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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 162 - Januar, Februar, März, 1994 » Wie Danzig den polnischen König Stefan Bathory abwehrte

>> Fotokopie aus der Tageszeitung "Der Danziger Vorposten" vom 11./12. Februar 1939

Die Fotokopie des Artikels stellte Herr Sohaffrath zur Verfügung.

Wie Danzig den polnischen König Stefan Bathory abwehrte
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Interessante Streiflichter aus der Danziger Geschichte

Im Januar, der 125. Wiederkehr dee Tages, an dem Danzig in den Sohoß dee Preußischen Staates heimkehrte, hat die Danziger Postverwaltung, wie wir bereits ausführlich berichteten, vier neue Briefmarken herausgegeben. Sie sollen die Erinnerung an wichtige Ereignisse der stolzen Danziger Geschichte wachrufen und das Bewußtsein, daß Danzig eine alte deutsche Stadt ist, erneut lebendig werden lassen und in weiteste Kreise tragen.

Nachdem wir die neuen Marken beschrieben und über den auf der 5 -Pfennig-Marke dargestellten "Danziger Maiumritt" eine hietorisohe Erläuterung gegeben haben, veröffentlichen wir nachstehend eine kurze Darstellung aller auf den Marken abgebildeten geachichtliohen Vorgänge, die sich auch vorzüglich zur Unterriohtung befreundeter Sammler im Ausland eignet:

Auf der 5 -Pfennig-Marke wird der "Mairitt der Danziger Patrizier" um 1500 dargestellt. Wir sehen drei ritterlich bewappnete Junker der Artuabrüderschaft, die zum feetliohen Turnier reiten. Diese Kampfspiele wurden alljährlich unter Führung der patrizisohen Jugend von der gesamten Bevölkerung mit großen Umzügen, Paraden aller wehrhaften Bürger und frohem Feetestanz gefeiert. Der Höhepunkt des Festes war die feierliohe Überreichung den Siegerkranzes an den besten Ritter duroh eine vornehme Frau, wie ea auf dem bekannten Gemälde im Weißen Saal des Rathauses dargestellt ist. Diese Festlichkeiten waren nicht nur eine fröhliche Maifeier, sondern gleiohzeitig eine Musterung aller wehrfähigen Bürger der Stadt. Denn jeder, der das Bürgerreoht erhielt, verpflichtete aich eidlich, eich eigene Waffen anzuschaffen und sich in der Kunst der Waffenführung auszubilden und sich stets zu üben. So achloeaen sich die Bürger zu Solilitzengesellschaften zusammen, von denen die alte Friedrich-Wilhelm-Schützenbrüderschaft noch heute besteht. Das war kein Spiel, sondern Ernst, damit man im Notfalle für die Freiheit der Vaterstadt einstehen konnte.

Oft hat sich die Wehrtüchtigkeit, die Tapferkeit und das treue Festhalten an der deutchen Art der Vorfahren bei den Danzigern in schweren Kriegen bewährt. Besonders heftig und wichtig waren die Kämpfe, in denen die Stadt 1577 sich gegen den polnischen König Stefan Bathory verteidigte. Die entscheidenden Nahkämpfe um die Festung Weiohselmünde zeigt die Darstellung auf der 25 -Pfennig-Marke. Danzig hatte die Wahl dieses Fürsten von Siebenbürgen zum König von Polen nicht anerkannt, da es für den deutschen Kaiser Maximilian II, eingetreten war. Nun wollte der König die Anerkennung der stolzen Stadt erzwingen und mit einem starken Heer ihren Freiheitssinn brechen. Zweimal zog Stefan Batory vor Danzig und ließ es vom Bisohofsberg heftig beeohießen. Aber die Danziger, die auf ihren Wällen standen und ihre festen Tore besetzt hatten, verspotteten ihn und unternahmen sogar einen erfolgreichen nächtliohen Ausfall gegen die feindlichen Truppen vor Weichselmünde. Das polnische Lager wurde überfallen, und sein Kommandant konnte sich nur mit Mühe, bloß mit einem Hemd bekleidet, retten. Alle Kanonen wurden versenkt oder unbrauchbar gemacht.

