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Gallery » Rundschreiben 122 - 2. Quartal, 1984 » Meine Erlebnisse 1945 - 1946 in Danzig

Harald Strohbusch                                                                                (geboren am 4.11.1932 in Danzig
Kokkedahler Weg 44
2262 Leck

Meine Erlebnisse 1945 - 1946 in Danzig

Seit Januar 1945 sah man in Schidlitz immer mehr Flüchtlinge die aus dem Osten kamen, die-Straßen waren oft verstopft. Wir wohnten im Kirchen Weg, direkt neben der großen, evange-lischen Kirche. Auf dem Kirchenplatz und im Rektorweg, waren ab ca. Februar eine Feldküche und eine Panzereinheit statio-niert. Ich war damals 12 Jahre alt, und für uns Jungen wares jedesmal ein Erlebnis, wenn wir auf einem Panzer bis Emaus mitfahren dürften. Die Panzer fuhren in Richtung Karthaus, und auch die Feldküche verpflegte eine Einheit in diesem Raum. Im Rektorweg waren auch die beiden Volksschulen. Die Mädchen-schule war vollgestopft mit russischen Gefangenen. In der Jungenschule war ein Feldlazarett untergebracht. Laufend wurden dort verwundete Soldaten eingeliefert. Je näher die Front rückte, umsomehr Verwundete wurden dort hingebracht. Die Sol-daten die dort ausgeladen wurden, hatten so garnichts helden-haftes mehr an sich, verschiedene sahen schrecklich aus. Da sahen auch wir Kinder die ganze Grausamkeit des Krieges mit eigenen Augen.

Der jüngere Bruder meines Vaters war Betriebsleiter bei Essig-Kühne in Neufahrwasser. Er lebte zum Schluß mit seiner, und einer befreundeten Familie in einem bombensicheren Keller in der Weidengasse. Meine Oma hatte er zu sich in diesen Keller genommen.

In der letzten Woche die wir in Schidlitz verbrachten, brachte ein Krankenwagen meine Oma zu uns. Sie war die einzige, die in dem Keller überlebt hatte, die anderen waren alle sofort tot. In der nächsten Nacht zogen wir uns noch an, als die Bombeb bereits fielen. Mein Vater war gerade auf den Häf gegangen, als die Bomben ganz in der Nähe einschlugen. Auf den Hof, und auf unsere Hausecke waren einige kleine Bomben gefallen. Ich saß im Zimmer daneben auf dem Bett und zog mich gerade an. Es wa-ren vielleicht 5 bis 8 Meter von mir bis zu den Einschlägen, aber die Zimmerwand war dazwischen- Wir bekamen die Haustüre nicht auf, weil etwas Schweres davor lag. Wir meinten erst es wäre mein Vater. Kurze Zeit später hörten wir Stimmen, auch die meines Vaters. Eine schwere Dachrinne war vor unsere Türe gefallen, und die großen Pflastersteine vom Hof, waren über-all verstreut, sogar durch das Dach waren einige geflogen. Mein Vater war durch den Luftdruck in den Flur des Nachbarhauses geflogen. Wir waren alle unverletzt. .

Der erste, der mit meinem Vater zusammen vor unserer Türe war, war ein junger Unteroffizier von den Panzern. Er hatte sich mit einer hübschen, jungen Witwe angefreundet die in unserem Nachbarhaus wohnte. Der Unteroffizier schlief bei ihr im 4. Stock. Im Unterhemd, und nur die Hose übergezogen war er als erster bei uns unten. Meih Vater und er holten uns aus unserer Wohnung, und der Soldat tröstete uns.

Meine Oma war danach mit den Nerven fertig, sie wollte zu ihren Töchtern, die am Sandweg wohnten. Mein Vater ließ sie durch das Rote Kreuz dort hinfahren.

Ab jetzt verließen wir den Luftschutzkeller nicht mehr. Die Front rückte schnell näher und auch die Luftangriffe wurden immer schlimmer, bis am 25. März der größte Luftangriff erfolgte.

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Arge Danzig, Rundschreiben 122, 4. April 1984, Seite 7.


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Added: 31/10/2015
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