>> Von der Erfindung der Paketkarte zum Danziger Korkstempel
>> 2. Wem gehören die aufgeklebten Freimarken ?
In Bamberg wurde vorgeschlagen, die Marken zusätzlich auch mit Tintenstrichen zu entwerten, und in Orten mit großem Postaufkommen konnte man zu diesem Zweck auch einen Gummistempel anfertigen lassen. Dieser Stempel sollte aber durch die OPD angeliefert werden. Von einem ungezügelten Wildwuchs an Tintenstrichen und Korkstempeln, die wir aus der Freien Stadt Danzig kennen, war in Bayern nicht die Rede. Hingegen kennt das Sammelgebiet Oberschlesien, wie in Danzig, eine große Variation an Korkstempeln. Auffällig ist, daß aus dem norddeutschen Raum gar keine Meldungen über diese Dinge vorliegen.
Die Sammler hatten für diese Maßnahmen kein Verständnis und fragten sich, warum sich die Post damit die Finger verbrannte. Die von der Post aus den Paketkarten herausgeschnittenen Freimarken wurden als Kiloware verkauft, aber mit solchen Tintenstrichen waren sie in den Augen der Sammler und Händler deutlich minderwertig. Das war auch ein wenig absichtlich geplant durch die Post. Sie behauptete, daß die Anzahl der höheren Werte im Inland beschränkt war und die Mehrzahl dieser Marken ins Ausland verschwand. Dort versuchte die ausländische Post ebenfalls, die Paketkarten zurückzubehalten und als Kiloware zu verkaufen. Um dieser Konkurrenz den Weg zu verlegen, beschloß die deutsche Post, alle hochwertigen Marken, die ins Ausland gingen, für Sammler und ausländische Postanstalten mit Lochung, Tinte oder Kork wertlos zu machen. In einem Kommentar meint die DBZ (1914) hierzu: "Der schon seit langer Zeit fast ständige Streit wegen des Eigentumsrechts an den verbrauchten Freimarken ist u. E. recht kleinlich und jedenfalls eines so gesunden Staatswesens, wie des deutschen, nicht würdig".
Ausländische Philatelieverbände versuchten mit der deutschen Post in Verbindung zu treten wegen der sinnlosen Freimarkenvernichtung. So suchte der Kristiana-Philatelist-Klub aus Norwegen Verbindung mit dem Verband Schweizerischer Philatelistenvereine, weil die sich auch schon an das deutsche Reichspostministerium gewandt hatten. Die Norweger meldeten, welche Schritte sie schon unternahmen. So hatte sie der Leiter der Post eingeladen und berichtet, wie die deutschen Postbehörden mit den ihnen zugeschickten Paketkarten umgingen. Man einigte sich über eine Eingabe an die norwegische Postverwaltung mit der Bitte, bei den Deutschen Einspruch gegen die Zerstörung der Briefmarken zu erheben. Wenn die Deutschen nicht darauf eingehen würden, sollten die Norweger auch ihre Freimarken wie in Deutschland wertlos machen. Die norwegische Postverwaltung stimmte dem zu, aber der 1. Weltkrieg verhinderte die Durchsetzung dieser Maßnahme. 1919 nahm man die Idee wieder auf, aber damals fand es die norwegische Postverwaltung nicht für angebracht, Schritte gegen Deutschland einzuleiten. Der Kristiana-Klub meldete noch, daß man die Schwestervereine in Schweden und Dänemark um Unterstützung bitten wollte. Was daraus wurde, ist aber unbekannt.
3. Die Freie Stadt Danzig und ihre Paketkarten
Als am 10. Januar 1920 der Versailler Vertrag in Kraft trat, gab es in Danzig noch eine große Menge 'alter' deutscher Paketkarten in vielen Formulararten. Sie sollten erst aufgebraucht werden. Diese Aufbrauchzeit hat lange gedauert. Erst nach der Inflation, Mitte der zwanziger Jahre, gab es in der Freien Stadt Danzig neue von der Landes-Postdirektion (LPD) ausgegebeneKarten.Für diese neuen Karten wurde die deutsche Reichspost-Numerierung beibehalten. Ab Ende 1924 gab es erst noch Karten (Druckdatum 12. 24) in gleicher Abmessung wie die alten deutschen Karten (Abb. 5), später (Druckdatum 8. 27) dann mit größerer Abmessung und mit verringerter Stärke des Papiers (Abb. 6). Wie beim Deutschen Reich sind auch hier viele kleine Textunterschiede und Buchstabenverschiedenheiten zu beobachten.
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Rundschreiben 210, Literaturbeilage 849, 15. Dezember 2005, Seite 7.
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Added: 26/05/2008
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