Etwas über die Geschichte Neufahrwassers
(Gerhard Simon, Tel. 04963/1823)
Das Gelände des Stadtteils Neufahrwasser gehörte früher zum Kloster Oliva. Später pachtete die Stadt Danzig das Gelände. Wahrscheinlich wollte man verhindern, daß dort ein Konkurrenzhafen gebaut wurde. Auf einer Karte vom 17. Jhd. waren dort nur eine kleinere Festung gegenüber der Festung Weichselmünde, ein Ballasthof und 2 Katen, von der eine „Fistmeisterkate“ genannt wurde. Mit der 1. polnischen Teilung 1772 kam auch Neufahrwasser zu Preußen. Friedrich der Große erkannte dann, daß hier ein gutes Gelände für einen Hafen sei und ließ einen errichten. Erst mit der 3. polnischen Teilung kam dann auch die Stadt Danzig zu Preußen, was vielen Bürgern zuerst überhaupt nicht recht war. Es zogen sogar Menschen aus Danzig weg, wie die Familie Schopenhauer; sie zog nach Hamburg. Nach der Vertreibung der Franzosen aus Danzig 1814 war man dann doch froh, einen starken Partner (sprich Preußen) an seiner Seite zu haben. Der Handel florierte wieder, und auch Neufahrwasser profitierte vom Aufschwung. Militär wurde nach Neufahrwasser verlegt, denn 1890 wurde die Hindersin - Kaserne gebaut. Auch Kriegsschiffe kamen nach Neufahrwasser - das war ihr Heimathafen. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg und den Bestimmungen des Versailler Vertrags verließen am 9.2.1920 die letzten Truppen Danzig.
Auf einer Nebenstrecke wurde der Verkehr mit der Eisenbahn aufgenommen, und auch ein Anschluß an das Straßenbahnnetz führte nach Neufahrwasser. Auf der Westerplatte gab es eine kleine Festung, die aber von den Wellen unterspült wurde und dann einstürzte. Bis zur Übergabe am 1.1.1926 an Polen war die Westerplatte ein Ausflugsziel und Strandbad.
Die Post war in Neufahrwasser gleich neben dem Bahnhof gebaut worden. Dieses Gebäude hat den 2. Weltkrieg heil überstanden, ist dann allerdings in einer Nacht ausgebrannt und wurde dann wahrscheinlich abgerissen.
In Neufahrwasser gab es zwei Kirchen, die evangelische Himmelfahrtskirche mit den 2 spitzen Türmen und die katholische St. Hedwigs-Kirche. Beide Kirchen gehören heute katholischen Gemeinden.
Neufahrwasser hatte neben seinem Postamt noch drei unterstellte Postämter: Weichsel-münde, Lauental und Brösen. Das läßt sich mit den Langstempeln belegen, die zum Ende der Freistaatzeit in den jeweiligen Postämtern benutzt worden sind. Diese Stempel dienten nicht der Entwertung der Briefmarken, sondern sie wurden daneben abgeschlagen. Einschreibzettel von anderen Orten oder auch Blankozettel wurden in Neufahrwasser überstempelt und dort als Notmaßnahme aufgebraucht.
Bereits sehr früh gab es in Neufahrwasser die NSDAP; dies beweist jedenfalls ein Brief eines Mitgliedes des Volkstages. Auf der Rückseite dieses Briefes vom 9.1.1926 ist ein entsprechender Stempelabdruck zu sehen:
Arge Danzig, Rundschreiben 213, 2006, Seite 1558.
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Added: 08/02/2008
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