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Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]

Briefmarken-Rundschau vom 26.August 1920
Beilage der Danziger Zeitung Nr.11

Die Danziger Aufbrauch-Ausgabe

An den Schaltern drängt sich seit dem 20. d. M., dem ersten Ausgabetag der dritten Danziger Briefmarkenreihe, das Piblikum den ganzen Tag über in langer Polonaise, um die neuen Marken noch möglichst rechtzeitig zu hamstern. Schon bald waren einzelne Werte ausverkauft, und viele der hohen Werte über 1 Mark sind heute noch ganz vereinzelt an den Schalern, wenn es das Glück so will, zu haben.
Über drei Viertel der verkauften Marken werden so durch die Sammler und Spekulanten dem Postverkehr entzogen, und kaum ein Viertel bleibtzu wirklichen Frankierungszwecken übrig, obgleich daneben noch einzelne Werte der ersten Ausgabe käuflich zu haben sind. Die oberste Postbehörde hat sich, wie wir bereits früher hervorhoben, veranlaßt gesehen, alle irgendwie erreichbaren Bestände der deutschen Germaniamarken zu lassen, um nicht plötzlich der fatalen Lage gegenüberzustehen, das Wort "ausverkauft" über die Schaltern der Postanstalten setzen zu lassen.
Es handelt sich dabei um die folgenden Marken mit schägem Aufdruck "Danzig" in Schreibschriftt:
2 Pf. (hellgrau), 2 ½ Pf. (dunkelgrau), 3 Pf. (braun). 7 ½ Pf. (orange), 10 Pf. (rot (sämtlich mit blauem Aufdruck), 30 Pf.(rotorange auf sämisch), 40 Pf. (drunkelrot und schwarz) 50 Pf. (lila und schwarz), 80Pf. (rot und schwarz) letztere sämisch mit bordeauxrotem Aufdruck (MiNr. 32-40). Ferner werden für den inneren Dienstverkehr die Werte zu 60 Pf. (Aufdruck blau), 1 M. (Kupferdruck) und 2 M. (dunkelblau), letzte beide Werte in bordeauxrotem Aufdruck (MiNr. 47-49), erscheinen.
Eine gewisse Streckung und Verteilung des Ganzen wird sicherlich durch die getroffenen Anordnungen erreicht werden, so daß der sonst zu befürchtete schnelle Ausverkauf der gebräuchlichsten Werte zum Erscheinen endgültiger Freimarken etwas hinaus gezögert werden kann. Der vorrätige Briefmarkenbestand wird aber auch noch dadurch "gestreckt", daß, wie wir mitteilen, in nächster Woche noch einige weitere Werte zur Ausgabe kommen sollen.
Es wird Außenstehenden nicht recht verständlich sein, Warum gerade die 2-, 2 ½ und 7 ½-Pf-Werte, die demnächts erscheinen sollen, nicht gleichfalls in 5-, 3- oder 10 Mark-marken, d.h. in die so rasch ausverkauften höheren Werte, umgewandelt wurden. 2-, 2 ½ und 7 ½- Pf. Werte werden in Deutscland mit dem 31. August überhaupt nicht mehr für Frankaturzwecke zugelassen und nach diesem Datum auch nicht mehr umgetauscht. Warum alle diese Werte abermals und ohne jede Wertänderung in Danzig erscheinen mußten, ist nicht ohne weiteres erklärlich, da sie nur in größerer Zusammenstellung für Freimachungszwecke praktisch zu verwenden sind.
Wir hätten es vom philatelistischen Standpunkt aus lieber gesehen, wenn - um auch jeden leisen Anschein der Spekulation auszusschalten - diese Marken nicht im alten Wert zur Ausgabe gelangen würden, doch müssen sich auch die Sammler mit den gegebenen Tatsachen, die aus Sparsamkeitsgründen ausschlaggebend waren, abfinden.
Man draft aus das Echo gespannt sein, das die neue Ausgabe in Deutschland und im Auslande finden wird. Wir teilen aber nicht die vereinzelt geäußerten Befürchtungen, daß die danziger Marken deswegen weniger gern gekauft werden sollen. In Danzig ist, wie die Anschauung lehrt, gerade das Gegenteil der Fall, und der befolgte "Strckungsprozess" wird, wie verlautet, hoffentlich das Gute haben, daß wir bis zum Erscheinen der endgültigen Freistaatmarken vor weiteren Provisorien verschont bleiben können.

Arge Danzig, Rundschreiben 268, 3. Quartal 2020, Seite 3543


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Added: 24/11/2020
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