>> Beiträge zur „Memel"-Philatelie
>> I. Abschnitt „Vom Wert oder Unwert"
wohl für teures Geld — kaufen kann oder nicht, vielmehr dasjenige der kleinen Raritäten, das ich als Sondersammler, unbekümmert jeder Katalognotierung jahrelang suchen muss, um es erst einmal in die Hand zu bekommen? — In dieser Hinsicht gehören alle „Kopfsteher", die man übrigens ungerne sammelt, weil sie ohne Ausnahme postalischen Zwecken nicht gedient haben — nur zu den „relativen Raritäten"; in der Auflagenhöhe gering, sofort vom Händler erfasst, dienten sie meist dazu, letzterem schnell auf Kosten übereifriger Sammler die Mittel zu neuen Einkäufen von Ware in die Tasche zu spielen. Ein solcher „Sondersammler" nannte sich dann noch schleunigst Spezialist und jagte weiter nach Kopfstehern, da ihm die Mittel zum Erwerb zur Verfügung standen und er sich sein „Spezialobjekt" nicht in mühevoller Weise und unge-zählten Stunden „ersammeln", sondern am liebsten auf einen Hieb hätte erkaufen mögen. Von einem solchen Standpunkt rücke man völlig ab, wenn man die würdige Bezeichnung „Sondersammler" für sich in Anspruch nehmen will. Die „kleinen" oder besser „absoluten Raritäten" sehen anders aus und sind auf den ersten Hieb einfach nicht zu haben, zumal sich gerade der Händler nicht die Zeit nehmen kann, die Abgabe von Raritäten auch noch mit mühevoller Arbeit des Heraussuchens aus 'seinen Beständen zu verbinden. Solche Stücke sind gottlob eben nicht bogenweise käuflich oder einfach zu bestellen, um sie geliefert zu erhalten. Es heisst hier vielmehr: suchet, so werdet ihr finden. — Das Gebiet der Memelmarken ist überwiegend gekennzeichnet durch den Begriff der Aufdruckmarke. Diese Aufdruckplatten zeigen nun je nach Entstehungsort und -art Sonderarbeiten, die typisch sind und recht bald auch als typisch gesammelt und aus der gewöhnlichen Markenmasse herausgehoben wurden; mag es sich da um abweichende Zifferntypen, Buchstaben, Abstände oder Beschädigungen auffälliger Art handeln, stets ist das Stück typisch unterschieden von der übrigen Masse der „Felder" in der „Platte" (im Bogen). Nehmen wir einmal den Michelkatalog zur Hand. Seite 334 finden wir da bereits kleine Raritäten, zum grössten Teil nicht notierte Werte, so 50/35 (23) mit senkrechtem grösseren Zeilenabstand „Memel" von „50", ein gleiches gilt bei 30 pf/30 c (21*). Unter den wagrecht spatiierten Abständen „Wertziffer- mark" greifen wir heraus: 1 mark 25 (27. 1.) 3 - m (29. 1.) besonders 20 - m (33 I.) ebenso sehr selten 1 - o m (32 1.), dagegen wesentlich häufiger 1 - 0 M (38 I), Man beachte entsprechende Stücke bei der ersten Flugpostreihe z. B. (44) 2 - m weit und andere. Recht selten ist auch 20 Pf. blau (57 I.) und „1-5" gesperrt (55 II.) sowie 60 II. ig statt ig. Seite 336 Nr. 79 ist heute überall für etwa 10.— M. erhältlich, häufig jedoch auch als Fälschung des Ueberdrucks. Von Nr. 88, 91 und 97 ist jeweils die Abstand-Abart des 67, Bogenfeldes absolut selten, die Eigenart besteht in senkrechter Verschiebung der Wertziffern oder (bis 2 und 4 M.) einzelner Lettern in Wort „Mark", sehr selten daher Nr. 97 III. (50 M.). — Von den „Germania-Werten" sind Raritäten dieser Art kaum zu nennen, dagegen bieten uns viele nachfolgenden litauischen Memelwerte manche Ueberraschungen in dieser Hinsicht, Michel 125 I.-127 I. sind keine Plattendruckfehler, sondern -beschädigungen und auch als solche zu werten, 125 I. ist absolut selten als „Blockstück mit Steg" links der Type zwischen zwei Marken, da die Steindruckplatte 2 x 100 Felder enthielt und auch solche Druckbogen lieferte. „Blocks mit Steg" sind daher gern gesammelte, weil seltene, Spezialitäten. Es gibt solche von 124-128, 135-140, 125 I, 139 I, 141-150
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 49.
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Added: 18/02/2016
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