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Brösen – wo liegt das?
[Text von Gerhard Bialke in „Unser Danzig“, 05.10.1964, Nr. 19, Seite 9]

Wieder einmal schritt ich durch die Stadt, die jetzt schon mehrere Jahre meine neue Heimstatt ist. Wegen einer Lastenausgleichssache mußte ich zum Amt.

Der Beamte fragt nach meinen Personalien: „Wo geboren?“ — „In Brösen.“
Der Beamte hebt den Kopf, sieht mich fragend an: „Brösen, wo liegt das?“

*-  Strandhalle Brösen.

Ja, Brösen, ein Seebad in Danzigs Seebadkette, mein Jugendparadies. Wißt ihr's noch, ihr Gespielen meiner Jugend und alle, die Brösen liebten?

Kommt, wir fahren ’mal in die Vergangenheit!

Kamt ihr mit der Straßenbahn von Langfuhr oder Neufahrwasser, empfing euch eine satte grüne Rasenfläche, und eine breite Promenade führte zum Strand, vorbei am Kurhaus zum Seesteg. Wie oft haben wir hier als Jungen unten auf dem Laufsteg nach „Aalchen“ geangelt. Und vorne am Anlegesteg legten die schmucken Dampfer der Weichsel A.G. an: „Paul Beneke“, „Schwan“, „Greif“ und wie sie alle hießen, die von Danzig kamen und über Glettkau nach Zoppot fuhren. Jedesmal war das Anlegemanöver ein Erlebnis für uns.

Vor dem Seesteg lag majestätisch unser schönes Kurhaus mit der Terrasse und dem Musikpavillon, in dem Musikdirektor Ernst Stieberitz mit der Kapelle der Schutzpolizei seine Märsche und andere Musikstücke spielte. Abends war dann oft Feuerwerk. Wir saßen auf den Bänken an der Promenade und bestaunten das glitzernde Schauspiel ... Weiter gehen meine Gedanken die Strandpromenade entlang zum eleganten „Café Seestern". Die Tanzkapelle spielt gerade ... Oder schauen wir zu den Fischern, die mit ihren Booten vom Fang heimkommen. Die Preuß', die Krefts, die Gronaus, der May und der Mosa mit seinem Motorkutter. War es nicht ein anheimelndes Gefühl, wenn wir mit ihnen durch den knirschenden Sand stapften zwischen Netzen und Booten, den Teergeruch in der Nase?

Und die ihr meine Schulkameraden ward, hatten wir nicht eine schöne Schule, mit weitem Blick bis zum Karlsberg, hinweg über grüne Wiesen und Äcker? Dann die große, geräumige Turnhalle, um die uns noch heute manche Stadt im Westen beneiden würde.

Kennt ihr noch unsere Lehrer: Rektor Milinski, Müllerchen, Schulz, Harthun (unser Grauchen), Lewandowski, genannt Pündelchen, Silberbach und Turnlehrer Weinberg. Wo mögen sie heute sein?

Arge Danzig, Rundschreiben 235, Seite 2307.


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Added: 02/05/2012
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