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>> Ueber das Flugpostsammeln

alle Flüge rentabel geworden und zwar nur dank den Sammlern, sowohl kurze Flüge als auch die sogenannten „Flugmeetings". Selbst die langen Flüge, wie jene zwischen Europa und Amerika oder zwischen Europa und Indochina haben ihre Kosten teilweise eingebracht und dies ist nur infolge der hohen Frankaturen der Flugbriefe möglich geworden. Sogar die Nordpolflüge haben zur Entstehung solchen Materials Anlass gegeben und man könnte sicher auf solche an den Nordpol adressierte Briefe oder Karten das Wort „Mache" aufkleben. Auch die Zeppelinflüge haben einen derartigen Erfolg und sind von solchen Machenschaften nicht frei. Das Interesse an den Flugpostbriefen wird nicht abnehmen, aber wahrscheinlich wird der Glaube an den reellen Charakter dieses Materials immer tiefer und tiefer sinken. Das ist keineswegs eine uns eingebildete Gefahr, und ernste, für ihre Sache begeisterte Sammler müssen jetzt „Vorsicht" rufen, um so alle Flugpostmache zu brandmarken und noch besser: um künftig solche Machenschaften zu verhindern.

Aber nicht nur reeller Wertgehalt, sondern auch Echtheit, so müsste das Motto unter den Flugpostsammlern lauten. Denn die Fälscher schlafen nicht und haben sich eine derartige goldene Gelegenheit nicht entgehen lassen. Sehr bald haben sie die Bedeutung dieses Sammelns begriffen und alle Möglichkeiten der Flugbrieffälschung genau ins Auge gefasst. Und sofort hiess es: An die Arbeit! so dass schon die ersten kostbaren Flugpostbriefe gefälscht worden sind — so kunstvoll und so raffiniert gefälscht, dass nur einige Spezialsammler in der Lage sind, die Tatsache der Fälschung zu entdecken. Und wie wenig Spezialisten und Prüfer gibt es, die diese Raritäten besitzen oder gar gesehen haben!

Ganzbrieffälschung ist heute nicht allzuschwer zu verwirklichen und manche Beispiele gibt es, welche zeigen, wie leicht es ist, Kuverts, Marken und Abstempelungen nachzumachen, wie leicht es ist, Prüfer zu täuschen. Ganz moderne Flugbriefe, für welche die Nachfrage ziemlich gering zu sein scheint, sind gefälscht — und wunderbar gefälscht — wie die sogenannten Ile de France-Flugbriefe —. Sehr grobe Fälschungen sind auch zahlreich und wie oft bietet man als Flugbriefe ganz gewöhnliche Briefe an, wie oft sieht man auf dem Markt Flugbriefe, die niemals geflogen sind. Gefälligkeitsabstempelung ist wirklich in der Aero-Philatelie zu einer wahren Kunst geworden und lässt sich sehr schwer — manchmal sehr leicht entdecken.

Es gibt also in diesem Zweig des Sammelns verschiedene „Handikaps", von denen man denken konnte, dass sie den Eifer der Sammler abkühlen mussten, aber bis jetzt lässt sich eine Verminderung der Zahl der Flugpostsammler nicht bemerken. Doch steht der arme Sammler zwischen der Charybdis der raffinierten Fälschungen und der Scylla der unreellen Flugbriefe, Flugmarken, ja sogar Fluglinien. Denn die Postverwaltungen wissen wohl wie man Flugpostlinien philatelistisch — wenn nicht technisch — rentabel machen kann.

Aehnliche Gefahren haben z. Zt. auch das Briefmarkensammeln und das Ganzsachensammeln bedroht, und doch zeigen diese beiden Arten des Sammelns jetzt wieder eine volle Gesundheit. Noch grösser sind freilich die Gefahren, mit denen die Flugpostsammler zu tun haben, doch haben sie seit einigen Jahren diese kennen gelernt und sie können sich nach und nach besser schützen. Mit Vorsicht sammeln! und dank der speziellen Literatur wird das Flugpostsammeln von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag neue Fortschritte machen.

Briefmarken Ausstellung, Danzig 1929, Seite 37.


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Added: 18/02/2016
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