>> Aufdruck- und Stempelfragen:
Stempelbetrachtungen mit kritischen Augen, Teil 16;
Ungewöhnlich ist jedoch, dass eine Marke, die erst im August 1922 an die Schalter kam, bereits im Mai 1922 nach Auffassung des Prüfers „zeitgerecht“ gestempelt werden konnte!
Da beide Lose zu je 110 € zugeschlagen wurden, kann dem 1. Bieter zu einem Prachtstück gratuliert, dem 2. Bieter dagegen zu einer Stempelfälschung kondoliert werden. Sollte er diese Zeilen lesen, ist es für eine Reklamation noch nicht zu spät.
Auf der 111. Dr. Fischer-Auktion in Bonn vom 26.-27. Februar 2010 wurde dieses „Briefstück“ der Mi.-Nr. 33 angeboten.
Da es in Danzig zu keiner Zeit ein zweites Scheckamt gegeben hat, handelt es sich um eine Ganz-Stempelfälschung.
Bereits in Folge 11 meiner Stempelbetrachtungen im RS 223, Seite 1906, hatte ich auf eine ähnliche Machenschaft (gleiche Marke, gleicher Stempel, aber kopfstehend) hingewiesen.
- Der Zuschlag erfolgte bei 120 € - verschenktes Geld!
Die 332. Götz-Auktion vom 4.-5. Mai 2010 enthielt folgendes Los:
4808 F. 2 Mio. auf 100 Tausend Mk. lebhaftrot/schwarz ideal zentrisch 0 „Danzig“, tiefstgeprüft
Dr. Oechsner. Im Michel ohne Preis ... 179 X 0 100,-
Da ab 21. Oktober 1923 die Flugtätigkeit ab Danzig eingestellt war und erst ab 3.5. bzw. 15.5.24 *) wieder aufgenommen wurde, kann eine „zeitgerechte“ Abstempelung nicht vorliegen. Sofern als LP vorgesehene Belege nach dem 21. Oktober bis zum 2. November 1923 aufgeliefert wurden, benutzte man normale Stempel des jeweiligen PA. Die abgebildete Marke besitzt also einen Falschstempel Die Benutzung ovaler LP-Stempel ab Mai 1924 ist bestätigt.
- Der Zuschlag erfolgte bei 140 € - stark überhöht.
*) Der 3.5.1924 als Wiederbeginn der Flugtätigkeit entstammt einer Danziger Tages-zeitung, der 15.5.1924 wurde einer amtlichen Verfügung entnommen. Ein Probeflug Danzig-Marienburg am 31.3.1924 mit möglicher Postbeförderung ändert nichts an der Stempelbeurteilung.
Für die Übermittlung der obigen Daten danke ich dem ARGE-Mitglied Hans-Joachim Düsterwald.
Auf der 1. Auktion von Rade & Maschinsky in Langen am 27.3.2010 wurde das nebenstehende Briefstück ausgerufen:
2517 P 2 M. großer Innendienst, Briefstück mit klarem DANZIG y, 22.9.20, Attest BPSB, KW 2500,- - - - 49 - - - ? - - - 700,-
Da es sich bei BPSB wohl um die „Briefmarkenprüfstelle Basel“ handelt, ist den Schweizer Experten zu raten, sich mit entspr. Fachliteratur der ARGE Danzig einzudecken. Dort könnten sie dann entdecken, dass der „klare“ Stempel DANZIG 1 * y * noch bis mindestens 6.8.1921 als DANZIG 1 * PORTO * verwendet und erst danach das „y“ an Stelle von „PORTO“ erhielt.
Mein Befund: 'Falschabstempelung'.
Das Los wurde nicht verkauft.
Einen ähnlich gelagerten Fall behandelte ich schon in der Folge 3 im RS 214, Seite 1610.
Arge Danzig, Rundschreiben 228, Seite 2070.
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Added: 01/07/2010
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