>> „Stumme" Feldpost-Stempel
[Anton Auffenberg]
Als Ergänzung empfehle ich auch den Literatur-Bericht Nr. 124 vom gleichen Verfasser über die Tarnung von Feldpost im Raum Danzig.
Als gesichert kann angenommen werden, dass nach der Entscheidung, im Raum Danzig fünf Feldpost-Stempelstellen einzurichten, die Danziger Postverwaltung die Bestellung entsprechender neuer Stempel in Auftrag gegeben hat. Bekannt ist anhand von Probeabdrucken vom 25.8.39 auch, dass die ersten drei Stempel bei der Firma Gleichmann in Berlin hergestellt wurden. Die Herkunft der beiden folgenden Stempel - etwas später in Auftrag gegeben - ist bisher nicht bekannt. Warum die Stempel die Inschrift „FELDPOST" erhielten ? Ich denke, dass die Verwendung (nur) bei der Feldpost hervorgehoben werden sollte; außerdem ist nicht bei allen Feldpoststellen eine direkte Zuordnung zu einer Danziger Postanstalt erkennbar. Die Stempel erhielten zur Unterscheidung die römischen Ziffern I bis V. Es ist müßig, darüber nachzudenken, warum man keine Unterscheidungsbuchstaben wählte.
Und noch ein weiteres Kriterium ist festzustel-len: Da die Danziger Postverwaltung zu dieser Zeit noch eine eigene Posthoheit hatte, hat sie in den Stempeln einen entsprechenden Hin-weis mit der Abkürzung dzg eingebracht (siehe Abbildung), wie sie ja auch ihre übrigen Tagesstempel besonders kennzeichnete, z.B. mit dem Zusatz „Freie Stadt Danzig".
Insgesamt denke ich, dass es ganz normale Aufgabestempel waren, die einen bestimmten Einsatzzweck verfolgen sollten. Ich bin nicht der Auffassung, dass es „Tarnstempel" gewesen sind.
Herr Böhm hat im Literatur-Bericht Nr. 124 einen weiteren, im Raum Danzig verwendeten Feldpoststempel beschrieben und abgebildet; er trägt zwar einen Unterscheidungsbuchstaben „a", aber nicht den Zusatz „dzg" (siehe Abbildung).
Dieser Stempel entspricht voll und ganz der Stempel-Technologie der Zeit nach der Aufgabe der Danziger Posthoheit Ende 1939. Er könnte quasi als „VI dzg" bezeichnet werden.
Anfang 1940 beginnt die Zeit der Aptierungen dieser Stempel. Die in der Literatur angegebene Begründung, dies sei zur „Tarnung" erfolgt, überzeugt mich nicht. Die Post hatte doch Erfahrung mit „Tarnstempeln". Wenn die Stempel nun schon bei ihrer Einführung als „Tarnstempel" bezeichnet wurden, dann überrascht doch, dass auch die .seiteren Aptierungen zur Tarnung erfolgt sein sollen.
Kann man der Post eine „häppchenweise" Erfahrung in dieser Hinsicht unterstellen, jedes Mal ein bisschen mehr ?
Meine Vermutung ist, dass es hierfür eine ganz andere Erklärung gibt: So, wie die normalen Tagesstempel nach Aufgabe der Danziger Posthoheit den Zusatz „Freie Stadt (Danzig)" verloren, hat man auch bei den Feldpost - Stempeln den Hinweis auf „Danzig" (dzg) entfernt. Die Aptierungen sind Mitte Januar 1940 in welligen Tagen vorgenommen worden, was wohl auf eine Anordnung einer vorgesetzten Stelle zurückzuführen ist. Die Anordnung wird aber nicht nur die Aptierung selbst, sondern auch deren Umfang enthalten haben.
So ist es erstaunlich, dass zwar bei drei Stemplen (I, III und IV) der Zusatz „dzg", bei zwei Stempeln (II und V) aber auch die römischen Unterscheidungsziffern entfernt wurden. Wenn alle Stempel bei derselben Stelle bearbeitet wurden, wäre das nicht erklärlich. Vermutlich sind also die Stempel, die im Postbetrieb dringend benötigt wurden und daher nicht mehrere Tage entbehrt werden konnten, von „stempelstellennahen" Werkstätten aptiert worden. Diese mögen die Verfügung nicht einheitlich interpretiert haben.
Die nächste Stufe der Aptierung (zusätzliche Entfernung der römischen Zahl) betrifft nur den Stempel IV. Hier liegt nur eine „lose" Kopie vor. Ob hier tatsächlich eine weitere Aptierung oder nur ein „Druckausfall" vorliegt, kann so nicht entschieden werden. Von den Stempeln I und III sind Aptierungen der römischen Zahl nicht bekannt.
Nun kommt der entscheidende Schritt, nämlich die Entfernung auch des Wortes „FELDPOST". Der Grund hierfür ist nun aber überhaupt nicht bekannt. Da die Stempel außer dieser Bezeichnung keine weiteren Angaben enthielten, war doch eine Tarnung gegeben. Solche Stempel als Danziger I herkunft zu erkennen, bedurfte schon einer philatelistischen Kenntnis. Überhaupt lag wohl eine Tarnungsabsicht gar nicht vor. In vielen Fällen waren weitere Angaben vorhanden, welche die Herkunft dokumentierten.
Bei Tarnungsabsicht wären wohl „durchge-rutschte" Einzelfälle denkbar, nicht aber die große Häufigkeit der Abweichungen. Dies hätte die Post sicher unterbunden. Seltsamerweise ist der Stempel II bis zum Ende (1945) in der Form mit FELDPOST beibehalten worden. Auch das widerspricht einer Tarnungsabsicht.
Worauf begründet sich überhaupt dieser Aptierungsschritt ? Es werden Merkmale der Stempel, wie z.B. Lücken, Deformierungen usw., angeführt. Wie sehr man sich dabei aber irren kann, möchte ich an zwei Beispielen demonstrieren.
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Arge Danzig, Rundschreiben 199, 2. Quartal 2003, Seite 1303.
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Added: 21/07/2007
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