Aus alten Zeitungen und Zeitschriften
[vorgelegt von Ronald van Waardhuizen, eMail: ronny@danzig.org]
Beilage Nr. 29 der „Danziger Zeitung“ vom 30. Dezember 1920
Jahreswende.
Es ist im Journalismus sonst nicht gerade Brauch, von der eigenen Arbeit viel Aufhebens zu machen. Bei der einzigartigen Stellung, die der Briefmarken-Rundschau zuteil ward in ihrer Eigenschaft als Beilage einer großen Tageszeitung, aber auch in ihrer ausgesprochenen Haltung als Fachblatt, möchten wir heute - am vorletzten Tages des Kalenderjahres, das zugleich den Schluß des ersten Jahrganges unserer Zeitschrift bilden soll - einmal aus dem altgewohnten Gleis abweichen ...
Uns leitet bei diesem Rückblick vor allem die Tatsache, daß sich in der philatelistischen Fachpresse mehr als in jeder anderen gewohnheitsgemäß ein vertrauteres Verhältnis zwischen Redaktion und Leserkreis im Laufe der Zeit herauszubilden pflegt. Auch unsere philatelistische Sonderbeilage macht von dieser Erfahrung, wie wir mit Freude und Genugtuung aus zahlreichen Briefen und persönlichen Äußerungen unserer Leser feststellen können, keine Ausnahme. Besonders die von uns eingerichtete philatelistische Sprechstunde beweist uns immer wieder, dass die „Briefmarken-Rundschau“ sich bei den Sammlern eines Vertrauens erfreut, für das wir dankbar sind, und das wir zu schätzen wissen.
... Es wäre töricht, nicht zugeben zu wollen, daß auch gewisse Meinungsverschiedenheiten des Leserkreises über Form und Inhalt der Rundschau auftauchen. Von gewisser stark interessierter Seite ist der „Briefmarken-Rundschau“ z. B. anfänglich der Vorwurf gemacht worden, sie grabe durch die veröffentlichten auswärtigen teilweise sehr preiswerten Briefmarkenangebote hiesigen Händlern das Feld ab. Demgegenüber wäre darauf hinzuweisen, daß keine unabhängige Briefmarkenzeitung sich allein auf einen genau begrenzten engeren Interessenkreis stützen kann, sondern beiden Parteien, Sammlern wie Händlern, gerecht werden muß, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe erfüllen will. Es gibt ja auch kein einziges Briefmarkenblatt, das nur lokale Anzeigen bringt, und gerade „Danzig“ ist heute schon ein dankbarer Boden für den über die engere Landesgrenze hinausgehenden Tausch- und Kaufverkehr und die internationale Vermittlung im Sammelwesen ...
Es sind der Redaktion seit dem ersten Erscheinen der „Briefmarken-Rundschau“ am 16. Juni d. J. eigentlich nur zwei besondere Einwendungen - oder besser gesagt - Vorschläge bzw. Wünsche bekannt geworden, die auch in Zuschriften an uns immer wiederkehren. ...
Auf den ersten Wunsch eingehend, möchten wir hier eine Zuschrift vom 7. Dezember wiedergeben, die am besten zeigt, was man bei unserer „Briefmarken-Rundschau“ noch für reformbedürftig hält. Ein geschätzter Korrespondent schreibt uns nämlich: „Wenn man, wie ich, eine ziemlich Anzahl von philatelistischen Zeitungen liest und aufheben will, so kommt man schnell zu Vergleichen, und das erste, was da bei Ihrer „Briefmarken-Rundschau“ auffällt, ist das für die philatelistische Literatur ganz abnorme Format. Vielleicht ließe sich dieser Nachteil abschaffen, wenn die „Briefmarken-Rundschau“ in einem Format erschiene, das nur ein Viertel des Satzspiegels darstellt ...“
Diesem ... Einwand ist zu entgegnen, dass die Herausgeber der „Briefmarken-Rundschau“ von Anfang an alle Vor- und Nachteile des ungewöhnlichen Formates wohl überlegt und durchdacht haben. Man ist dabei zu dem Ergebnisse gekommen ..., daß die Vorteile des großen Formates die Nachteile weit überwiegen. Vor allem ist es die Übersichtlichkeit des Text- und Inseratenteiles, die bei dem Tageszeitungsformat gegenüber vielen kleinformatigen Fachblättern sehr gewinnt. Wer sich der Mühe unterziehen will, einmal behufs Auffindung gewisser interessierender Notizen oder Inserate die „Rundschau“ zu durchblättern, wird finden, daß eine unverhältnismäßig kürzere Zeit dazu gehört, zum Ziel zu kommen ... Die „Briefmarken-Rundschau“ ist aber andererseits ein inniger Bestandteil der “Danziger Zeitung“, der ersten Tageszeitung überhaupt, die diese Neuerung einer besonderen philatelistischen wöchentlichen Beilage ins Leben rief.
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Arge Danzig, Rundschreiben 254, 1. Quartal 2017, Seite 2981.
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Added: 22/01/2017
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