In memoriam Gerhard Schüler
1911 - 1981
Die Arbeitsgemeinschaft Danzig trauert um ihren Leiter. Mehr als 25 Jahre hat Gerhard Schüler sein umfassendes Wissen um die Danzig-Philatelie vorbehaltlos weitergegeben. Und dennoch gibt es viele Dinge, allzu viele Dinge, um die er nur allein wußte.
Das Wissen um diese Dinge ist unwiederbringlich verloren.
Gerhard Schüler hinterläßt eine Lücke, die niemand ausfüllen kann.
Wer war der Mensch Gerhard Schüler?
Seine Kindheit, die er mit seinem Bruder Herbert verbrachte, ist geprägt von einem merkwürdigen Umstand. Der Vater, ein Ingenieur zur See, oft ein halbes Jahr. unterwegs, kennte 1914 bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr nach Hamburg heimkehren. Später war er in USA interniert und gelangte erst 1919 wieder nach Hause. Der kleine Gerhard redete seinen Vater mit "Sie" an - war es doch für ihn ein völlig fremder Mann.
Zehn Jahre später. Gerhard Schüler bestand in Hamburg als Klassen-bester sein Abitur, immatrikulierte sich an der TH in Danzig und begann sein Studium im BauIngenieurwesen. Dieses Studium sollte runde zehn Jahre dauern; es war unterbrochen vom praktischen Arbeiten als Werkstudent und Bautechniker. - Zwischendurch verliebte sich der Burschenschaftler der "Normannia" in eine Danzigerin.
Brunhild Kindermann, die spätere Frau Schüler, betrieb ein Handarbeitsgeschäft auf Damm 13 und ist noch im Danziger Einwohnerbuch von 1942 aufgeführt als "Tapisserie Mstr. - Lossowweg 2". Dort war die kleine Wohnung, in der sie mit ihrer Mutter lebte.
(Von Lossow war Ende des 18. Jahrhunderts einer der Kommandeure der Schwarzen Husaren in Langfuhr, und die nach ihm benannte kleine Straße lag auch in der Nähe der Husarenkaserne zwischen Hochstrieß und Mirchauerweg.)
Gerhard Schülers vielseitige Interessen führten auch zur intensiven Erforschung der Danziger Postgeschichte, und er war praktisch seit der Gründung unserer Arbeitsgemeinschaft 1936 mit dabei.
Nach dem im März 1940 verliehenen Diplom wurde geheiratet. Der Diplom-Ingenieur Gerhard Schüler trat als Angestellter in die Baufirma Carl Spaeter ein und wurde schon nach kurzer Zeit mit deM ganzen Bauzug kriegsdienstverpflichtet. Man bedurfte guter Leute zum Aufbau zerstörter Brücken in Frankreich, später in Rußland. So pendelte er nun zwischen seinen Einsatzorten, seiner Heimat Hamburg und seiner zweiten Heimat Danzig hin und her. In Hamburg hatte Gerhard Schüler inzwischen am Grindelberg eine Wohnung, die 1943 ausgebombt und nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder neu hergerichtet wurde. - Ebenfalls 1943 wurde sein Bruder Herbert in Rußland als vermißt gemeldet.
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Arge Danzig, Rundschreiben 112, Seite 1.
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Added: 09/12/2015
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