Bei einer zweiten Belagerung, zu der der König kurz darauf mit stärkeren Truppen heranzog, legten die Polen den Sohwerpunkt dee Angriffe in die Kämpfe um Weichselmünde. Sie führten unterhalb der Festung auf einer leichten Pontonbrücke ihre Krieger über die Weichsel hinüber und griffen nun vom Strande aus Weiohselmünde an; sie kamen also nicht, wie es in dem bekannten Gemälde im Weißen Saal des Rathauses dargestellt ist, auf Sohiffen auf der Weichsel an das Bollwerk der Festung heran. Es entwickelten sich heftige Nahkämpfe, da die Danziger Bürgerkompanie in richtiger Erkenntnis der entscheidenden Bedeutung die Festung zäh verteidigte. Immer wieder griffen die Polen, die über die Brücke Verstärkung heranzogen, von den Molen aus an, drangen auch vorübergehend in die Festung ein, konnten aber immer wieder hinausgeworfen werden. Es gab schwere Verluste auf beiden Seiten, unter anderem fiel hier auch der Danziger Stadtkommandant. In der höchsten Not gelang es einem holländieohen Schiff, von der Stadt aus am polnischen Lager vorbei mit vollen Segeln die leichte Brücke zu durchbrechen und so die Polen auf dem östlichen Weicheelufer von der Festung abzuschneiden. Sie wurden alle, wie in einer alten Chronik berichtet wird, von den Danzigern niedergemacht. So sehr war man darüber empört, daß hier Deutsche, es waren deutsche Landeknechte in polnischen Diensten gewesen, gegen ihr eigenes Fleisch und Blut gekämpft hatten.

Auch in der Zeit des 17. Jahrhunderts war Danzig eine wehrhafte Stadt, die ihre Befestigungeanlagen mit großem Kostenaufwand und einer damals vielfach bewunderten Technik ausgebaut hatte und dadurch eine der stärksten Festungen in Europa geworden war. So konnte es Gustav Adolf von Schweden, der 1626 in Preußen landete und erfolgreich gegen Polen vorging, nicht wagen, Danzig anzugreifen. Er schloß sogar mit der lutherischen Stadt, die eine von den Polen völlig unabhängige selbständige Politik trieb, ein Neutralitätsabkommen, dessen Unterzeiohnung auf der 10 -Pfennig-Marke dargestellt wird. Dieses Ereignis führt uns klar vor Augen, wie stark und mächtig Danzig damals war. Es war ein Stadtstaat, der von allen wichtigen europäiaohen Staaten, zum Beispiel auch von der mächtigen Königin Elisabeth von England, als souveräner Staat anerkannt war und auch dem benachbarten Königreich Polen gegenüber seine Selbständigkeit stete behauptet hat.

Erst mit der Eingliederung in das mächtige Königreich Preußen konnte Danzig seine Aufgabe, den Schutz des Deutschtums im Osten zu übernehmen, stärkeren Händen übergeben (1793). Doch bald sah sich die alte Hansestadt nach dem Zusammenbruch des Staates Friedrichs des Großen wieder auf eigene Füße gestellt und gegen ihren Willen zum Freistaat von Napoleons Gnaden erhoben (1807). Es begann damit die schwerste Leidenszeit in der vielbewegten Geschichte Danzigs. Sie endete erst am 2. Januar 1814, als nach der furchtbaren Belagerung durch Preußen und Russen die französische Besatzung, die ;sich in der befestigten Stadt tapfer verteidigt hatte, von den Siegern in die Gefangenschaft geführt wurde. Die Abführung der französischen Soldaten, die die Stadt Danzig furchtbar gequält und ausgesogen hatten, wird auf der 15 -Pfennig-Marke dargestellt. Damals begann für Danzig eine neue Zeit, in der es an dem Aufschwung Preußens und des Bismarokiaohen Reiches teilnehmen konnte.

So geben uns diese vier neuen Danziger Briefmarken Einblicke in vier wichtige Ereignisse aus der Geschichte Danzigs, in denen die deutsche Art der Bewohner und ihr zäher Wille, ihre deutsche Frei-heit aufrecht zu erhalten, deutlich hervortritt.
Dr. Rühle

Anmerkung der Redaktion: Die Ereignisse des Jahres 1626 sind hier etwas vereinfacht wiegergegeben worden. Der Autor geht mit seiner Bemerkung "Erst mit der Eingliederung (1793) in das mächtige Königreich Preußen..." über einiges hinweg. Danzig ist nämlich gar nicht so freiwillig eingegliedert worden, es hatte vorher etliche Zwistigkeiten mit Preußen gehabt. Letztlich hing die "Eingliederung" Danzigs zusammen mit der Aufteilung des polnisohen Staaten zwischen Rußland, Preußen und Öaterreioh.

 

Rundschreiben 162, Literaturbeilage 954, 11./12. Februar 1939, Seite 2.


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Added: 04/11/2015
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