Die Zoppoter Synagoge
Udo Mierau, Tel. 05042-8528
Vor mehreren Jahrzehnten berichtete mir ein polnischer Sammler aus Danzig, dass eine Ansichtskarte einer Zoppoter Synagoge existiere. Als gebürtiger Zoppoter und Sammler von Ansichtskarten meiner Geburtstadt gelang es mir trotz intensiver Bemühungen nie, solch eine Karte zu erwerben.
Am 26. Mai 2017 erschien in Danzig in der Zeitung „DZIENNIK BALTYCKI" (deutsch Baltische Tageszeitung) eine Abbildung dieser seltenen Ansichtskarte mit dazugehörigem erklärendem Text. Unter der Rubrik „Kartka z kalendarza" (deutsch Karte aus dem Kalender) steht — ins Deutsche übersetzt — die Überschrift „Die Synagoge in Zoppot hat vor 103 Jahren ihre Arbeit aufgenommen".
Sopocka synagoga zostala zniszczona w listopadzie 1938 r. „Die Synagoge in Zoppot wurde im November 1938 zerstört."
Im Danziger Vorort Zoppot (poln. Sopot), dem einstigen Fischerdorf und späteren mondänen Seebad an der Danziger Bucht, sind um 1860 die ersten jüdischen Einwohner dokumentiert. Im Jahre 1912 gründete sich eine eigene Gemeinde, nachdem in den Jahrzehnten zuvor ein Anschluss an die Kultusgemeinde Neustadt (poln. Wejherowo) bestand.
In der Roonstraße 1 (poln. ul. aebrowskiego 1) befand sich ein jüdisches Gotteshaus, das in den Jahren 1913/1914 erbaut worden war. Eine Spende des Danziger Kaufmanns Caspar Silberstein hatte den Bau ermöglicht. Architekt des Gebäudes mit seinen zwei Türmchen war Adolf Bielefeldt. Die feierliche Einweihung der Synagoge durch den Danziger Rabbiner Robert Kaelter erfolgte am 26. Mai 1914. Die gesamte Stadtprominenz nahm daran teil.
Bereits im Herbst 1937 kam es im Freistaat, in dem die NSDAP mit absoluter Mehrheit regierte, zu pogromartigen Ausschreitungen gegenüber jüdischen Händlern. Der November-Progrom 1938 verlief in Zoppot sehr gewalttätig. SA-Angehörige drangen in jüdische Wohnungen ein, zertrümmerten das Mobiliar, vergriffen sich an Schmuck und Wertgegenständen und misshandelten die Wohnungsinhaber. Nachdem die Synagoge ausgeraubt worden war, legte man Feuer. Erst der zweite Versuch führte dazu, dass das Gebäude bis auf die Grundmauern niederbrannte. Heute befindet sich an der Stelle ein mehrstöckiges Wohnhaus. Ein ehemaliges Mitglied der Gemeinde Zoppot hat eine Gedenktafel gestiftet, die in polnischer und englischer Sprache an das ehemalige jüdische Gotteshaus erinnert.
Anzahl der Juden in Zoppot bis 1945: 1895: 38; 1902: 99; 1910: 86; 1923: ca. 3.800; 1929: ca. 4.300; 1939: 140; 1945: 50
Quellen:
- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum
- Forum Danzig
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Arge Danzig, Rundschreiben 257, 4. Quartal 2017, Seite 3103.
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Added: 13/11/2017
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