>> Aushilfsstempel von Brunau
Ich habe einige Abdrucke abgebildet, um das zu demonstrieren.
Die frühen Typenräder-Stempel (Gitterstempel) der 90-er Jahre waren für eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren ausgerichtet. Folgerichtig wies das Typenrad für die 1. Ziffer der Jahreszahl nur die Ziffern 9, 0 und 1 auf. Die Stempel hielten aber länger. Als nun das Jahr 1920 anbrach, stellte man viel zu spät fest, dass eine „2" auf diesem Typenrad fehlte. Eine kurzfristige Lieferung neuer Typenräder war nicht möglich, so dass man sich anders behelfen musste. Im Falle Brunau setzte man das bisherige Typenrad für die 1. Jahresziffer an die Stelle der 2. Jahresziffer (die Ziffer 0 war ja auf diesem Typenrad vorhanden), das Typenrad für die 2. Ziffer der Jahreszahl wanderte auf die Stelle für die 1. Ziffer der Tageszahl und dieses Typenrad nun an die vakante Stelle der 1. Jahresziffer; alles klar (siehe Abbildung 1)?
Wenn man die gesamte Datums-angabe in Buchstaben ausdrückt, hatte die bisherige Angabe folgendermaßen ausgesehen:
T1T2.M.J1J2.+Std.-Zahl
Dabei wiesen die Ziffern T1 und J1 keinen, die anderen dagegen einen Punkt auf.
Die fett gedruckten Typenräder wurden nun 1920 umgestellt; danach war die Reihenfolge:
J2.T2.M.T1J1+ Std-Zahl
Man sieht nun auch, dass hinter der Jahresziffer kein Punkt mehr vorhanden war, dafiir nun aber zwischen der 1. und der 2. Tagesziffer. Dies ist in der Abbildung 1 leider nicht erkennbar; es liegt aber ein Abdruck 1.8.9.20 vor. Dieses Provisorium funktionierte offenbar gut, denn es wurde das ganze Jahr 1920 über beibehalten. Man hätte auch 1921 so weiter verfahren können, denn im ursprünglichen Typenrad für die 1. Jahresziffer, nun als 2. Jahres-ziffer eingesetzt, war ja auch eine „I" eingraviert.
Hätte - man hat aber nicht! Unbegreiflicherwei-se wurde Anfang 1921 eine weitere Manipulation vorgenommen. Das Typenrad, dass nun an der Stelle der I . Jahresziffer saß, wanderte an die Stelle der 2. Ziffer, für die 1. Ziffer wurde ein „-" eingestellt. Die 2. Jahresziffer (eine „1") schuf man dadurch, dass man die Stundenzahl 1-2 N einstellte, wobei man die „1" für die Jahreszahl nutzte. Es war nun allerdings nicht mehr möglich, die Stundenzahl zu verändern. Das war auch gar nicht notwendig, denn Brunau hatte vermutlich nur einen Postabgang am Tag. Die Datumsangabe hieß nun also:
12.T2.M.- T1+ Std-Zahl
Dies ist auf den Beispielen der Abbildung 2 gut zu erkennen.
Offensichtlich war man aber unzufrieden, dass die Stundenzahl nicht verändert werden konnte. Denn vom März 1921 liegen Abdrucke mit voller Jahreszahl und voller Stundenzahl vor. Was war geschehen ? Ganz einfach: Man war wieder zum System des Jahres 1920 zurückgekehrt, das man - wie ich oben schon zum Ausdruck brachte, eigentlich Anfang 1921 hätte weiter beibehalten können (Abbildung 3).
Lange währte diese neue Änderung aber nicht. Denn - und damit sind wir wieder am Anfang des Kapitels angelangt, im April 1921 erfolgte die provisorische Abstempelung mit dem „F". Nun war also doch end-lich ein neues Typenrad auf Lager, mit dem man auch die 20-er Jahre ordentlich darstellen konnte. Mir liegt ein „normaler" Abdruck vom -8.5.21.3-4 N vor (siehe auch Beispiel der Abbildung 4).
Normal ? Bis auf einen kleinen Fehler: Man hatte das Typenrad für V/N verkehrt herum eingesetzt; dies ist aus der Abbildung 4 gut zu erkennen: Das „V" steht Kopf, der Punkt ist oben links! Dieser Zustand liegt noch vom August 1921 vor. Bei einem Abdruck vom - 5.10.21 ist dieser Fehler bereinigt (Abbildung 5). Aber auch dieser (endlich !) „normale" Zustand hat nicht lange angehalten, denn bereits Anfang Dezember 1921 wurde dieser Stempel aus dem Verkehr gezogen und durch den mit der Inschrift „Freie Stadt Danzig" ersetzt.
In allen Fällen, wo Typenräder vertauscht wurden, musste der Stempel in die Werkstatt. Da Brunau nur diesen einen Aufgabestempel hatte, wurde als Notbehelf das „F" benutzt, also mehrere Male für kurze Zeit. Die im Katalog angeführte Begründung muss also korrigiert werden.
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Arge Danzig, Rundschreiben 198, 10.12.2002, Seite 1293.
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Added: 04/12/2015
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