, die denselben Weg von Brügge nach Osten nahm, und zwar nach Nowgorod, wo sich ein Hansekontor befand. Die Hamburger Kaufmannschaft richtete 1517 eine Teilstrecke Hamburg-Danzig ein, die ausschließlich von Hamburg aus betrieben wurde. Nach der Hamburger Botenordnung wurde diese Strecke wöchentlich einmal durchgeführt, während die Geschwindigkeit auf 46 Kilometer täglich festgesetzt wurde.
Der Deutsche Orden hatte in Preußen ein einheitliches Recht sowie einheitliche Münzen, Maße und Gewichte geschaffen. Aus allen deutschen Gauen waren Bauern und Handwerker ins Land gekommen, die Städte und Dörfer aufbauten und zur Blüte brachten. Der Orden war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Er hatte eine starke Handelsflotte und trat auch als Konkurrent der Danziger Kaufmannschaft auf.
Seit langem drohte ein Krieg mit Polen auszubrechen. Polen hatte inzwischen seine Macht bis zur Ukraine ausgedehnt und strebte ein Großpolnisches Reich an, außerdem war es in Personalunion mit Litauen verbunden. Der polnische König hatte den Kaufleuten verboten, mit dem Ordensland Handel zu treiben. Dies sah der Hochmeister Ulrich von Jungingen als eine Bedrohung an und rückte im Jahre 1410 mit seinem Heer von 50 000 Mann nach Südostpreußen vor. Es kam zur Schlacht bei Tannenberg. Das Ordensheer wurde von einem doppelt so starken Feind geschlagen. Es gelang den Polen aber nicht, die Marienburg einzunehmen. So kam es zum I. Thomer Frieden. Der Orden war noch einmal ohne Verluste davongekommen!
Nach einigen Friedensjahren brach ein neues Unheil über Preußen herein. Polen und Tschechen überfielen mordend und brennend das Ordensland. Der Orden war durch innere Zerwürfnisse so geschwächt, daß er zu keinen gro-ßen Taten mehr fähig war. Da vom Deutschen Reich keine Hilfe zu erwarten war, kam es nach einem 13jährigen Krieg zum II. Thorner Frieden. Preußen war ein entvölkertes Land. Die unzähligen Dörfer, die vor dem Krieg das Land schmückten, waren zum großen Teil vernichtet. Der Orden mußte auf Pommerellen, das Ermland, Kulmer Land sowie die Städte Danzig, Elbing und Thorn verzichten. Der Orden verlegte seinen Hochmeistersitz nach Königsberg.
Danzig wurde nun wieder eine Freie Stadt, also ein selbständiger Staat, und durfte mit rotem Wachs siegeln, ein Recht, das nur Kaisern und Königen zustand. Sie hatte ein eigenes Gesetz-buch, Gerichts- und Münihoheit und das Recht, mit fremden Staaten Verträge abzuschließen.
1596 übernahm die Stadt Danzig den Nachrichtendienst und richtete ein Botenamt ein. 1597 wurde eine regelmäßige Postverbindung zwischen Danzig und Breslau eröffnet. Auf dieser Strecke, die über Thorn-Posen führte, waren vier Boten eingesetzt, zwei aus Danzig und zwei aus Breslau. Infolge immer größer werdender Unsicherheit auf den polnischen Straßen wurde von Breslau die Straße über Liegnitz-Bunzlau-Görlitz bevorzugt. 1618 richtete der Postmeister Martin Neumann von Königsberg nach Danzig einen Postkurs ein. Diese Strecke führte über Pillau und die Nehrung nach Narmeln-Kahlberg - Stutthof - Pasewark - Bohnsack nach Danzig, wo sie Anschluß an die seit 1616 bestehende Postverbindung nach Berlin hatte. Am 30. Juli 1649 beschloß der Große Kurfürst, die Verwaltung und den Postbetrieb durch den Staat zu überneh-men. Der Kammer-Registrator Michael Matthias wird Postdirektor, während der Postmeister Neumann Inspektor des Kurses Danzig-Königsberg wurde.
Bei Verhandlungen in Danzig mit dem Stadt-postschreiber Johann Hömemann fordert Matthias die Errichtung eines kurfürstlichen Postamtes in Danzig und die Beförderung der Post durch Danziger Gebiet, anderenfalls würde die Post unter Umgehung Danzigs über Straschin geleitet werden. Im Vertrag vom 26. Juni 1654 gestattet Danzig die Errichtung eines kurfürstlichen Postamtes im Artushof zu Danzig.
Aber auch Polen war interessiert an dem sich entwickelnden Postverkehr, insbesondere galt dies für die Strecke Danzig-Warschau. 1634 ernannte der polnische König Wladislaus IV. (1632-1648) den Edelmann Carl Montelupi zum Postmeister in Danzig und zur Verwaltung des Postkurses nach Warschau.
Seit dem II. Thorner Frieden, aus dem Danzig als Freie Stadt hervorging, hatte der polnische König gewisse Rechte in Danzig. Dies galt besonders für den Danziger Hafen. Nach den Verträgen stand dem König eine Hafenabgabe zu, die damals Pfahlgeld genannt wurde. Im Danzig-Archiv in Stuttgart, das von Herrn Prof. Dr. R. Ruhnau geleitet wird, befinden sich u. a. viele Briefe des polnisch-schwedischen Königs Sigismund sowie weitere Briefe schwedischer Könige an den „Bürgermeister und Rath der Stadt Dantzig"


Einige Texte:
„An Bürgermeister und Rath der Stadt Dantzig, das sie zwischen dies und künftigen Lichtmessen dem Cantzler Herr Erich Sparren tausend Thaler nach Kopenhagen, von den schuldigen Pfahlgeldern, oder im fall keines vorhanden, von ihren eigenen geldern, auff künftige wieder Pfahlung, überschreiben wollen.
Datiert zu Warschau
den 8. Dezemberis Anno 1597
Ex Commissione Dm Cancellary
Erich Sparren"


„Sigismund, der dritte, von Gottes Gnaden, König in Polen, Großfürst in Litauen, Reußen, Preußen, Masuren, Samayten, Wollinien und Lifslands Herre. Dann auch der Schweden, Gothen und Wenden König, Großfürst in Finn-; landt, Karelen und Ingermann, Rußlandt, der Esten und Lifflandt Hertzogk."

Der Inhalt des Schreibens lautet:
„Wir mögen euch gnädigst nicht vorhalten, das wir unseren besonderen lieben, getreuen :Rath, und des schwedischen Reichskantzlern, dem wohlgeborenen Herrn Erich Sparren in etlichen hochangelegenen Gschäfften nach Dänemark verschicket haben. Und ob wir ihn woll mit notwendigen Zehrgeld von hieraus ziemlicher massen versahen. Begehren derwegen. hiermit und befehlen gnediglichen, das ihr von den  Pfahlgeldern, so uns zukommen, und daselbst noch in vorrath sein kennen oder auch so fern derselben nicht mehr vorhanden, welches wir doch nicht kennen vermuthen, sonsten von Euren eigenen gelder tausendt Thaler."


Wir erleben hier einen kleinen Ausschnitt eines Briefes, der fast 400 Jahre alt ist. Wir stellen aber auch fest, daß Polen damals wie auch heute unter chronischem Geldmangel litt.
Wir wollen nun etwas näher auf den König L. Sigismund eingehen. Sigismund war der schwedisehe Thronfolger, der 1587 zum König von Polen


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Arge Danzig, Rundschreiben 133, Aus Danzigs Nachrichtenwesen, 31. März 1987, Seite 2.


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Added: 15/03/2016
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