>> Aus der Jugendzeit der Briefmarke in Oesterreich
Kreuzer-Marken in Lombardei-Venetien und von da an hörte diese auch fast zur Gänze auf. Bei den Levantepostämtern hatte man wegen der Valutadifferenzen vorerst überhaupt keine Briefmarken eingeführt, erst 1863 erhielten sie Marken, und zwar ebenfalls solche in Silberwährung.
Der dritte Umstand, der eine Schädigung der Postanstalt zur Folge haben konnte, war die nochmalige Verwendung bereits gebrauchter Marken. Man scheint anfangs diese Gefahr nicht erkannt zu haben, denn man ordnete zwar die Entwertung aller Marken an, doch liess man hierbei in einer ganzen Anzahl von Fälschungen die Federzugentwertung zu. Schon nach wenigen Wochen erkannte man aber die verhältnismässig leichte Entfernbarkeit der Federstriche und ordnete die ausnahmslose Entwertung aller Marken mittels Koststempel an. Es wurden strenge Vorschriften wegen ausreichender Entwertung erlassen — die schwarze Stempelfarbe war hierbei vorgeschrieben — und zuwiderhandelnde Postbeamte mit Geldstrafen belegt. Die Durchführung wurde durch eigene Kontrollorgane überwacht. Auch mit der Stempelfarbe wurden vielfache Versuche angestellt, um ihre Entfernung von den Marken ohne starke Beschädigung derselben unmöglich zu machen, was man besonders durch verschiedene chemische Zusätze zu erreichen trachtete. Derartige chemisch präparierte Stempelfarben werden ja noch heute gebraucht. Aber auch durch besondere Ausstattung der Marken wollte man ihre Wiederverwendung unmöglich machen. Als man bei den Stempelmarken das sogenannte „Abziehverfahren" einführen wollte — bei diesen wird das Markenbild auf die Gummiseite eines durchsichtigen Papiers gedruckt, sodass beim Ablösen derartiger aufgeklebter Marken das Markenbild auf der Unterlage haften bleibt — plante man die gleiche Neuerung auch bei den Briefmarken, man machte auch entsprechende Versuche, doch kam es schliesslich nicht zur Durchführung dieses Planes. — Aber nicht nur der Postverwaltung, auch den Benützern der Postanstalt gab die Einführung der Briefmarken manches Problem zu lösen auf. Das Wichtigste war die Möglichkeit von Veruntreuungen zum Schaden des Briefaufgebers. Vielfach kam es vor, dass die Marken auf den Briefen entweder vor der Aufgabe durch umgetreue Angestellte oder nach derselben durch ebensolche Postbeamte abgelöst und anderweitig verwertet wurden. Die ihrer Marken beraubten Briefe wurden meist von dem Schuldtragenden vernichtet oder bestenfalls als unfrankierte Briefe weitergeleitet. Einzelne Firmen suchten sich dadurch zu helfen, dass sie die Marken nach dem Aufkleben mit ihrer Firmenstampiglie oder dem Wort „Franco" überstempelten, was eine anderweitige Verwendung derselben unmöglich machte. Die Postverwaltung untersagte jedoch dieses Verfahren und gestattete lediglich das dem gleichen Zweck dienende Schreiben der Marken mit einem Teil der Adresse. Auch die Einführung der Briefumschläge erfolgte aus diesem Grunde, denn hier waren Veruntreuungen dieser Art unmöglich, da die Marke nicht „Ablösbar" war. Es ist selbstverständlich, dass auch hier die Projektmacher nicht müssig waren und mit mannigfachsten, zum Teil recht merkwürdigen Vorschlägen herantraten. So regte einer dieser „Erfinder" an, dass man alle Marken unten um ein leeres weisses Feld vergrössern solle, in das jeder Aufgeber seinen Namen zu schreiben gehabt hätte. Den kuriosesten Vorschlag machte aber ein Wiener Geschäftsmann, der anregte, dass alle Marken, nachdem sie auf den Brief aufgeklebt worden seien, mit Siegellack und Petschaft an den Brief angesiegelt werden
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 35.
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Added: 17/02/2016
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