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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 211 - 2. Quartal 2006 » Freie Stadt Danzig in Raum und Zeit

>> Die Luftpostmarken von Danzig in Raum und Zeit

Die oben genannte trompe l 'oeil-Doppelzähnung findet sich bei keinem anderen Danziger Markentyp, auch sind mir derartige Einfassungen durch aufgedruckte Zähnungen anderweitig nicht bekannt.

Im unteren Teil der Marke wird die Stadtsilhouette von Danzig dargestellt mit mindestens 8 emporragenden Türmen, wobei im kompakten Häusermeer in weißer, modernisierter Frakturschrift die Staatsbezeichnung „Freie Stadt Danzig“ zu lesen ist.

Im oberen Teil zeigt sich eine breite, bogenförmige Girlande, die an den Enden doppelt gefaltet ist und in zwei breitovalen Schildchen ausläuft. Hierin ist, wiederum in weißer Schrift, der Verwendungszweck „Flugpost“ zu lesen. Die Schildchen tragen die Währungsbezeichnung „Mark“, und darüber ist der Nennwert 500 in deutlichen Zahlen zu lesen.

Das Schattenbild unten und die Girlande oben öffnen ein Himmelspanorama als weißen Himmel über Danzig, der durch zarte, bogenförmige Andeutungen von Kumuluswolken bedeckt ist.

Direkt in der Mitte dieser Wolken steigt überproportioniert ein einmotoriges Flugzeug, ein Hochdecker mit sichtbarem Fahrwerk, von links nach rechts zum Steigflug auf.

Insgesamt ist die Markenzeichnung ausdrucksstark. Die holzschnittartige Ausführung ist noch dem Stil der Jahrhundertwende verhaftet und in Raumauf teilung, Inschriften, Wolkenzeichnung u. a. m. in der Tradition der ersten amtlichen Flugpostmarke des D.R. von 1919 (Michel Nr. 112) ausgeführt.

Die kleineren Hochformatwerte sind im Stile ähnlich, doch in vielen Details verschieden: Die Silhouette von Danzig ist stark verkürzt, das Flugzeug startet von rechts nach links, und weitere Einzelheiten des Rahmens sind vereinfacht (Abbildung 2).

Zwei Fragen drängen sich aber bei der Betrachtung der oben geschilderten Marke noch auf:
-  Aus welcher Perspektive ist das dargestellte Schattenbild Danzigs erstellt?
-  Welcher Flugzeugtyp ist abgebildet?

V.

Bei der Beantwortung der ersten Frage kommt der Lage der Türme von rechts nach links eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Turmfolge könnte lauten:
Alte Synagoge – Rathausturm – Goldenes Tor – Marienkirche mit Glockenturm und Türmchen der Seitenschiffe – Stockturm – Johanniskirche –Katharinenkirche. Die Blickrichtung muß hierbei fast eindeutig von Westen nach Osten sein (West / West / Süd – Ost / Ost / Nord). Bei dieser angenommenen Ansicht müßten die kleinen Seitentürmchen in der Mehrheit aber rechts vom Glockenturm liegen, nicht jedoch, wie es abgebildet ist, links vom Glockenturm; die Blickrichtung ist schräg auf die rechte Seite gerichtet. Die Antwort kann nur darin bestehen, daß bei der üblicherweise spiegelbildlichen Anfertigung des Markenklischees die Mehrheit dieser Türmchen versehentlich nicht spiegelbildlich gezeichnet wurde, so daß sie dann beim Druck spiegelbildlich verkehrt abgebildet wurden, oder der Entwerfer hat einfach der Phantasie ihren freien Lauf gelassen.

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Rundschreiben 211, Literaturbeilage 851A, 16.02.2006, Seite 5.


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Added: 26/05/2008
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