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Gallery » Arge Danzig, Rundschreiben 210 - 1. Quartal 2006 » Meine Kindheitserinnerungen an Danzig-Schidlitz

>> Meine Kindheitserinnerungen an Danzig-Schidlitz
Harald Strohbusch

Ihm gegenüber befand sich der Falkhof, gleich neben der Sparkasse der Stadt Danzig. Durch eine große Toreinfahrt erreichte man einen im Viereck angelegten Gebäudekomplex, der von vielen Familien bewohnt wurde. Geradeaus führte eine sehr breite Steintreppe hinauf zur Weinbergstraße, und noch weiter hinauf ging es zum Nonnenacker.

Schidlitz bestand natürlich nicht nur aus der Karthäuser Straße. Das war die Hauptstraße, die zu beiden Seiten Parallelstraßen besaß: links die Oberstraße, rechts die Weinbergstraße. Alle führten nach Westen. Von der Weinbergstraße zweigten die Große und die Kleine Molde ab.

Wenn man vom Falkhof die Karthäuser Straße weiter nach Westen ging, kam man in den Kern des Vorortes Schidlitz. Auf der rechten Seite befand sich das Kino und daneben ein Kinderhort, der von Nonnen verwaltet wurde. Auf der linken Seite gab es viele Geschäfte, z. B. den Fleischer Wroblewski, bei dem wir Kinder für 5 Pfennige eine Tüte Grieben kaufen konnten, die wir dann als Leckerei vernaschten. Ebenso gab es ein Kurzwarengeschäft, einen Spielzeugladen und eine Apotheke, alle noch vor dem „Krummen Ellenbogen“. So wurde das Stück Straße genannt, wo die Karthäuser Straße einen Bogen nach rechts und ca. 50 Meter weiter einen nach links machte. An der letzten Biegung endete, von rechts kommend, die Weinbergstraße.

Wenn man nicht dem „Krummen Ellenbogen“ folgte, sondern geradeaus auf die evangelische Heilandskirche zuging, befand man sich im Rektorweg. Im Eckhaus auf der rechten Seite befand sich, mit der Front zum „Krummen Ellenbogen“, das Spirituosengeschäft Johannes Kroggel. Mit dem Eingang im Rektorweg waren hier aber auch die Polizeiwache und das Postamt untergebracht. Auf der linken Seite befanden sich zuerst die Knaben- und dann die Mädchenschule. Beide Schulen hatten eine gemeinsame Turnhalle. Die Schulplätze waren großzügig angelegt und durch Eisenzäune voneinander abgegrenzt. Die stattliche Heilandskirche (mit Kirchplatz) wurde am 17. September 1901 um 10 Uhr durch Ihre Majestät, die Kaiserin und Königin Viktoria-Luise, eingeweiht. Meine Eltern wurden in dieser Kirche getraut, wir vier Jungen getauft und meine drei Brüder konfirmiert. Schulkomplex und Heilandskirche füllten die ganze linke Seite des Rektorweges aus bis hinauf in die Oberstraße. Der Rektorweg endete am Kirchenweg, der die Verbindungsstraße zwischen der Oberstraße und der Karthäuser Straße bildete. Hier war der Klaaßen Berg, der zum Höhenzug Zigankenberg gehörte. Dieser kleine Berg war für uns Kinder das ganze Jahr über ein Spielplatz. Im Sommer konnte man im Sand spielen und Kugelbahnen für das Murmelspiel bauen. Im Winter fuhren wir auf Schlittschuhen den Berg hinunter.

Die Oberstraße endete links oben am Kirchenweg. Hier kamen zwei neue Straßen an, nämlich die Mittelund die Unterstraße. Im Kirchenweg gab es mehrere Geschäfte. Im Haus Nr. 6 war der Kolonialwarenladen der Frau Remus, in Nr. 6a, in dem wir wohnten, das Milchgeschäft Führer und an der Ecke zur Unterstraße das Kolonialwarengeschäft des Erwin Friedmann. Oben, kurz vor der Oberstraße, auf der linken Seite, befand sich die Bäckerei Schwarz. Der Fleischer Böhm hatte seinen Laden an der Ecke Karthäuser Straße. Gegenüber, noch auf dem Kirchenweg, war eine Kohlenhandlung. Einige Häuser weiter in Richtung Westen begann bereits Emaus.

Ich wuchs unter normalen Verhältnissen in Schidlitz auf und hatte rückblickend eine schöne Kindheit. Mit 6 ½ Jahren wurde ich 1939 eingeschult. Unsere Klassenlehrerin in der 1a hieß Fräulein Walter. Das Klassenfoto ist für mich eine schöne Erinnerung an Schidlitz.

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Arge Danzig, Rundschreiben 210, Seite 1483.


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Added: 08/02/2008
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