>> Danzig unter der Herrschaft des Deutschen Ordens:
Westen an das Herzogtum Pommern und die Mark Brandenburg, während im äußersten Nordosten das heutige Lettland und Estland unter die Fittiche des Schwarzen Adlers kamen. Die Weichsel stellt die Lebensader dieses gewaltigen Reiches dar. Den Städten Thorn im Süden und Danzig im Norden kam die größte wirtschaftliche Bedeutung zu. Der Orden, dessen Hochmeister seit 1310 ihren Sitz in der Marienburg, dem großartigsten deutschen Bauwerke des Mittelalters, nahmen, hat alles getan, um die landwirtschaftlichen Erträge dieses Landes zu steigern und ihre Überschüsse über die Ostsee und zwar über Danzig, Elbing und Königsberg dem europäischen Handel zuzuführen. Auch der Bernstein, der an seinen Küsten gefunden wurde, war in Lübeck und Brügge begehrt.
Die Ritter haben an diesem Handel unmittelbaren Anteil genommen, indem sie selbst zahlreiche Güter in den Verkehr brachten. Sie haben aber auch, wenigstens zunächst, die Kaufleute der Städte ihres Landes in der Ausübung ihres Gewerbes nicht behindert. Sie gestatteten diesen, dem Bunde der Deutschen Hanse beizutreten, der die Förderung des deutschen Handels nach dem Auslande sich zum Ziel gesetzt hatte. Die Stadt Danzig hat an den Tagungen der Deutschen Hanse seit 1361 regelmäßig teilgenommen und in ihr bald eine führende Rolle gespielt. Die Städte verblieben zwar unter der Herrschaft ihrer Landesherren, haben jedoch vielfach, wie gerade Danzig, eine selbständige Politik ausgeübt. So führten die Städte Krieg gegen König Waldemar von Dänemark. In dem Frieden von Stralsund 1370 wurde der Stadt Danzig als Siegespreis eine ertragreiche Fischfangstätte auf der Halbinsel Schonen zugeteilt. Eine ähnliche Niederlassung, die gleichfalls unter der Aufsicht des Danziger Rates stand, war Kowno in Litauen begründet. Als in den Kämpfen um die schwedische Kone am Ende des 14. Jahrhunderts zahlreiche Seeräuber auf der Ostsee die Schiffareht lähmten, rüstete Danzig zusammen mit anderen Städten des Ordensstaates und mit Unterstützung des Hochmeisters eine Flotte gegen sie aus. Danzig war auch an der Besetzung von Stockholm beteiligt, als diese Stadt den Hansestädten als Bürgschaft übergeben wurde. Da die Danziger Kaufleute ihre geschäftlichen Beziehungen weithin nach dem Osten und Westen ausgebreitet hatten, war der Rat bemüht, sie an den ausländischen Handeslplätzen, besonders in Holland und England, tatkräftig gegen Übergriffe zu schützen.
Die Vertreter Danzigs kamen mit den Ratsherren von Elbing, Thorn, Königsberg und den übrigen Städten des Ordenslandes regelmäßig zu Beratungen zur Förderung ihres Handels zusammen und haben sich auch nicht gescheut, gegen den Orden Stellung zu nehmen, als dieser um die Wende von 14. zum 15. Jahrhundert begann, die selbständige Wirtschaftspolitik seiner Städte zu beeinträchtigen. Der Orden war zwar zu einem solchen Vorgehen gezwungen, seitdem er durch den Zusammenschluß von Polen und Litauen 1386 zunehmend gefährdet war. Er mußte seine Untertanen zu höheren Abgaben und Leistungen heranziehen. Der Hochmeister konnte auch nicht mehr dulden, daß die Städte ohne sein Wissen und gegen seinen Willen eigene Beziehungen zu auswärtigen Staaten unterhielten. Es ist jedoch verständlich, daß die Städte, die an den Genuß ihrer "Rechte und Freiheiten" gewöhnt waren, diese Beschränkungen sich nicht gefallen ließen. Sie wollten vielmehr, wie es damals in vielen Ländern üblich wurde, an der Landesregierung beteiligt werden. Da der Orden jedoch diesen Forderung nicht genügen wollte, war der Bruch unvermeidlich.
Geschichte der Freie Stadt Danzig, Erich Keyzer, Seite 8.
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Added: 11/11/2010
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