100 Jahre Heinrich Köhler-Auktionen
>> Die berühmtesten Sammler seiner Zeit besuchten das Auktionshaus. Nicht ohne Grund – die meisten großen Sammlungen der damaligen Zeit wurden durch Heinrich Köhler versteigert. Es gibt wohl keine philatelistische Rarität, die nicht unter den Auktionshammer von Heinrich Köhler kam. Das seinerzeit gerade in der Entwicklung befindliche Prüfwesen in Deutschland prägte er auf eigene Weise, basierend auf einer soliden Fachausbildung, Anlage eines philatelistischen Archivs, Kenntnis einschlägiger Fachliteratur etc.
Heinrich Köhler verstarb am 22. Juni 1945. Bis dahin hatte er 116 Auktionen durchgeführt. Die geschäftlichen Aktivitäten wurden ab 1946 zunächst von seiner Witwe Anna weitergeführt. Durch die politische Entwicklung der Nachkriegszeit erfolgte aber 1948 die Enteignung des Berliner Firmensitzes in der Friedrichstr. 166. Anna Köhler verlegte deshalb diesen aufgrund familiärer Bindungen nach Wiesbaden, wo am 19. Mai 1949 die 149. Auktion des Hauses Köhler stattfand. Die Leitung des Hauses ging später auf die Tochter Henriette Köhler-Grosse über. Bedingt durch das 1967 erfolgte Ausscheiden der Tochter aus gesundheitlichen Gründen wurde die Firma in Form einer Kommanditgesellschaft vom Auktionator Hartmut C. Schwenn aus Frankfurt übernommen. Die Auktionen in Wiesbaden wurden jedoch unter dem Namen Köhler beibehalten.
Am 9. September 1970 wurde Volker Parthen alleiniger Inhaber des Auktionshauses Heinrich Köhler, das er in der Folgezeit durch neue Strategien und Konzepte (er richtete z. B. die erste EDV-Anlage in der Philateliebranche ein), Marktkenntnis und Kontakte wieder zu einer allerersten Adresse im internationalen Auktionswesen führte. Durch die engen Kontakte, die er über Jahrzehnte mit den großen Sammlern seiner Zeit pflegte, erreichte es Volker Parthen, dass die Firma Heinrich Köhler mit der Versteigerung vieler großen Sammlungen betraut wurde - so u. a. "Danzig" von Bernard A. Henning aus Chicago und "Deutsche Auslandspostämter und Kolonien" von Rolando Fuchs aus Buenos Aires. Absoluter Höhepunkt war die Veräußerung der weltweit größten bis dahin aufgebauten Sammlung der Franco-Marken altdeutscher Staaten des Amerikaners John Boker jun., die in insgesamt 19 Spezialauktionen über mehrere Jahre angeboten wurde. Der kommerzielle Erfolg war sensationell. Diesen absoluten Höhepunkt seiner beruflichen Tätigkeit überlebte Volker Parthen nur kurze Zeit. Er starb am 12. Februar 2000 plötzlich und unerwartet im 61. Lebensjahr. Das Auktionshaus wurde zunächst von der Witwe Claudia Parthen weiter geführt. Dennoch kam es in der folgenden Zeit zum Verkauf an die börsennotierte amerikanische Firmengruppe ESCALA, später umbenannt in SPECTRUM Group International.
2002 übernahm Dieter Michelson (Jahrgang 1960) die Geschäftsführung des Hauses Heinrich Köhler. Das Traditionsauktionshaus für das 21. Jahrhundert so aufzustellen, dass es seine Position als eine der führenden Adressen der Weltphilatelie sichert und ausbaut, das ist die große und spannende Herausforderung, der sich Dieter Michelson stellt. Dafür hat er die Maxime ausgegeben: Tradition und Innovation. Gleichzeitig schätzt und verkörpert Dieter Michelson – wie vor ihm Heinrich Köhler und Volker Parthen – die Kultur der persönlichen Begegnung und Nähe zu Kunden, Geschäftsfreunden und philatelistischen Partnern. Eine Aufsehen erregende Neuheit wurde in dieser Zeit entwickelt und eingeführt: In einer großformatigen Buchreihe unter dem Oberbegriff „Edition d’Or“ wurden hoch dekorierte internationale Exponate in kleiner Auflage publiziert und so weitgehend der Nachwelt erhalten.
Aus einer weltweit verbreiteten Pressemitteilung vom 20.10.2012 ging hervor, dass es Dieter Michelson gemeinsam mit Karl Louis (Jahrgang 1961), dem Geschäftsführer des Schweizer Auktionshauses CORINPHILA in Zürich, mit Hilfe eines Investors gelungen war, die Firmen Köhler und CORINPHILA sowie einige weitere international agierende Auktionsfirmen aus dem Imperium einer amerikanischen Auktionsgruppe herauszulösen. Dieser neue Firmenverbund wird unter der Bezeichnung Köhler & CORINPHILA Holding GmbH mit Sitz in Wiesbaden firmieren. Mit dieser Maßnahme ist die Selbständigkeit beider Häuser gesichert, und das Auktionshaus Heinrich Köhler ist nun wieder ein rein deutsches Unternehmen.
In Würdigung der grundsätzlichen Verdienste Heinrich Köhlers um das Prüfwesen vergibt die Firma Köhler jährlich den Heinrich-Köhler-Preis.
Quellen :
Firmengeschichte und Friedrich Nölke, BC Hannover von 1886.
Arge Danzig, Rundschreiben 240, Seite 2480.
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Added: 28/06/2013
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