Literaturbeilage 158.
Über unzureichend freigemachte - also nachportopflichtige - Sendungen in den
Jahren 1921-1923 nach Danzig-Langfuhr, Danzig-Neufahrwasser, Oliva und Zoppot:
Prof. Dr. U. E. Klein, Tel. 0271-390256, E-Mail: marret-udo.klein@gmx.de - - - 15. November 2010.
Der aufmerksame Leser unserer Arge-Mitteilungen wird diese Ausarbeitung zum Thema Nachfrankierungen schon erwartet haben (siehe Arge-Rundschreiben Nr. 227, 2010, Literaturbeilage 663).
Wir wissen inzwischen nämlich, dass derartige Sendungen aus dem Inland und Ausland, wenn sie in die Danziger Innenstadt gerichtet waren, ganz überwiegend mit dem Stempelgerät DANZIG * 1 s in einer entsprechenden Abteilung des Hauptpostamtes Danzig 1 bearbeitet wurden. Sehr selten haben auch Belege mit den Stempeln DANZIG * 1 x, DANZIG * 1 h und DANZIG * 1 w vorgelegen. Bekanntlich sind diese speziellen Abschläge - außer DANZIG * 1 w - aber wegen umfangreicher missbräuchlicher Verwendung grundsätzlich auf losen Marken nur als gefällig, nicht etwa als "echt" zu bewerten. Der Stempel Danzig * 1 w - ein immer korrekter Abschlag - wird sehr selten im Jahre 1923 auf Nachportobelegen aus Polen nach der Danziger Innenstadt angetroffen.
Im Folgenden sollen jetzt die Poststempel erarbeitet werden, welche bei den in der Überschrift genannten Postämtern der Danziger Vororte, nämlich Danzig-Langfuhr und Danzig-Neufahrwasser sowie den beiden selbstständigen großen Postämtern Oliva und Zoppot für nachportopflichtige Sendungen regelmäßig benutzt wurden.
Mit Portomarken nachfrankierte Sendungen und ankunftstempel-pflichtige Einschreiben wurden auch in diesen Orten, wie sich jetzt ergibt, ganz überwiegend immer mit jeweils den gleichen Stempelgeräten bearbeitet.
Allgemein dienten Nachportomarken im Freistaatgebiet übrigens auch für postlagernde Sendungen, Behördenbriefe, Postaufträge, später für Wechselprotest-Angelegenheiten, für die Postverzollung, für unfrankierte Briefkasteneinwurfsendungen und für Benachrichtigungen an privilegierte Einlieferer zur Vermeidung von Nachgebühren.
Zunächst fragt man sich auch, und das muss ich hier einschieben, wie hoch eigentlich der Arbeitsanfall bei den Abteilungen war, die z.B. Nachporto- und Einschreibbriefsendungen zu bearbeiten hatten. Nach G. Köhler (Arch. Dt. Postgeschichte, 1965, Heft 1, Seite 28 - 39) gab es allein im Jahr 1924, 97.360 unzureichend freigemachte Briefe (!) im Freistaatgebiet und aus dem Ausland.
Man kann davon ausgehen, dass am 1. November 1923 die Bevölkerung im Stadtkreis Danzig (mit Langfuhr, Brösen, Heubude, Neufahrwasser und Schidlitz) mit 203.164 Menschen mehr als die Hälfte aller 370.000 Einwohner des gesamten Freistaatgebietes umfasste (nach N. Creutzburg: Atlas der Freien Stadt Danzig 1936, Seite 17). Bei 300 Arbeitstagen fielen also täglich etwa 150 Nachporto-sendungen für die Abteilung DANZIG * 1 s im Hauptpostamt an. >>
Arge Danzig, Literaturbeilage 158, Seite 1.
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Added: 07/01/2011
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