>> Beiträge zur „Memel"-Philatelie
an hervorragender Stelle unter den Preisträgern. Ferner reden die Versteigerungen von Memelwerten eine klare Sprache sowie die stattlich angewachsene Memel-Literatur, zu der der heutige Verfasser mit Freuden und nach Kräften zu seinem Teil seit 1925 mit beigetragen hat. -Die moderne Philatelie und Sammelkunde zeigt sich an allen diesen Objekten mit ungestümer Gewalt und Deutlichkeit. Das moderne Sammelwesen dieser jüngsten Gebiete will eben von vornherein alles das beachtet wissen, und nicht verloren gehen lassen, was man heute erst in mühseliger Kleinarbeit an Gebieten altdeutscher oder altitalienischer Staaten aufzubauen bzw. zu rekonstruieren trachtet. Dabei greift die Forschung auch auf viele Nebengebiete der Philatelie, wie Post- und politische Geschichte, Drucktechnik und manches andere über, sodass meist zur Erfassung der Totalität eines Sondergebietes ein ernstes und nicht minder wissenschaftliches Arbeiten bzw. Studieren notwendig wird. Um diesen Stand zu erreichen, muss man naturgemäss über die Schwelle des Anfängers hinweggekommen sein und den nötigen Ernst und die Freude an diesem Studieren mitbringen. — Indessen mehren sich die Zeichen, die auf ein Streben nach Organisation dieser individuellen Kräfte schliessen lassen. Auch hierin wird Danzig berufen sein, einen Schritt vorwärts zu tun. Es liegt nahe, dass alle diese Sammler bestrebt sind, gegenseitig in Meinungs- und Interessenaustausch zu treten, um in der Gesamtheit zu gröSseren Leistungen zu gelangen. Ich möchte indes der Entwicklung nicht vorgreifen und gehe daher zum speziellen Teil meines heutigen Aufsatzes über: „Memel als Spezialgebiet moderner Philatelie".
Oft werde ich über viele Einzelheiten dieses Gebietes um Rat gefragt, vor allem aber stand an erster Stelle stets die Frage nach zweckmässigem Aufbau eines solchen, mehr oder weniger umfangreichen Objekts. Indes bin ich oft bei meinen Aufsätzen in erzählende Form übergegangen, um jedem die individuelle Interessensrichtung zu überlassen; denn es wäre verfehlt, jedem Spezialisten vorschreiben zu wollen, was er zu berück-sichtigen hat und wie er seinen Aufbau vornehmen soll, auch hatte ich jeweils gerade dasjenige aus der Fülle des Stoffs herausgegriffen und behandelt, was aktuelles Interesse hervorrief, natürlich auf Kosten eines strengen Systems. Selbst Fragen an den Leser zu stellen, um ihn zum eigenen philatelistischen Denken und Forschen zu nötigen, scheute ich mich nicht. Es wird aber einer anderen Arbeit vorbehalten bleiben, die Ergebnisse zusammenzufassen und dem Spezialisten dann das ersehnte „Handbuch" zum Geschenk zu machen. Gerade in letzter Zeit ist noch eine Fülle neuer Dinge zur Klärung gekommen — ich denke nur an Fragen der Abstempelungen und Fälschungen —, dass es geradezu verfehlt gewesen wäre, eine oben angedeutete Arbeit überstürzt (vielleicht von egoistischen Motiven getrieben) zusammenzubauen und „auf den Literaturmarkt" zu bringen. Also Geduld lieber Leser. — —
I. Abschnitt „Vom Wert oder Unwert"
Im folgenden sind alle Katalognummern nach Michel 1929 in Klammern ( ) gesetzt. Da entsteht zunächst die Frage nach dem Wert oder Unwert einer Memelmarke. Die grosse Masse oder „Satzware" schliesse ich hier von meiner Betrachtung aus und will nur wesentliches berühren: Die besseren Werte „Raritäten" oder besser genannt Seltenheiten. Ist das Stück selten, das ich vielleicht heute noch von Händlern — meist
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Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 48.
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Added: 18/02/2016
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