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Eine nicht alltägliche Einladung:

[Martin Jenrich, Tel. 030-9914166, E-Mail: martin.jenrich@web.de]

Von unserem ARGE-Mitglied Harald Sommer aus Hamburg erhielt ich eine Einladung zu einem Vogtmahl der Bankenbrüderschaft der Heiligen Drei Könige am 4. Juni 2011 im Danziger Artushof. Meine Überraschung war groß. Was ist eine Bankenbrüderschaft, und um welche Bank handelt es sich? Da musste ich mich erst einmal schlau machen und wurde im Internet fündig.

*-  Der Artushof heute:

Vor über 600 Jahren bildeten Kaufleute und Schiffer in der Hansestadt Danzig eine berufsständische Vereinigung, die sie die "Gemeine Gilde" oder den "Gemeinen Kaufmann" nannten. Sie trafen sich im Artushof, tauschten Informationen über ihre Handelsreisen aus, versicherten sich des geistlichen Beistandes gegen berufsständische Fährnisse, verfolgten geschäftliche Interessen und pflegten die Geselligkeit. Es bildeten sich Tischrunden (Banken), die im Laufe der Jahre immer mehr Eigenleben entwickelten und sich schließlich Ende des 15. Jahrhunderts zu sieben selbstständigen Brüderschaften zusammenschlossen. Die meisten Banken benannten sich nach ihrem Schutzpatron, wie das dem damaligen christlichen Weltbild entsprach. Entsprechend der mittelalterlichen Lebensart verstanden sie sich als religiöse Gebetsbrüderschaften. Sie richteten eigene Kapellen in Kirchen und Klöstern ein und hielten dort Gottesdienste ab.

Den Charakter von Gebetsbrüderschaften legten sie aber nach der Reformation ab. Die soziale Fürsorge für die Armen und in Not geratene Brüder oder deren Angehörige blieb über Jahrhunderte eine Hauptaufgabe, bis der Staat in die soziale Fürsorge eintrat. Die Banken sind in ihrer langen Geschichte ohne Satzung ausgekommen. Sie verfahren "nach Gewohnheit", nicht ohne ihre Sitten und Gebräuche behutsam anzupassen.

Von den einst 7 Banken existieren heute noch:

St. Reinholds-Bank (1481), St. Christophorus-Bank (ehemals Lübsche Bank) (1482), Heilige-Drei-Könige-Bank (1483) und Marienbürger Bank zu unser lieben Frauen Rosenkranz (1487), seit Kriegsende alle mit Sitz in Lübeck.

Die Grundstruktur der Banken hat sich über die Jahrhunderte wenig verändert.Der Älteste Senior steht der Bank vor. Ein Vogt, den die Brüder einer Bank für ein Jahr bestimmen, versieht die laufenden Geschäfte. Höhepunkt seiner Amtsführung sind die Rechnungslegung mit Vogtküre und Vogtbericht am Ende seines Vogtjahres sowie das Vogtmahl, das er für die Brüder seiner Bank gibt. Der Vogt ist vor seiner Amtszeit ein Schreiber und wird nach ihr ein Senior. Ein gemeinsamer Ausschuss aller Banken koordiniert deren Entwicklung und vertritt sie bei Bedarf nach außen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Wiederbelebung der Banken und ihrer Traditionen im Vordergrund. Mit steigendem Wohlstand haben kulturelle Aufgaben an Gewicht gewonnen: ein Bücherschatz wird ausgebaut, die Kulturstiftung hansischer Städte erhält Mittel zur Beschaffung von Städteansichten desHanseraums, von Danziger Bildern, Schiffsmodellen und Möbeln. Das alles findet Platz in Räumen des Schabbelhauses, das die Lübecker Kaufmannschaft den Banken großzügig zur Verfügung gestellt hat. Hier finden auch die Rechnungslegungen statt.

Nach Abschluss einer Vereinbarung mit dem Historischen Museum der Stadt Danzig im Jahre 1999 halten die vier Banken im jährlichen Wechsel ihre Rechnungslegungen auch im Artushof ab und fördern durch kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen die freundschaftlichen Kontakte zur Stadt Danzig und deren Bürgern. Mittlerweile sind auch polnische Bürger aus Danzig Mitglieder der Banken geworden.

Die Vogtberichte bei den Rechnungslegungen befassen sich vornehmlich mit Themen der deutsch-polnischen Beziehungen, mit Danzig und mit der Hanse. Polnische und deutsche Repräsentanten sind dabei häufig zu Gast.

Und ich war nun ab 16 Uhr - nach der Rechnungslegung - solch ein Gast (im Smoking).

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Arge Danzig, Rundschreiben 233, Seite 2245.


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Added: 09/10/2011
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