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>> Was geht in Danzig vor?

Einer tüchtigen Geschäftsfrau nehmen wir es durchaus nicht übel, wenn sie Geschäfte machen will. Wie aber kommt eine staatliche Behörde, die in erster Linie die Interessen der Freien Stadt Danzig wahrzunehmen hat und im Dienste der Öffentlichkeit steht, dazu, eine einzelne Persönlichkeit oder Firma vor der Allgemeinheit zu bevorzugen, ihr sogar ein teilweises Monopol einzuräumen, indem sie ihr die Mittel in die Hand geben, große Geldgeschäfte mit künstlich geschaffenen "Raritäten" zu machen?

Die Danziger Markenflut

Man hatte sich, solange die Sache halbwegs normal war, daran gewöhnt, Danzig als ein Staatswesen zu betrachten, das recht unbekümmert trotz der verschiedensten Kritiken Marken ohne Hemmungen zur Ausgabe brachte. Es wurde manchmal tatsächlich recht toll getrieben, eine Serie jagte die andere. Aber zu jener Zeit - es war von Mitte 1920 bis Ende 1922 - war auch das Verlangen der Sammler nach neuen Marken, angefacht durch die Nachwirkungen der Kriegssammelwut, beinahe unstillbar und die Aufnahmefähigkeit des Marktes spottete aller "Eintagsfliegen". Allmählich wurden die Sammler wählerischer.

Die verschiedenen kleinen Staaten trieben es doch zu bunt, es erfolgte eine langsame, aber deutlich wahrnehmbare Abkehr von jenen Ländern, die zu offensichtlich "arbeiteten", und die klassischen Marken kamen nach längerer Pause wieder zu jenen Ehren, die ihnen gebühren. Daß trotz allem die Danziger Briefmarken bei der Sammlerwelt beliebt blieben, hat seinen Grund vornehmlich darin, daß es sich um die Postwertzeichen einer deutschen Stadt handelt und daß diese Marken immer mit deutscher Papiermark erworben werden konnten, auf die sie bis zum 1. November 1923 lauteten. Dadurch, daß vom 23. August 1923 an die Portosätze nach der Goldparität errechnet wurden - dies war in dem kleinen Staatswesen rasch und leicht durchführbar - wechselten die Postgebühren fast von Woche zu Woche und wurden immer phantastischer, um zuletzt mit 500 Millionenmarken die höchste Stufe zu erklimmen, die je Postwertzeichen erreicht haben. Im Nachfolgenden wollen wir versuchen, alle seit dem 1. September 1923 erschienenen Briefmarken Danzigs bis Ende Oktober lückenlos aufzuzählen, um unseren Lesern den Weg durch das Markenwirrwarr der Freien Stadt zu erleichtern.

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Rundschreiben 184, Literaturbeilage 989, 1.Juni 1999, Seite 5.


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Added: 19/11/2015
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