>> Gerüchte um die Hafenpost Port Gdansk im Spiegel der NBU 1924/25
[Gerald Braunberger]
3. Januar 1925: (Meldung ohne Überschrift)
Das neue polnische Postamt in Danzig-Neufahrwasser hat infolge technischer Schwierigkeiten am 20. Dezember v. J. (als dem dafür vorgesehenen Tage) noch nicht eröffnet werden können. Infolgedessen hat auch die Ausgabe der mit „Port Gdansk“ überdruckten Marken eine Verzögerung erfahren. Unser Warschauer Mitarbeiter, Herr W. von Rachmanow, teilt uns dazu auf Grund einer Rücksprache in der Warschauer Generaldirektion der Post weiter mit, dass der Minister für Handel und Gewerbe in diesen lagen das entsprechende Dekret unterzeichnet. Die endgültige Eröffnung des Postamts in Danzig-Neufahrwasser soll demzufolge in den ersten Tagen des laufenden Januar-Monats erfolgen.
8. Januar 1925: Polnische Post in Danzig
Während sich die Eröffnung des polnischen Hafenpostamts in Neufahrwasser, wie wir in der „Umschau" mitgeteilt haben, aus technischen Gründen noch verzögert, hat die polnische Generaldirektion der Posten und Telegraphen am 5. d. M. in der Stadt Danzig selbst am Heveliusplatz ihr neues Postamt nach feierlicher Einweihung eröffnet. Gleichzeitig erschienen damit die von uns zuerst angekündigten Provisorien, die postläufigen Marken Polens bis zum Werte von 50 Groszy mit schwarzem zweizeiligen Überdruck in großen Antiquatypen „PORT Gdansk" in der Mitte. Es wird über diese Ausgabe, die uns kurz vor Drucklegung vorliegt, noch weiteres zu sagen sein. Vorläufig melden wir. Urmarken Buchdruck auf dünnem weißen Papier, gezähnt 12.11½, Auflage je 500 000 Stück, die Aushilfsmarken:
GROSZY braun. 2 G. schwarzbraun. 3 G. braunorange, 5 G. oliv. 10 G. blaugrün, 15 G. rot. 20 G. blau. 25 G. kastanienbraun, 30 G. lila, 40 G. schwarz, 50 G. violett (sämtlich mit schwarzem Aufdruck).
12. März 1925: (Meldung ohne Überschrift)
Port Gdansk. Herr E. v. Baggo; Neufahrwasser, erfährt aus Warschau, dass für das polnische Postamt in Danzig eine endgültige Ausgabe mit der Abbildung eines Dampfers in Druck ist. Wir lassen in Warschau an maßgebender Stelle Erkundigungen einziehen und hoffen, danach berichten zu können, ob an dem Gerücht etwas Wahres ist.
Andererseits meldet Champions „Bulletin", also eine französische Quelle, merkwürdigerweise verlaute von „offiziöser Seite", die Port Gdansk-Marken würden überhaupt eingezogen werden.
In Danzig ist davon nichts bekannt und wir glauben vorläufig auch nicht recht daran.
26. März 1925: Neue Port Gdansk-Marken
In unserer Ausgabe vom 12. März d. J. haben wir auf Grund einer Mitteilung des Herrn v. Baggo, Neufahrwasser, das bevorstehende Erscheinen neuer Marken für das polnische Postamt in Danzig erwähnt und gleichzeitig weitere Informationen darüber in Aussicht gestellt. Von zuverlässig unterrichteter Seite erfahren wir heute, dass auf der letzten Warschauer Konferenz der Generaldirektion der Posten und Telegraphen am 12. Februar d. J. tatsächlich beschlossen worden ist, endgültige Marken herauszugeben. Diese Marken sollten ein Bild eines Schiffes aus dem Mittelalter tragen, ähnlich einer Kogge im stilisierten Rahmen. Das Projekt war schon vorgelegt, es wurde aber beschlossen, den Rahmen umarbeiten zu lassen, was auch bei der Reichsdruckerei angeordnet wurde. Auf der nächsten Konferenz soll ein neues Projekt vorgelegt werden. In der Zwischenzeit sollen aushilfsweise gewöhnliche polnische Marken in Danzig gebraucht werden, solange die endgültige Ausgabe nicht fertig sein wird, und für den Fall, dass einige Werte der Aufdruckausgabe vergriffen sein sollten.
Von polnischer Seite wird übrigens vielfach beanstandet, dass die jetzigen Provisorien für das polnische Postamt am Heveliusplatz in Danzig den Aufdruck „Port Gdansk" tragen anstatt der korrekteren polnischen Worte „Port Gdansk" oder „Port w Gdansku". Das in Lodz erscheinende, zur Zeit einzige philatelistische Fachblatt Polens „Echo Filatelistyczne" fragt dazu ironisch, welche polnische Grammatik die Warschauer Generaldirektion wohl in Gebrauch habe ?
Fortgesetzt finden wir in der auswärtigen Fachpresse übrigens noch allerlei unrichtige Mitteilungen über die „Port Gdansk-Marken". So lesen wir im „Briefmarkensammler" des „Wiener Illustr. Extrablatts":
„Aber die Marken mit Port Gdansk sind seit dem 1. Januar da - für die Sammler. Nun, eine neue Markenart: Ausgegeben, aber wegen politischer Differenzen nicht in Kraft gesetzt. Ob es nicht doch .echt gelaufene Briefe' mit solchen "Port Gdansk" Marken geben wird ? Warnung ! Es könnte nur Schwindel sein."
[3] Man vergleiche die aktuellen Farbbezeichnungen im Michel-Katalog, die sich ausnahmslos von Kaemmerers Bezeichnungen unterscheiden !
[4] Eine Firma aus der legendären Pariser „Briefmarkenstraße", der rue Drouot (in der sich noch heute ein Briefmarkengeschäft an das nächste reiht).
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Arge Danzig, Rundschreiben 204, 3. Quartal 2004, Seite 1382.
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Added: 15/07/2007
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