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>> Irrtümer auf Briefmarken

eine aus einer Goldhaube bestehende Krone. Erst 40 Jahre nach Stephans Tode erhielt einer seiner Nachfolger von einem byzantinischen Kaiser einen mit Edelsteinen geschmückten Stirnreifen, der später mit der goldenen Haube zu der sogenannten Stephanskrone vereinigt wurde. Als in der Schlacht bei Mohacs im Jahre 1526 die Ungarn unter König Ludwig II. von den Türken geschlagen wurden, wobei Ludwig fiel, verpackte man die Krone — um sie vor den Feinden zu retten — in einem zu engen Behälter. Dabei wurde das Kreuz auf der Krone .verbogen. Zur Erinnerung an ihre Rettung liess man aber das schiefe Kreuz unverändert, und seit jener Zeit wird die Stephanskrone in dieser verbogenen Form dargestellt. König Stephan I. selbst aber war schon rund 500 Jahre früher gestorben. Also auch hier wieder der Beweis, dass man bei Bildern zur Geschichte nur zu leicht auf den Holzweg geraten kann!

Endlich seien ein paar seltene postalische Zahlenirrtümer erwähnt, für die der Liebhaber heute schweres Geld bezahlt. Bei der ersten Marken-ausgabe von Lübeck aus dem Jahre 1859 ist ein Fehldruck des Wertes zu 2 Schilling bekannt, der zwar in den vier Ecken richtig die Ziffer 2, zugleich jedoch in Buchstaben die Bezeichnung „zwei ein halb" enthält. Ein ganz ähnlicher Lapsus hatte sich bei den Postwertzeichen Schwedens von 1872 eingeschlichen. Die Marke zu 20 Oere kommt in einigen Stücken vor, die zwar in der Mitte die Ziffer 20 tragen, darunter aber versehentlich das Wort „Tretio", das heisst dreissig. In beiden Fällen ist das Unglück wohl dadurch entstanden, dass bei der Zusammenstellung der Druckplatten im letzten Augenblick falsche oder beschädigte Klischees ausgebessert werden mussten und dabei in der Eile übersehen wurde, die vollständige Umänderung vorzunehmen. Goethe hat einmal geschrieben: „Man muss seine Irrtümer teuer bezahlen, wenn man sie loswerden will, und dann hat man noch von Glück zu sagen". Von den BriefmarkenIrrtümern der zuletzt erwähnten Art gilt genau das Umgekehrte: Man muss tief in die Tasche greifen, wenn man sie haben will, und kann noch von Glück sagen, wenn man sie überhaupt bekommt!

Unser Gang durch den Irrgarten der Postwertzeichen sei mit einem Geschichtchen beschlossen, das vor kurzem in der französischen Presse erzählt wurde. Danach hatten in einem kleinen bretonischen Dorf die französischen Wohltätigkeitsmarken zur Bekämpfung der Tuberkulose eine eigenartige Wirkung. Eine alte Bäuerin, deren Mann seit Jahren an der Gicht litt, hatte von diesen Marken gehört, und man hatte ihr ganz allgemein erklärt, sie seien zu Heilzwecken bestimmt. Zögernd kaufte sie daraufhin ein Markenheftchen und — klebte ihrem Manne einige Streifen der Marken auf das kranke Bein. Nach drei Tagen war der Mann die Schmerzen los, und die gute Alte kaufte ein neues Markenheftchen, um für alle Fälle immer etwas von dem guten Heilmittel im Hause zu haben! Scherzhafte Sammler behaupten, man gedenke in Frankreich nun auch Briefmarken zur Bekämpfung der Gicht herauszugeben, damit dann vielleicht die Schwindsüchtigen den Vorteil davon haben .. .

Ohne von der Erzählung dieses medizinischen Irrtums völlig überzeugt zu sein, können wir nach unseren heutigen Beispielen in dem Bewusstsein schliessen, dass Irren nicht nur menschlich und philatelistisch, sondern mitunter auch ganz vergnüglich ist.

Internationale Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 43.


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Added: 18/02/2016
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