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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 204 - 3. Quartal 2004 » Neuer Aushilfsstempel von Wesslinken

>> Gerüchte um die Hafenpost Port Gdansk im Spiegel der NBU 1924/25
[Gerald Braunberger]

Demgegenüber muss im Interesse einer unparteiischen Berichterstattung, die mit Politik nichts zu tun hat, für das Ausland festgestellt werden, dass die „Port Gdansk" -Provisorien seit dem 5. Januar im polnischen Verkehr sind und mit diesen Marken frankierte Poststücke . die durch das polnische Postamt in Danzig oder durch die polnischen Briefkästen an Adressen in Polen aufgegeben werden, ordnungsgemäße Beförderung finden. Echt gelaufene Briefe mit diesen Marken sind daher keineswegs Schwindel, sondern es handelt sich um durchaus vollgültige Postwertzeichen ohne Spekulationsabsichten, die zu Nominal verkauft werden und deren Auflage auch dem postalischen Gebrauch angepasst ist.

9. April 1925: Das Rätsel von „Port Gdansk"

Eine nach dem Vorhergehenden außerordentlich überraschende Mitteilung kommt aus Polen. Ihr liegen vermutlich wichtige politische Motive zugrunde, die wir an dieser Stelle nicht näher zu untersuchen haben, die aber vermutlich mit der zu erwartenden Entscheidung der Haager juristischen Kommission des Völkerbundes in Sachen der polnischen Post in Danzig zusammenhängen.

Wir hatten in unserer Ausgabe vom 26. März gemeldet, dass auf der von der Generaldirektion der Posten und Telegraphen einberufenen Sachverständigenkonferenz vom 12. Februar d. J. der vorliegende Entwurf einer „Koggenmarke“ für die polnische Post in Danzig vorläufig zurückgestellt worden war.

Jetzt erfahren wir aus erster Warschauer Quelle weiter dazu, dass die polnische Generaldirektion der Posten endgültig beschlossen hat, für das polnische Postamt in Danzig überhaupt keine weiteren Marken mehr drucken zu lassen. Es sollen vielmehr in Danzig nach Aufbrauch der jetzigen „Port Gdansk-Provisorien" die gewöhnlichen polnischen Marken benutzt werden (wie lange noch, das hängt natürlich von der Entscheidung des Völkerbundes ab. D. Red.)

Die geplante „Koggenausgabe“ für Danzig erscheint also nicht, dagegen soll das Schiffsmotiv für den 45-Groszy-Wert der bevorstehenden Ausgabe rein polnischer Marken verwendet werden.

1. April 1925: Port Gdansk

In der Berliner Sitzung vom 28. Januar hat die Delegierten Versammlung des Bundes Deutscher Briefmarkenhändler-Vereine einstimmig beschlossen. die jetzt von Danzig aus angebotenen Marken der kursierenden polnischen Serie mit Aufdruck Port Gdansk aus nationalen Reinlichkeitsgründen als polnische Mache zur Ausbeutung der deutschen Sammler zu boykottieren.

Diese Meldung erschien in der mit Kaemmerers Blatt konkurrierenden Briefmarken-Rundschau, die ansonsten kaum über die polnische Hafenpost berichtete. Die beiden Fachzeitungen mussten im Verlauf des Jahres 1925 ihr Erscheinen einstellen. Der Danziger Handel schloss sich diesem Boykott nicht an, wie philatelistische Belege mehrerer Händler mit Marken der Hafenpost belegen.

Neuer Aushilfsstempel von Wesslinken


Unser Mitglied Mark ward Gnauck legte einen Beleg vor, dessen Mischfrankatur Abschiedsausgabe/DR-Marke mit einem Einzeiler in gotischer Schrift abgestempelt ist [siehe Farbabbildung I auf der Titelseite]; der Brief weist leider keine Datumsangabe auf.

Ein Blick in den Katalog zeigt, dass dieser Stempel dort nicht enthalten ist, wohl aber ein ähnlicher Stempel, Bei dem zusätzlich darüber noch das Wort „Postagentur" steht. Es ist aber eindeutig zu erkennen, dass dieses Wort tatsächlich fehlt und nicht etwa verschentlich nicht abgedruckt worden ist.

Was kann man nun damit anfangen? Ein genauerer Vergleich zeigt, dass der Einzeiler offensichtlich der aptierte Stempel Nr. 5.0 ist; er muss also später verwendet worden sein, was auch die Mischfrankatur belegt. Warum ist er aptiert worden und warum ist er überhaupt verwendet worden?

Am 1.4.1939 wurden die bisherigen Postagenturen in „POSTSTELLEN 1" umbenannt. Demnach ist also die Inschrift des Stempels Nr. 5.0 schon nicht mehr richtig, man hat aber den bisherigen Stempel noch unverändert weiter benutzt. Nach Eingliederung in die Reichspost wurden aber die alten Bezeichnungen entfernt, daher die Adaptierung des Formularstempels.

Der Anlass zur Aushilfsentwertung mag derselbe gewesen sein wie bei anderen Postanstalten: Viele der KSBo-Stempel hatten eine fest eingravierte erste Jahresziffer. Belege des Stempels Nr. 6.0 zeigen, dass dies auch in Wesslinken der Fall war. Als das Jahr 1940 kam. musste die Ziffer „3" gegen eine „4" ausgetauscht werden. Dazu wurde der Stempel in die Werkstatt geschickt. Da Wesslinken nur einen Tagesstempel benutzte, musste während dieser Zeit eine Aushilfsstempelung mit dem (aptierten) Formularstempel herhalten. Das Datum der vorliegenden Abstempelung dürfte also Ende Dezember 1939/Anfang Januar 1940 liegen.

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Arge Danzig, Rundschreiben 204, 3. Quartal 2004, Seite 1383.


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Added: 15/07/2007
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