>> Mai 1993: Mein zweiter Danzig-Besuch, Harald Strohbusch
Für einen Ausflug in die Danziger Niederung erwartete uns ein Bus um 12.30 Uhr nahe der Katharinenkirche. Später hörte ich, daß Ronald van Waardhuizen die Kosten für die Fahrt übernommen hatte: Vielen Dank!
Wir fuhren Richtung Südosten, überquerten bei Käsemark die Weichsel und bogen nach Norden ab. Von Nickelswalde fuhren wir die Küstenstraße bis Steegen. Direkt am Strand hatten wir Gelegenheit zu einem zünftigen Imbiß: In einer Fischbraterei gab es Flundern, Heilbutt, Pomuchel und andere Fischarten in Öl gebacken. Es war - wie fast an allen übrigen Tagen - herrliches Wetter, so konnten wir im Freien sitzen. Karl hatte eine besonders schöne Flunder, aber sie kam ihm etwas flau vor. Er nahm den Salzstreuer und kippte nicht nur den Deckel desselben, sondern auch den halben Inhalt des Salzstreuers auf seine Flunder: Die Flunder war salzig, Karl war sauer. Die süße Limonade war nur ein geringer Ersatz für die bittere Einsicht, daß es für eine zweite Flunder zu spät geworden war...
Die Weiterfahrt wurde kurz unterbrochen vor der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Stutthof. Zurück nach Steegen konnten wir auch einen Wagen der Schmalspurbahn auf den Schienen fahren sehen. Wir bogen nach Süden ab und fuhren über Fischerbabke, Tiegenort, Tiegenhagen, Tiegenhof, Fürstenau und Marienau nach Kalthof, hielten direkt an der Nogat und hatten einen herrlichen Blick auf die Marienburg im Sonnenschein. Über die Nogat hinweg wirkt die Burg eher wie ein Wasserschloß. Wer die Burg so zum ersten Male sieht, vergißt diesen Anblick wohl nie mehr. Heinz Jacops, der von dem neumodischen Zeugs der Fotographie offensichtlich nicht viel hielt, begann sofort zu zeichnen. Seinem Ansinnen, ihn gegen Abend dort wieder abzuholen, konnten wir nicht zustimmen - er mußte leider wieder mit uns in den Bus einsteigen. Wir fuhren nach Heubuden westlich von Kalthof - nicht zu verwechseln mit dem Ostseebad Heubude, wohin ich als Schuljunge oft mit der Linie 4 gefahren bin. Beide Orte heißen jetzt Stogi. Wir besuchten den in Heubuden befindlichen verfallenen Mennonitenfriedhof. Einer der jüngsten Grabsteine wies das Sterbejahr 1937 aus.
Zwischen Kalthof und Dirschau war die Autobahn völlig gerade und eben und ohne Mittelbegrenzung angelegt, Man erklärte uns, daß der frühere Gauleiter Albert Forster dies als Landebahn und Startbahn für Flugzeuge hat ausbauen lassen. Ich hatte nie davon gehört, und es würde mich interessieren, ob jemand von den "alten Danzigern" etwas darüber weiß. Er möge einfach an die Anschrift der Arge Danzig schreiben!
Wir überquerten die Weichsel und fuhren über Dirschau, Mühlbanz, Hohenstein, Rosenberg, Langenau, Praust, St. Albrecht und Ohra nach Danzig. Ausstieg in der Breitgasse - wir aßen fürstlich an festlich gedeckter Tafel im "Lachs"- ein herrlicher Ausklang von zwei wunderschönen Tagen, deren Regie Edward für uns übernommen hatte: Vielen, vielen Dank! Hoffentlich sind die Video-Aufzeichnungen, die Edward mitbringen will' hierher nach Hamm-Pelkum, gut gelungen!
Mittwoch, der 19. Mai: Mittags schellten Hilde und Karl bei Familie Guczalski, und wir (Marie-Luise Schmidt und Harro Busse, Hilde und Karl, Konrad, Volker und ich) fuhren ohne Elisabeth nach Oliva: Wir wurden in einem Lokal gut bewirtet, bestaunten den gut bestückten Markt, und ich mußte mir etliche Beschwerden anhören, weil ich den Wunsch hatte, vom Postamt Oliva Abstempelungen zu besorgen. Es folgte ein Spaziergang durch den Schloßgarten, der einen gut gepflegten Eindruck machte. Nur in der einen Hälfte der Flüstergrotte lag ein Haufen - Karl lotste die Interessierten in die andere Hälfte, um ihnen die Wirkungen seiner Einflüsterungen zu demonstrieren. Anschließend konte er es sich nicht verkneifen, sich in einem hohlen Baum fotografieren zu lassen. - Beeindruckend war die Pracht der Schloßkirche, Konzerte waren leider nur am Vormittag gewesen, so konnten wir die riesige Orgel und eine Nebenorgel nur optisch bewundern.
Der Aufenthalt in Danzig und Umgebung hat mir wiederum bestens gefallen - beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!
Arge Danzig, Rundschreiben 160, Harald Strohbusch, Seite 3.
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Added: 01/10/2015
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