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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 228 - 3. Quartal 2010 » Deutsch- Polnische Grenzerfahrung

>> Deutsch- Polnische Grenzerfahrung;
Michael Schweizer, Vors. der ARGE Generalgouvernement und BPP-Prüfer,
Tel. 0724989810, E-Mail: Michaelschweizer@t-online.de]

Alles blieb ohne Antwort. Als ich die Info erhielt, dass der polnische Staat dieses unterstützt und auch eine Enteignung nach der Verjährung passieren wird, schaltete ich einen Anwalt ein. Ohne meine Aktivitäten wäre der Briefposten stillschweigend in irgendeinem Museum verschwunden. Nach über 4 Jahren gab es in Wroclaw (persönliches Erscheinen) eine Anhörung bei der Staatsanwaltschaft. Ich erzählte meine Geschichte und legte das Schreiben meines Bekannten vor, dass er die Sammlung gekauft hat und der Eigentümer ist. Nach eigenen Recherchen konnte ich den Händler, der den Posten verkauft hatte, ausfindig machen und auch von ihm die Eidesstattliche Aussage erhalten, dass er diese Sammlung in Deutschland gekauft und an meinen Bekannten verkauft habe. Er konnte mir nun vor einigen Monaten sogar seine Rechnung geben, wo er den Posten erworben hatte (eine lange Kette).

Somit war ich bei meinem 1. Gerichtstermin in Wroclaw nach über 4 1/2 Jahren zuversichtlich und erwartete eine Strafe wegen nicht angemeldeter Ein- und Ausfuhr von 255 Briefen bzw. Karten im Gesamtwert von ca. 1100 - 1500 € (belegbar durch Rechnungen und die 1. Expertise, die die polnische Staatsanwaltschaft in Auftrag gab). Nun aber wurde das Blatt im Gericht gedreht! Es war völlig egal, woher der Posten kam, wem er gehörte und wie er nach Polen kam. Die Staatsanwaltschaft versuchte nicht, meine Schuld zu beweisen, sondern ich sollte die Unschuld beweisen. Ich fühlte mich im Verhör vor Gericht wie ein Mörder. Die 255 Belege mit einem Durchschnittswert von 4-8 € (eine neue 5.000 € teure Expertise der Staatsanwaltschaft schätzt nun den Wert der Belege auf ca. 20.000 Zloty) wurde dem Raub griechischer Amphoren oder den Pyramiden in Ägypten gleichgestellt (wortwörtlich). Ich wurde als Dieb polnischen Kulturbesitzes dargestellt.

Nun geht es im Mai 2010 weiter. Verhört und persönlich anreisen müssen nun meine Frau, mein Bekannter, dem die Sammlung gehört und der eine polnische Philatelist (der andere ist bereits gestorben). Im Juni 2010 werden die Sachverständigen der neuesten Expertise angehört. Die Gerichtskosten übersteigen bereits vor diesen Terminen den Wert des Postens um ein Vielfaches (ca. 10.000 € im Moment). Es wird nun ein politisch motivierter Prozess.

Ein Aufgeben - das vermutlich durch die Zermürbung erreicht werden soll - würde bedeuten, ich verschenke den Posten meines Bekannten und bezahle die Gerichtskosten sowie eine Strafe in Höhe eines Monatsgehaltes. Ein Durchhalten bis zur EU wäre ein sehr, sehr langer Weg, würde aber nach Meinung meines Anwalts und weiterer Prozessbeobachter einen Freispruch nach sich ziehen. Seither habe ich erfahren müssen, dass Bilder und sogar ein deutscher VW-Käfer an der Grenze beschlagnahmt wurden, da sie unter das Denkmalgesetz fallen. Es dürfte System sein, so zu verfahren.

Wenn ich einen Blick auf mein Fachgebiet (Generalgouvernement 1939-45) werfe, stelle ich fest, dass wir in der Forschung mindestens zwei Schritte weiter sind als die polnischen Philatelisten. Wir haben als „Arbeitsgemeinschaft Generalgouvernement“ sowie ich als Prüfer und Sammler jederzeit alle verfügbaren Informationen polnischen Interessierten zur Verfügung gestellt, auch, wenn es sehr oft eine Einbahnstrasse war. Unsere Bücher wurden übersetzt oder Auszüge mit und ohne Referenzangaben entnommen. Man kann wirklich sagen, ohne unsere Forschung in Deutschland wäre die polnische Forschung auf diesem Gebiet noch nicht einmal da, wo sie heute ist.

Dieses Gesetz, das in allen europäischen Ländern existiert, aber wohl komplett unterschiedlich gelebt bzw. ausgelegt wird, könnte bei einer umfangreichen Information in Deutschland und Europa dazu führen, dass sich die Polen mit "ihrem" Kulturgut inzestiv selbst beschäftigen müssen. Ist es für die polnische Kultur hilfreich, wenn man z. B. die Bevölkerung bei einem Verkauf einer postgeschichtlich interessanten Sammlung über den Warschauer Aufstand so hochstachelt, dass die Kinder in Warschau für den Erwerb dieser Sammlung auf den Straßen Geld sammeln und dann der Staat (bzw. ein Museum) diese Sammlung nach rechtlicher Prüfung für ein Mehrfaches des tatsächlichen Marktwertes erwirbt? Glaubt man in Polen wirklich, dass dies im Rest Europas keiner merkt?

Trotz allem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass das Generalgouvernement eine gemeinsame - wenn auch sehr traurige - deutsch-polnische Geschichte darstellt.
Ich würde mich über Hilfe freuen:
-  Wer hat so etwas bereits durchgemacht?
-  Wer kann mir empfehlen, was ich tun kann, um diesen Kreislauf zu durchbrechen?
-  Sind wir Sammler und Forscher deutsch-polnischer Philatelie alle Verbrecher?
-  Bei all den Reisen und Anwaltskosten bin ich auch für finanzielle Hilfe dankbar!!!
-  Einen Rechtsschutz gibt es dafür nicht.
Eine Verbreitung dieser Informationen (stelle gerne weitere zur Verfügung) in Zeitungen und Fachzeitschriften ist durchaus erwünscht.

Arge Danzig, Rundschreiben 228, Seite 2080.


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Added: 01/07/2010
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