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Seit kurzem bin ich Eigentümer des abgebildeten Briefes MIT INHALT (s. weiter hinten).
Absender ist der Bruder von Wilhelm Marx, KARL MARX, der wohl als Fähnrich der
Wehrmacht in Berlin stationiert war. Den Brief an seine Eltern in Stuttgart gab er am
08.3.1945 aber in Danzig–Langfuhr als „Zivilpost“ auf.
Ist geflogene Post aus dem Danzig-Kessel schon recht selten, so ist solche mit zugehörigem Inhalt nach seltener. (Und Luftpost in den Kessel erst recht; ich besitze lediglich nur
eine Karte nach Danzig mit Luftpostbeförderung.)
Die Beleglage solcher Kesselpost zeigt, dass zu dieser Zeit die kleinen Nennwerte
1,3,4,5,8,10 Rpfg. kaum noch vorhanden waren, denn Nachschub aus dem Reich gab es
nicht.
Ich meine, dass man im vorliegenden Fall durch die Verwendung von 2 Stück der 12
Rpfg.-Marken nicht von einem überfrankierten Beleg sprechen sollte. Es gab
praktisch wenig andere Möglichkeiten der Frankierung.
Der Brief wurde im PA Danzig-Langfuhr 1 (Adolf-Hitler-Str. 108) am 8.3.45 mittags um 12
Uhr abgestempelt und zu einem Flugzeug befördert, das nach Berlin flog. Ob von dort
noch Luftpost befördert wurde, ist mir nicht bekannt. In den Süden des Deutschen Reichs
nach Stuttgart war wohl noch eine Ableitung mit Bahnpost möglich.
Text des Briefes
den 7.3.45
Meine lieben Eltern!
Nun habe ich Euch seit einigen Tagen etwas mit Post vernachlässigt. Allerdings war ein
Stellungswechsel wieder dazwischen u. da dauert es immer länger bis man wieder
eingerichtet ist. Zunächst wie geht es Euch, seid Ihr gesund? Dies hoffe ich doch. Von
Anna erhielt ich heute Post vom 20.2. Habe mich natürlich sehr darüber gefreut. Weiss
allerdings nicht,, was sie nun mit ihrem Bruch gemacht hat. Was gibt es bei Euch Neues,
geht es Euch noch am Besten. Bei Euch wird es viel Arbeit geben, doch das Frühjahr gibt
einem neue Kraft u. Mut. Inzwischen sind wir ja auch (ja) Ordensland geworden u. neben
der Scheinwerferei ist man nun in erster Linie Infanterist. Wenn für uns alle die Generalprobe kommt, wissen wir nicht, doch werden wir auch dann die Lage meistern.
Hauptsache ist immer wir bleiben gesund u. dürfen uns nachher wiedersehen. Alles
andere ist ja nicht wichtig.
Habt Ihr von Ilse Post erhalten? Für heute will ich nun schließen, damit der Brief noch
weggeht.
Ich wünsche Euch nun alles Gute, bleibt vor allem gesund u. recht herzl. Grüsse
Euer Karl.

Karl Marx gilt als verschollen …

Literaturbeilage 418, Seite 2