Die letzte Vorkriegspost aus Kamerun nach Danzig
Dr. Bernd Marczinke, Tel. 06232-26204, bernd.marczinke@t-online.de
Brief vom 10.7.14 aus Lolodorf, deutsche Kolonie Kamerun
Absender ist der Ingenieur O. Rabeler.
Lolodorf war unter deutscher Kolonialherrschaft Sitz einer Militär- und Poststation an der
Straße Kribi – Jaunde, ca. 100 km nordöstlich von Kribi sowie Hauptort des gleichnamigen
Bezirks. Der Brief ging zunächst an die Küstenstadt Duala und wurde dort vom
Reichspostdampfer Henny Woermann aufgenommen, der den Schnelldienst zwischen
Hamburg und Kamerun bediente. Die Beförderungsdauer zwischen Hamburg und Kamerun
betrug 1914 ca. 19 Tage.
Die Henny Woermann legte am 24. Juli 1914 in Duala Richtung Hamburg ab. An Bord
befand sich die letzte Vorkriegspost aus Kamerun. Nachdem das Schiff per Funk auf hoher
See über den Kriegszustand zwischen Deutschland und Großbritannien unterrichtet worden
war, setzte sie alle nichtdeutschen Passagiere in Monrovia/Liberia an Land und lief, um nicht
von englischen Kreuzern im Atlantik aufgebracht zu werden, im August Recife in Brasilien als
Schutzhafen an. Dort angekommen, wurde die Post der Henny Woermann mit neutralen
Schiffen über Pernambuco und Antwerpen nach Deutschland weitergeleitet und kam dort
zwischen dem 2. und 5. Oktober 1914 an. Die meisten Poststücke wurden unzensiert
ausgeliefert, die wenigen zensierten Belege tragen von der Auslandszensurstelle Cöln-Deutz
den entsprechenden Vermerk des Zensors mit Amtssiegel.
Der Empfänger, der Lehrer W. Rabeler, wurde allerdings in Allermöhe bei Bergedorf nicht
mehr angetroffen, da er mittlerweile zum Militär eingezogen worden war. Der Brief erhielt den
Stempel Zurück; da aber aufgrund der Kriegsgeschehnisse Post nach Kamerun nicht mehr
transportiert werden konnte, wurde der Zurück-Vermerk gestrichen und der Brief an die neu
ermittelte Adresse im Infanterie-Regiment 128 in der Reiterkaserne in Danzig mit dem
handschriftlichen Vermerk nachgesandt geschickt. Die Weiterleitung war portofrei. Dort
wurde der Blaustiftvermerk St = Stationär angebracht, da die Einheit nicht im Felde stand,
sondern sich stationär in Danzig befand.
Rundschreiben 282, Seite 4095
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Added: 09/06/2024
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