Ereignisse im Jahre 1939
[Anton Auffenberg]
Unter dieser Überschrift möchte ich die (philatelistischen) Ereignisse nach dem 1. September 1939 verstanden wissen. Eis sind zwei Themen, die in den letzten Rundschreiben öfter zur Sprache gebracht wurden, also „Dauerbrenner" - nicht nur fürs Sommerloch. Die Themen sind:
1. Abschiedsserie
2. Gültigkeit deutscher Marken in Danzig
Dabei muss bei Thema Nr. 2 unterschieden werden zwischen der Gültigkeit der Gedenkmarken MiNr 714+715 und der reichsdeutscher Freimarken insgesamt.
Auch Herr Hulkenberg hat sich naher mit diesen Themen befasst und mehrere zeitgenössische Artikel gefunden. Einige Auszüge daraus möchte ich wiedergeben, um „die Stimmung anzuheizen".
Zum Thema Nr. I zunächst ein Auszug aus dem Illustrierten Briefmarken Journal Nr. 22 vorn 18. November 1939. Dort heißt es:
„In den Nummern 19 und 20 des I.B.J. berichteten wir über die von der Danziger Post verausgabten 14 Werte mit Überdruck Deutsches Reich und teilweise neuem Wertaufdruck sowie über die dazugehörigen Postkarten. Diese Postwertzeichen wurden also, wie oben gesagt, noch von der Danziger Post herausgebracht, waren nur in Danzig erhältlich und auch nur in Danzig zur Frankatur zu verwenden. Aufgrund dieser Tatsachen musste diese Ausgabe trotz des anders lautenden Aufdruckes philatelistisch noch zu Danzig gerechnet werden. Infolgedessen brachten wir auch im Katalog-Nachtrag 3, der der Nummer 20 des I.B.J. beilag, diese Ausgabe unter der Überschrift Danzig.
Eine neuerliche Verordnung besagt jedoch u. a.: „Die von der früheren Landespostdirektion Danzig aus Anlass der Eingliederung am 28. September 1939 herausgegebenen Danziger Postwertzeichen mit Überdruck in Reichsmark und Reichspfennig können fortan auch zum Freimachen der im übrigen Reichsgebiet eingelieferten Postsendungen verwendet werden."
Soweit das Zitat. Der Ausdruck „Eine neuerliche Verordnung besagt jedoch ..." in diesem Absatz ist logisch unverständlich. Eine neuerliche (also spätere) Verordnung kann doch den ursprünglichen Anlass nicht im Nachhinein ändern. Demzufolge ist auch der folgende Passus logisch falsch:
„Somit sind diese Marken also auch philatelistisch als zu „Deutsches Reich" gehörig zu betrachten. Unsere Leser finden daher die 14 Werte auch in dem dieser Nummer beiliegenden Katalog-Nachtrag 4 unter Deutsches Reich aufgerührt unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Auflageverschiedenheiten."
letzteres ist übrigens immer noch ungeklärt. Ich denke, das Märchen von 2 Auflagen kann man vergessen.
Der Gedankenfehler wird für uns leicht verständlich. wenn wir einmal an die wechselseitige Gültigkeit der Marken der Landespost Berlin und der Deutschen Bundespost denken. Sind dadurch die Berliner Marken bundesrepublikanische geworden?
Diese Frage muss ich wohl keinem Sammler beantworten. Zwei Werte der Landespost Berlin, nämlich die MiNr 140 und 237, sind sogar an Schaltern in der Bundesrepublik verkauft worden - aber im Michel dort nicht katalogisiert!
Warum also diese Unlogik ? Hier waren wohl handfeste Interessen der Briefmarkenhändler aus dem Deutschen Reich im Spiel. Dazu tragen auch die Aussagen bei. die in einem Beitrag der Berner Briefmarken-Zeitung zu finden sind. Dort heißt es:
„Mit der Wiedervereinigung Danzigs übernahm auch die Reichspost die Verwaltung der Post im ehemaligen Gebiet der freien Stadt Danzig. Bis zum 30. September waren die bisherigen Marken gültig, die übriggebliebenen Bestände erhielten den Aufdruck „Deutsches Reich" und „Rpf.“ (Reichspfennig). Teilweise wurde auch die alte Wertangabe überdruckt und durch eine neue ersetzt. Die Ausgabe erfolgte ab 28. September. Die Nachfrage soll enorm sein. Wie uns unser Korrespondent mitteilt, wurde schon vom 2. Verkaufstag au nur I Satz pro Person abgegeben. Nach neuester Meldung sind die beiden hohen Werte schon aufgekauft worden, so dass nur noch die 12 kleinen Werte von der Post zu haben sind....
Kurz vor Redaktionsschluss erhielten wir von anderer Seite noch die Mitteilung: „Die Danziger Abschiedsserie wurde nur in ganz ungenügender Menge an den Schaltern zum Verkauf gebracht. Durch die reichsdeutschen Aufkäufer stiegen die Preise von Tag zu Tag. Der Verkauf von Freimarken ins Ausland ist derzeit verboten, wir können Ihnen höchstens Briefe zuadressieren."
Die Danziger Postverwaltung hat bisher immer genügend große Auflagen hergestellt, deshalb sind wir der Ansicht, dass auch die sog. Abschiedsserie nicht so selten ist, als wie sie von gewissen lauten gemacht wird."
Soweit der Zeitungsbericht. Der letzte Absatz muss verwundern: Wenn es eine Reichspost-Ausgabe gewesen wäre, wieso erwartete man dann von der Danziger Postverwaltung eine genügend große Autlage? Im übrigen war die Auflage wohl auf den Danziger Bedarf zugeschnitten und hierfür durchaus ausreichend gewesen. Erst durch die Spekulationsaufkäufe der Reichsdeutschen (Briefmarken- händler) wurde sie so knapp.
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Arge Danzig, Rundschreiben 201, 4. Quartal 2003, Seite 1330.
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Added: 19/07/2007
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