>> Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[Vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, Tel. 00323-2251616; E-Mail; ronny@danzig.org]
Briefmarken-Rundschau;
Beilage Nr. 2 der Danziger Zeitung vom 24.6.1920.
Die unteren waagerechten Ziffern 1, 2, 3, 4, 5, - 10 in der Farbe der betreffenden Marke bezeichnen die jeweiligen senkrechten Kolonnen im Bogen. Diese Nummernbezeichnung dient ebenfalls zur Kontrolle bei schneller Aufrechnung von noch verbleibenden Mengen eines angebrochenen Bogens.
Sie dient aber auch den Beamten der Druckerei selbst, um von dritter Seite gemeldete Druckmängel (sogen. Fehldrucke oder sonstige technische Abweichungen) auf ihr Vorhandensein nachprüfen und eventuell abstellen zu können. Also zum Beispiel, wenn ein Bogen der 20 Pf. -Marke an der 6. waagerechten und 5. senkrechten Stelle ein Stück enthielte, dessen Überdruck statt 'Danzig' zu heißen, nur verstümmelt ' anzig' oder „Da zig“ hieße, würde dies natürlich viel leichter vom Metteur herausgefunden und dann schnell im Satz ordnungsmäßig repariert werden können.
Aber oft ist das 'Unglück' längst geschehen, die Bogen am Schalter zur Ausgabe gelangt, und dann heißt die Parole; nun schnell zum Postamt X, um möglichst 'anzustehen'. Vielleicht beschert dir der liebe Postbeamte am Schalter auf dein inständiges Bitten auch eine solche Markenrarität, und dir winken dann ungezählte 'Tausende' beim Weiterverkauf an solche Leute, die „nie alle werden“ resp. nicht wissen, wo sie sonst ihr Geld lassen sollten.
Die geheimnisvollen kleinen Zahlen z.B. H 3372, 20 am unteren waagerechten oder senk-rechten linken Rande (daher die vom Spezialsammler gesuchten 'wertvollen' Randstücke) bedeuten Herstellungsplatte Nr. 3372 aus dem Jahre 1920. Bei einfarbigen Werten haben die senkrechten Seitenränder oft eine von kurzen, dicht nebeneinander gesetzten Strichelchen bestehende Leiste, parallel zur äußersten Perforationsreihe laufend.
Die oberen und unteren Randreihen mit den Wertzahlen haben dagegen 18 mm lange, zirka 1 mm dicke im Abstand von 1 mm stehende Farbstreifen, die jedoch wiederum im Bereich der jedesmaligen Wertzahl ein etwa 9 mm im Quadrat messendes Feld freilassen. Bei den zweifarbigen Pfennigwerten, also 25, 30, 40, 50, 75, bis 80 Pf. (nicht aber bei der zweifarbigen 5-Mark-Marke, die bekanntlich keine farbigen Randpapierstreifen oder Aufrechnungszahlen besitzt), ist diese Randstreifung zweifarbig.
Nun findet man auch hier wieder bei unseren verausgabten Danziger Marken zwei Abweichungen von den Normalmarken. Der 50-Pfennig-Wert enthält am linken Rande die Bezeichnung H 3362 19 – 20 (sonst nur eine Jahreszahl), und bei der rotvioletten 2,50-Mark-Marke steht auf der unteren Randleiste neben der Reihenzahl 3 auf einigen Originalbögen in schwarz die Plattennummer H 3375, 20 und noch eine sehr große einzelne 1, auf anderen wieder H 3375, 20 und eine einzelne 2. Beides sind Kennzeichen des jeweiligen Druckers, der die Arbeiten ausführte.
„Danzig“ oder „Freistaat“
Wir erhalten die folgende Zuschrift vom einem hiesigen bekannten Graphiker und Kunstmaler. Wer in der Briefmarkenkunde ein wenig bewandert ist, – und das sind heute unendlich viele, die Freude am so weit verbreiteten Sammelsport haben – der hat beim Anblick der neuen Freistaat-marken eine Enttäuschung erlitten. Zieht man doch unwillkürlich einen Vergleich zwischen den so wunderbar schönen Marken der Wiener Reichsdruckerei – künstlerische Erzeugnisse sind das sowohl in Zeichnung wie in Farbgebung – und unseren Freistaatmarken, die allerdings als einzige Entschuldigung für sich die Tatsache in Anspruch nehmen dürfen, dass sie nur 'provisorisch' gelten sollen. War es aber dennoch nicht möglich, als Aufdruck wenigstens 'Freistaat Danzig' zu wählen, ähnlich wie der Aufdruck auf Bayerns schönen Marken lautet, nämlich 'Freistaat Bayern'? Unsere Marken haben aber nicht nur in Danzig allein Geltung, sondern sie sind für den gesamten 'Freistaat Danzig' bestimmt, und daher ist die einzige richtige Bezeichnung „Freistaat Danzig“. Aber auch sonst hätte sich die Reichsdruckerei ruhig ein wenig mehr anstrengen dürfen. Das Wort „Danzig“ steht z. Zt. nicht gut im Raum, ein Schönheitsfehler, der bei einigem Nachdenken hätte vermieden werden können.
Der Inhalt dieser Zuschrift ist zwar durch unseren neulichen Leitartikel teilweise überholt. Dennoch haben wir ihr an dieser Stelle Raum gegeben, nach dem Grundsatz: 'Steter Tropfen höhlt den Stein.'. Allerdings wäre dabei zu bemerken, dass das Weglassen des Wortes 'Freistaat' im Überdruck der Marken wohl ausschließlich aus Gründen politischer Korrektheit erfolgte, da der Freistaat leider erst nach endgültiger Bestätigung der Verfassung durch die Pariser Konferenz nach außen hin praktisch ins Leben tritt.
Arge Danzig, Rundschreiben 223, Seite 1896.
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Added: 18/07/2009
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