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>> Die Festung Weichselmünde im Deutsch-Französischen Krieg

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Nach der Schlacht bei Sedan kapitulierte die französische Armee am 2. September 1870, und Napoleon III. wurde am 4. September abgesetzt. Die Dritte Republik, die sich daraufhin in Frankreich bildete, führte den Krieg fort und fand sich erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Während des Krieges gingen 375.000 Franzosen in deutsche Kriegsgefangenschaft. Lt. Erlass des Königlich-Preußischen Kriegsministeriums vom 7. August 1870 war deren Kriegsgefangenpost gebührenfrei. Auch in Danzig wurden mehrere Lager für französische Kriegsgefangene eingerichtet (Abb. 3). Einige wenige prominente Militärs, aber auch einige französische Politiker, wurden in der Festung Weichselmünde untergebracht (Abb. 4 - 7).

Abb. 3
Brief vom 19. Januar 1871 aus Danzig an Monsieur Darcy in Rib6rac, Frankreich.
Der Brief trägt rückseitig den Negativstempel KOMMANDO DER KRIEGSGEFANGENEN IN DANZIG und wurde portofrei befördert, wie der P.P.-Stempel belegt.
Durchgangsstempel PERIGEUX und Ankunfts-stempel RIBERAC vom 30. Januar 1871, hand-schriftlicher Vermerk franc de port.
Unter diesem Vermerk findet sich eine Unterschrift entweder eines Zensors oder eines Offiziers zur Bestätigung der Portofreiheit.
Obwohl der Brief den Leitvermerk Via Suisse tragt, ist er über Belgien befördert worden, wie man am Transitstempel PRUSSE-LILLE 22 JANV 71 erkennen kann, der auf der Vorderseite abgeschlagen wurde.

Melun, wenige Kilometer südöstlich von Paris an der Seine gelegen, wurde am 15. September 1870 von preußischen Truppen unter General Falkenstein besetzt. Zwischen dem preußischen General und dem Oberstaatsanwalt der Republik, Felix Voisin, kam es dabei zu einer Ausein-andersetzung, in deren Verlauf Voisin verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Anschließend wurde er nach Deutschland gebracht und in der Festung Weichselmünde inhaftiert. Dort befand sich noch eine Reihe anderer französischer Kriegsgefangener.

Abb. 4
Brief vom 19. Januar 1871 aus Mortagene sur Huine im französischen Departement Orne an den französischen Kriegsge-fangenen Felix Voisin in der Festung Weichselmünde bei Danzig.
Rückseitig Stempel AUSG. N3 vom 27. Januar 1871.
Aufgrund der Form des PD-Stempels ist der Brief wahrscheinlich über Belgien geleitet worden.

Als eine Folge des deutsch-französischen Waffenstillstandes vom 26. Januar 1871 wurde in Frankreich eine Nationalversammlung (Assemblee Nationale) einberufen, deren erste Aufgabe es war, den Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich zu ratifizieren. Da Paris von den Auf-ständischen besetzt war, tagte die Nationalversammlung in Bordeaux.

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Rundschreiben 257, Literaturbeilage 665, Dr. Bernd Marczinke, 1. August 2017, Seite 2.


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Added: 15/11/2017
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