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>> Philatelie und Rundfunk:

Ton Hulkenberg,  E-Mail: a.hulkenberg@casema.nl

15. August 2011

>> Wir hören, wie sich das Mikrophon langsam aus dem Saal entfernt, wir merken an der Akustik, daß wir uns plötzlich in einem anderen Raum befinden, und da hören wir auch schon die uns so wohlbekannte Stimme vom Sprecher Herbert Rosen, den wir von seinen Rundfunkvorträgen kennen. Er berichtet uns, daß er mit dem Mikrophon den Wandelrang hinunterschreitet, in dem rechts und links die großen Gipsfiguren stehen, daß er um zwei Ecken biegen muß, um an den Eingang der Ausstellung zu gelangen. Wir gehen direkt mit ihm und sehen in Gedanken vor uns die großen gewölbten Wandelgänge eines alten Klosters, mit seinen Winkeln und bemalten Glasfenstern, und dann scheinen wir am Eingang der Ausstellung angelangt zu sein. Nur mühsam muß er sich den Weg durch die schaulustige Menge bahnen, um an das rote Band, an dem das Danziger Wappen hängt, heranzukommen. Mehrere Minuten vergehen, bis Herr Staatsrat Zander mit seinem Gefolge den weiten Weg zurückgelegt hat.

Während wir warten, zerstreut uns Rosen mit seinen Berichten die Zeit, die er g anz plötzlich, als die Ehrengäste um die Ecke biegen, abbricht, um von der Eröffnung der Ausstellung weiter zu berichten.

Wir fühlen direkt durch unseren Lautsprecher, wie Herr Staatsrat Zander an das Band herantritt, wie ihm die Schere übergeben wird und wie er das Band durchschneidet, begleitet mit den Worten: "Ich eröffne hiermit die internationale Briefmarkenausstellung zu Danzig 1929".

Danach scheint sich unser Sprecher hinter eine Figur zu verkriechen und hält von hier seinen Vortrag:

Philatelie und Rundfunk

Meine verehrten Hörer!

Zum ersten Male in der Geschichte der Philatelie wohnen nicht nur wir, die wir hier versammelt sind, der Eröffnung einer Briefmarken-Ausstellung bei, sondern Tausende, wenn nicht sogar Hunderttausende sind im Augenblick mit uns verbunden ... Aus diesem Grunde müssen wir auch der "Oral" dafür Dank sagen, daß sie die heutige Uebertragung ermöglicht hat.

Wenn ich mir an dieser Stelle die Aufgabe gestellt habe, über das Thema "Philatelie und Rundfunk" zu sprechen, dann wurde ich in erster Linie von dem Gedanken geleitet, einmal die vielen Beziehungen dieser beiden an und für sich doch eigentlich so verschiedenartigen Gebiete zu untersuchen. Denn die Philatelie hat mit dem Rundfunk sehr viel gemein, mehr als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein hat. Ich möchte da z. B. an die ersten Anfänge des Funks vor 6 Jahren erinnern. Die bis dahin eifrig briefmarkensammelnde Jugend wandte sich plötzlich von diesem Gebiete ab und fing an, sich mit dem Basteln von Rundfunkgeräten zu befassen. Noch heute höre ich die Händler sagen: "Der Rundfunk schadet uns sehr." Aber wie alles Neue zwar sehr schnell aufgegriffen wird, um dann langsam wieder abzuflauen, so war es auch hier. Das Blättchen wandte sich bald, und mit Hilfe des Rundfunks und seiner Vorträge, die jetzt von fast allen Sendern gehalten werden, setzte zunächst etwas langsam, aber dann immer schneller wieder das lebhafte Interesse für die Briefmarken ein. Auf beiden Gebieten war es die Lust und die Freude am Schaffen, die die Jugend beseelte und antrieb, etwas aufzubauen, das nicht Spielerei ist, sondern auch Sinn und Zweck hatte.

... Besonders während des Winters sind die Abende sehr lang, und um sie abzukürzen, verbringt man sie in Lokalen, Kinos, Theater usw. Das kostet aber Geld, viel Geld mitunter. Ein Sammler dagegen erfreut sich am Abend an seinen neuerworbenen Schätzen, und der eifrige Rundfunkhörer wiederum wird auch auf keinen Fall seine tägliche Abendunterhaltung missen wollen. Nach den Strapazen des arbeitsreichen Tages ist es für beide, ob Sammler oder Hörer, eine Erholung, bei ihrem Steckenpferd auszuruhen, und sich zu erholen, wobei selbstverständlich das eine das andere nicht aus-schießt. Wenn wir uns die beiden Gebiete Briefmarken sowie Rundfunk betrachten, dann werden wir weiterhin die Feststellungen machen können, daß beide sowohl belehrend als auch unterhaltend sind.

Wie uns die Briefmarken die verschiedensten Wissensgebiete vermitteln, so erschließen uns auch die Vorträge des Rundfunks alle nur erdenklichen     Wissenschaften. Und unter diesen letzteren Vorträgen finden wir auch, wenn wir die Programme der Sendegesellschaften durchgehen, fast in jeder Woche einen Vortrag über die Philatelie.

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Arge Danzig, Literaturbeilage 162, Seite 2.


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Added: 09/10/2011
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