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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 201 - 4. Quartal 2003 » Ereignisse im Jahre 1939, Anton Auffenberg

Ereignisse im Jahre 1939
[Anton Auffenberg]

Unter dieser Überschrift möchte ich die (philatelistischen) Ereignisse nach dem 1. September 1939 verstanden wissen. Eis sind zwei Themen, die in den letzten Rundschreiben öfter zur Sprache ge­bracht wurden, also „Dauerbrenner" - nicht nur fürs Sommerloch. Die Themen sind:
1. Abschiedsserie
2. Gültigkeit deutscher Marken in Danzig

Dabei muss bei Thema Nr. 2 unterschieden wer­den zwischen der Gültigkeit der Gedenkmarken MiNr 714+715 und der reichsdeutscher Freimarken insgesamt.

Auch Herr Hulkenberg hat sich naher mit die­sen Themen befasst und mehrere zeitgenössische Artikel gefunden. Einige Auszüge daraus möchte ich wiedergeben, um „die Stimmung anzuheizen".

Zum Thema Nr. I zunächst ein Auszug aus dem Illustrierten Briefmarken Journal Nr. 22 vorn 18. November 1939. Dort heißt es:
„In den Nummern 19 und 20 des I.B.J. berichte­ten wir über die von der Danziger Post verausgab­ten 14 Werte mit Überdruck Deutsches Reich und teilweise neuem Wertaufdruck sowie über die dazu­gehörigen Postkarten. Diese Postwertzeichen wur­den also, wie oben gesagt, noch von der Danziger Post herausgebracht, waren nur in Danzig erhältlich und auch nur in Danzig zur Frankatur zu verwen­den. Aufgrund dieser Tatsachen musste diese Aus­gabe trotz des anders lautenden Aufdruckes philatelistisch noch zu Danzig gerechnet werden. Infolge­dessen brachten wir auch im Katalog-Nachtrag 3, der der Nummer 20 des I.B.J. beilag, diese Ausgabe unter der Überschrift Danzig.

Eine neuerliche Verordnung besagt jedoch u. a.: „Die von der früheren Landespostdirektion Dan­zig aus Anlass der Eingliederung am 28. September 1939 herausgegebenen Danziger Postwertzeichen mit Überdruck in Reichsmark und Reichspfennig können fortan auch zum Freimachen der im übrigen Reichsgebiet eingelieferten Postsendungen verwen­det werden."

Soweit das Zitat. Der Ausdruck „Eine neuerliche Verordnung besagt jedoch ..." in diesem Absatz ist logisch unverständlich. Eine neuerliche (also späte­re) Verordnung kann doch den ursprünglichen An­lass nicht im Nachhinein ändern. Demzufolge ist auch der folgende Passus logisch falsch:
„Somit sind diese Marken also auch philatelistisch als zu „Deutsches Reich" gehörig zu betrach­ten. Unsere Leser finden daher die 14 Werte auch in dem dieser Nummer beiliegenden Katalog-Nach­trag 4 unter Deutsches Reich aufgerührt unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Auflageverschiedenheiten."

letzteres ist übrigens immer noch ungeklärt. Ich denke, das Märchen von 2 Auflagen kann man ver­gessen.

Der Gedankenfehler wird für uns leicht ver­ständlich. wenn wir einmal an die wechselseitige Gültigkeit der Marken der Landespost Berlin und der Deutschen Bundespost denken. Sind dadurch die Berliner Marken bundesrepublikanische gewor­den?

Diese Frage muss ich wohl keinem Sammler be­antworten. Zwei Werte der Landespost Berlin, nämlich die MiNr 140 und 237, sind sogar an Schaltern in der Bundesrepublik verkauft worden - aber im Michel dort nicht katalogisiert!

Warum also diese Unlogik ? Hier waren wohl handfeste Interessen der Briefmarkenhändler aus dem Deutschen Reich im Spiel. Dazu tragen auch die Aussagen bei. die in einem Beitrag der Berner Briefmarken-Zeitung zu finden sind. Dort heißt es:
„Mit der Wiedervereinigung Danzigs übernahm auch die Reichspost die Verwaltung der Post im ehemaligen Gebiet der freien Stadt Danzig. Bis zum 30. September waren die bisherigen Marken gültig, die übriggebliebenen Bestände erhielten den Aufdruck „Deutsches Reich" und „Rpf.“ (Reichspfennig). Teilweise wurde auch die alte Wertangabe überdruckt und durch eine neue ersetzt. Die Ausgabe erfolgte ab 28. September. Die Nach­frage soll enorm sein. Wie uns unser Korrespondent mitteilt, wurde schon vom 2. Verkaufstag au nur I Satz pro Person abgegeben. Nach neuester Meldung sind die beiden hohen Werte schon aufgekauft wor­den, so dass nur noch die 12 kleinen Werte von der Post zu haben sind....

Kurz vor Redaktionsschluss erhielten wir von anderer Seite noch die Mitteilung: „Die Danziger Abschiedsserie wurde nur in ganz ungenügender Menge an den Schaltern zum Verkauf gebracht. Durch die reichsdeutschen Aufkäufer stiegen die Preise von Tag zu Tag. Der Verkauf von Freimar­ken ins Ausland ist derzeit verboten, wir können Ihnen höchstens Briefe zuadressieren."

Die Danziger Postverwaltung hat bisher immer genügend große Auflagen hergestellt, deshalb sind wir der Ansicht, dass auch die sog. Abschiedsserie nicht so selten ist, als wie sie von gewissen lauten gemacht wird."

Soweit der Zeitungsbericht. Der letzte Absatz muss verwundern: Wenn es eine Reichspost-Ausgabe gewesen wäre, wieso erwartete man dann von der Danziger Postverwaltung eine genügend große Autlage? Im übrigen war die Auflage wohl auf den Danziger Bedarf zugeschnitten und hierfür durch­aus ausreichend gewesen. Erst durch die Spekulati­onsaufkäufe der Reichsdeutschen (Briefmarken- händler) wurde sie so knapp.

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Arge Danzig, Rundschreiben 201, 4. Quartal 2003, Seite 1330.


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Added: 19/07/2007
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