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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 228 - 3. Quartal 2010 » Blumentage in Danzig und Zoppot

Blumentage in Danzig und Zoppot im Jahre 1911:
[Udo Mierau, Tel. 05042-8528]

In meiner Sammlung befinden sich zwei Jugendstil-Ansichtskarten über Blumentage in Danzig und Zoppot im Jahre 1911. In verschiedenen deutschen Städten fanden ab 1910 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges Blumentage statt. Dabei wurde am jeweiligen Tag eine bestimmte Blume als Leitmotiv erwählt und für wohltätige Zwecke Kunstblumen gegen Geldspenden verteilt. Die Straßen wurden mit den erwählten Blumen geschmückt und Speisen und Getränke verkauft. *5* Am verbreitetsten war der Margeritentag (auch Margueriten- oder Margeretentag). Es gab aber noch weitere Blumentage zu wohltätigen Zwecken, wie Kornblumen-, Anemonen- und Heckenrosentag. *5* Verschiedene Gruppierungen und Organisationen (Anhängerinnen der bürgerlichen Frauenbewegung und der Sozialreform, Wohltätigkeitsvereine, Mitglieder der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften) übten Kritik an den Blumentagen. Es wurde beklagt, dass die Sammlung auf den Straßen eine sittliche Gefährdung für die jungen Mädchen darstelle. Die Gewerkschaften verurteilten die Blumentage, weil durch die billige Massenproduktion der künstlichen Blumen, die in der Regel von Frauen und Kindern in Heimarbeit gefertigt wurden, die an sich schon niedrigen Löhne weiter gedrückt worden seien. *3* Der Schriftsteller und Kritiker des Spießertums, Kurt Tucholsky (1890-1935), bezeichnete 1911 in seinem Gedicht „Blumentag“ diese Tage als soziale Anwandlung des Bürgertums, mit der eklatante Versäumnisse der Regierung kaschiert würden. Denn die Regierung habe für „Veteranenpensionierung“ kein Geld, weil sie in erster Linie damit beschäftigt sei, „die Roten“ zu verfolgen. Die in der Wochenzeitung „Vorwärts“ veröffentlichten Verse Tucholskys bezogen sich konkret auf den Kornblumentag: *4* Der dicke Bürger greift in seine Weste: „Da, nimm mein Kind!“ Er gibt den Sechser mit gerührter Geste - die Träne rinnt.
Das leert vor allem andern ihre Kassen - fürs Kriegerpack.
Da betteln sie derweil auf allen Gassen - Kornblumentag …

Margueritentag:

Die Margueritentage wurden von Vereinen organisiert, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, die Kinderkrankenpflege in den örtlichen Krankenhäusern zu verbessern. Die Margerite wurde auserwählt, weil sie als „weiße Blume der Barmherzigkeit“ galt. *1* Die Schirmherrschaft der Margeritentage übernahm die deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, Auguste Viktoria (1858-1921). Sie war seit 1881 mit dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm II. verheiratet. An den Margeritentagen putzten sich junge Mädchen aus dem Bürgertum mit Margeriten geschmückten Kleidern heraus und verteilten Kunstblumen gegen eine Spende.
In Danzig fand am 21.6.1911 ein Margueritentag statt, wie das vom Danziger Prof. Fritz A. Pfuhle gemalte Bild auf einer Postkarte zeigt.
*-  Marguertentag Danzig - 21. JUNI.

Kornblumentag:
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Arge Danzig, Rundschreiben 228, 2010, Seite 2059.


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Added: 01/07/2010
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