>> Danzig Postrouten und Postgebüren in bewegten Zeiten.
> Die Postdtenste von Thum u. Taxis
Probleme gab es schon 1803 nach der Neuverteilung des Besitzes auf der rechten Rheinseite. Es wurde entschieden, daß Thum und Taxis die Postdienste ohne irgendwelche Beschränkungen in seinen ehemaligen Regionen wieder aufnehmen konnte. Preußen hielt aber den Fürsten von Thum und Taxis für einen Feind seines eigenen Postwesens und lehnte deshalb dessen Rechte in den neu zugewiesenen Gebieten ab. Es entschloß sich, die Rechte des Hauses von Thum und Taxis für 200 000 Thaler zu kaufen und war damit der erste Staat, der komplett mit der Reichspost brach.
Ende 1813 endete die Französische Herrschaft. Die freigegebenen ehemaligen deutschen Regionen wurden nun von einem provisorischen Ausschuß der Regierung verwaltet, dessen Vorsitz Freiherr von Slein. ein ehemaliger preußischer Minister, aber nun im russischen Staatsdienst, inne hatte. Seine Aufgabe bestand darin. Recht und Gesetz wiederherzustellen und daß der Postdienst so bald wie möglich wieder arbeiten konnte. Der Fürst von Thum und Taxis hatte die gute Idee, seine Dienstleistungen dem Ausschuß anzubieten, der das Angebot auch annahm. Mit der Verordnung vom 16. Januar 1814 erhielt Thum u. Taxis das Recht, einen provisorischen Postdienst in den befreiten Ländern aufzustellen. Obgleich Thum und Taxis einen Teil des Einkommens dem Ausschuß abzugeben hatte, hoffte es, sich dauerhaft niederlassen zu können.
Nach dem Fall Napoleons war auch der Fürst von Thum und Taxis einer der rechtmäßigen Antragsteller auf dem Wiener Kongreß. Dort wurden die Postrechte von Thum und Taxis, wie sie 1803 bestanden, wiederhergestellt. Preußen lehnte diese Rechte des Fürsten wiederum ab und verdrängte dessen Postdienste aus den wiedergewonnenen Gebieten. Der Fürst von Thum und Taxis verlangte nun von Preußen eine Entschädigung. Preußen entgegnete, daß solch eine Entschädigung bereits 1803 gezahlt wurde. Keine andere Wahl habend zog sich Thum und Taxis aus diesen Gebieten zurück. Das ging jedoch nur langsam vonstatten. Preußen nahm die Posttätigkeit nicht vor dem 1. Juli 1816 auf.
Bald nach der Niederlage Napoleons und dem folgenden Zusammenbruch Frankreichs suchten viele Länder Möglichkeiten, um Postverträge mit diesem Land abzuschließen. Ungeachtet der Kriegsvergangenheit Frankreichs war das Land mit seiner vorteilhaften geographischen Lage sehr geeignet für Transitpost von überall in Europa nach vielen Teilen der Welt. So schloß Thum und Taxis bereits am 30.4.1814 einen neuen provisorischen Vertrag ab für alle Post nach Frankreich von und über Preußen. Frankreich öffnete zu diesem Zweck zwei neue Austauschämter in Givet und in Saarbrücken französisches Territorium bis 1815). Dieser provisorische Vertrag mit Frankreich für den Austausch von Post aus den nord- und osteuropäischen Ländern bestand bis Mai 1818, als er durch den Vertrag zwischen Preußen und Frankreich abgelöst wurde.
Danzig
Nach der ersten Teilung Polens baute Preußen sofort Postkurse durch sein jüngst gewonnenes Land Westpreußen auf. Es versuchte auch, die polnische Post in Danzig zu überzeugen, um deren Geschäfte übernehmen zu können. Um die Danzlger sowie das polnische Postamt einzuschüchtern, öffnete Preußen im Oktober 1772 ein „Oberpostamt" im Vorort Stolzenberg, nicht weit vom „Hohen Tor". Das durchkreuzte die Arbeit des polnischen Postamts und führte zu dessen kompletter Isolierung. Viele Kaufleute brachten heimlich ihre Korrespondenz nach Stolzenberg, well die preußische Post schneller und zuverlässiger war. Am 9. April 1793, nach der zweiten Teilung Polens, zog das preußische „Oberpostamt" von Stolzenberg In dlo Stadt, und zwar In das Gebäude des ehemaligen polnischen Postamts.
Nach der Eroberung Danzigs durch Frankreich 1807 erhielt die neu gebildete „Freie Stadt" einen französischen Postdienst. Die Stadt schloß aber auch einen Vertrag mit Preußen ab, indem es den Postdienst für 3000 Thaler pro Jahr verpachtete. Dafür benötigte die Stadt die Erlaubnis von Napoleon und fragte deshalb Im Oktober 1809 an. Die Antwort des Kaisers ist leider nicht bekannt Nach dem Rückzug der Franzosen im Jahre 1814 stellte Preußen seinen Postdienst wieder her.
III. Postrouten und die sie begleitenden Stempel
Man muß wissen, daß alle diese französischen Eingangsstempel, die hier aufgeführt werden, auf Briefen zu finden sind, deren Porto durch die Empfänger bezahlt wurde. Im allgemeinen wurden die Durchgangs- und Eingangsstempel nicht Immer sauber abgeschlagen. Frankierte Briefe aus dieser Zelt kommen kaum vor.
Die wichtigsten Postrouten sind unten beschrieben, aber auch seltenere werden erwähnt. Andere Routen von Danzig-Briefen sind aus der Literatur bekannt. Da Ich nicht für alle Routen Belege besitze, zeige Ich nur die aus meiner Sammlung auf den folgenden Seiten. Es Ist sogar möglich, daß überhaupt nur ein Brief von Danzig solch eine Route nahm.
Die Zahlen wie (C1), (C2), usw. beziehen sich aul die nummerierten Brielabbildungen. Das Zeichen bedeutet den Auslausch zwischon zwoi Postdiensten, z. B. zwischen Preußen und Frankreich.
Rundschreiben 208, 2005, Literaturbeilage 847, Seite 4.
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Added: 14/07/2007
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